IACM-Informationen vom 28. November 1998
- USA: Drogenbehörde schlägt Umstufung von synthetischem THC vor
- Großbritannien: Gründer eines Marihuana-Klubs wegen Drogenvergehen angeklagt
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
USA: Drogenbehörde schlägt Umstufung von synthetischem THC vor
Die US-Drogenbehörde (DEA, Drug Enforcement Administration) veröffentlichte am 5. November einen Vorschlag zur Umstufung von Marinol von der Stufe II in die Stufe III des amerikanischen Betäubungsmittelgesetzes. Diese Veränderung würde einer grösseren Zahl von Patienten Zugang zu diesem, in den USA zugelassenen synthetischen THC-Präparat ermöglichen.
Marinol, hergestellt von Unimed Pharmaceuticals, ist ein orales Medikament, dass in den USA Aids-Patienten bei Abmagerung und Appetitlosigkeit sowie Patienten während einer Krebschemotherapie verschrieben werden darf.
Medikamente der Stufe II sind Substanzen, die medizinische Indikationen besitzen, aber ein hohes Missbrauchspotential aufweisen (zum Beispiel Morphin, Kokain und Methadon), vergleichbar etwa der Anlage III des deutschen Betäubungsmittelgesetzes. Medikamente der Stufe III haben eine akzeptierte medizinische Verwendung und ein geringeres Missbrauchpotential (zum Beispiel Kombinationspräparate aus Kodein und Aspirin).
Die DEA hat sich vor ihrer Empfehlung intensiv mit der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA, Food and Drug Administration) beraten. Eine Studie, die im Juni dieses Jahres beim jährlichen wissenschaftlichen Treffen des Kollegiums für Probleme der Drogenabhängigkeit vorgestellt worden war, hatte gezeigt, dass Marinol wegen des langsamen Wirkungseintritts nur ein geringes Missbrauchspotential aufweist.
Die Annahme des DEA-Vorschlages würde nicht nur einen arzneilichen Vorteil für Patienten bedeuten, sondern auch einen ökonomischen für das Gesundheitswesen bedeuten, da sich der Verwaltungsaufwand für die Rezeptierung von Marinol verringern würde. Dies erklärte Dr. Ronald Goode, Präsident von Unimed Pharmaceuticals.
Die Öffentlichkeit hat bis zum 7. Dezember 1998 Gelegenheit, Kommentare, Widersprüche und Fragen für eine Anhörung zur vorgeschlagenen Umstufung anzubringen. Die Drogenbehörde wird dann über die Umstufung entscheiden.
(Quelle: Business Wire vom 5. November 1998)
Großbritannien: Gründer eines Marihuana-Klubs wegen Drogenvergehen angeklagt
Ein Mann, der ein Netzwerk zur Verteilung von Cannabis als Medizin an Kranke und Sterbende aufgebaut hat, wurde am 18. November wegen Drogenvergehen angeklagt. Bei dem 41jährigen Collin Davies aus Romney War nahe Stockport bei Manchester hatte die Polizei bei einer Hausdurchsuchung am 17. November 26 Cannabis-Pflanzen gefunden.
Davies ist einer der Gründungsmitglieder der Medizinischen Marihuana Kooperative, die vor zwei Wochen gegründet worden war, um qualitativ hochwertiges Cannabis an jene zu verteilen, die es zur Behandlung von Symptomen schwerer Erkrankungen benötigen.
Herr Davies, der angibt, an Rückenschmerzen zu leiden, sieht einer Anklage wegen Cannabisanbau, des Besitzes eines Betäubungsmittels mit der Absicht es weiterzugeben, des Anbietens eines Betäubungsmittels und Besitzes eines Betäubungsmittels entgegen. Er wurde von der Polizei gegen eine Kaution freigelassen und soll am 15. Dezember in Stockport vor dem Gericht erscheinen.
"Ich habe nie abgestritten, dass ich Cannabis angebaut habe, um meine eigenen Schmerzen und Leiden und die innerhalb der Kooperative zu lindern," erklärte er. "Wir haben uns zusammengefunden, um einen mitfühlenden Weg zu finden, um diese Medizin an Kranke und Sterbende zu verteilen und jetzt behandelt man mich so - stundenlang eingeschlossen in einer Zelle und angeklagt wie ein Krimineller."
Die Medizinische Marihuana Kooperative, die er mit zwei Kollegen aufgebaut hat, basiert auf den Ideen einer ähnlichen Gruppe in Los Angeles und hat strenge Regeln. Es wird ein Attest von einem Arzt mit der Diagnose verlangt, und die Mitglieder müssen einem Code zustimmen, der sie verpflichtet, die Droge privat zu verwenden und sie nicht zu verkaufen.
Davies Verhaftung erfolgte weniger als eine Woche, nachdem das Komitee für Wissenschaft und Technologie des Oberhauses einen Bericht veröffentlicht hat, in dem die zügige Legalisierung der Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke gefordert wird. Die Regierung hatte diesen Schritt jedoch grundsätzlich abgelehnt.
(Quelle: PA News vom 18. November 1998)
Kurzmeldungen
USA:
Am 19. November wurde Marvin Chavez, der sich mit Cannabis behandelt und Direktor der Orange County Patient-Arzt-Schwester Unterstützungsgruppe, wegen Marihuanabesitztes, Marihuanatransport und Marihuanaweitergabe in mehreren Fällen für schuldig befunden. Ihm drohen mehrere Jahre Gefängnis, wenn das Strafmaß am 8. Januar 1999 verkündet wird. Chaves leidet unter ankylosierender Spondylitis, einer degenerativen Gelenkentzündung der Wirbelsäule.
Der medizinischen Marihuana-Patientin Linda Jean Marlow wurde eine Gefängnisstrafe erspart, und sie wurde am 24. November zu sechs Monaten Hausarrest verurteilt. Marlow leidet an einigen schweren Erkrankungen, darunter Porphyrie, rheumatoide Arthritis und Fibromyalgie.
(Quellen: NORML vom 24. November 1998, The Lindesmith Center)
Schweiz:
Die Schweizer entscheiden in einer Volksabstimmung am 29. November, ob der Kauf und Besitz von Drogen in der Schweiz in Zukunft straffrei sein sollen. Befürworter erklären, die Initiative bedeute das Ende der Drogenmafia, während Gegner darauf hinweisen, dass sie die Schweiz als Paradies für Junkies isolieren werde. Der Plan würde die Schweiz zu dem einzigen Land der Welt machen, wo jeder Erwachsene über 18 Jahre nach Konsultation eines Arztes Betäubungsmittel von Marihuana bis Heroin, in staatlichen Läden oder Apotheken kaufen könnte.
(Quellen: dpa vom 25. November 1998, Reuters vom 26. November 1998)
Österreich:
Die sozialistische Partei, die Grünen und das Liberale Forum brachten in den Gemeinderat der Stadt Wien am 25. November einen gemeinsamen Antrag zur Anerkennung von Cannabis als Medizin bei bestimmten Krankheiten ein. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, Schritte zu unternehmen, damit Cannabis in bestimmten Fällen als Medizin verschrieben werden kann. Die Volkspartei und die Freiheitliche Partei lehnten den Antrag ab.
(Quelle: Wiener Zeitung vom 26. November 1998)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
Members only
Regular members can sign up for the new member area of the IACM to access exclusive content.
You need to become a regular member of the IACM to access the new member area.
IACM on Twitter
Follow us on twitter @IACM_Bulletin where you can send us inquiries and receive updates on research studies and news articles.