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IACM-Informationen vom 01. September 2018

Europa: Das EURopäische Parlament bereitet eine Resolution zur Unterstützung der medizinischen Verwendung von Cannabis vor

Das EURopäische Parlament bereitet eine Resolution für die medizinische Verwendung von Cannabis vor. Der Entwurf sagt unter anderem, dass „die Forschung im Bereich medizinisches Cannabis nicht ausreichend finanziert wurde“. Er “fordert die Mitgliedstaaten auf, den Ausbau des Wissens von medizinischem Personal zum Einsatz derartiger Arzneimittel auf Cannabis-Basis zu fördern und es in Betracht zu ziehen, es völlig dem professionellen Ermessen der Ärzte zu überlassen, Patienten mit entsprechenden Krankheiten Cannabis und Arzneimittel auf Cannabis-Basis zu verschreiben“.

Er “fordert die Kommission auf, mit den Mitgliedstaaten zusammenzuarbeiten, um den gleichberechtigten Zugang zu medizinischem Cannabis zu verbessern und dafür zu sorgen, dass die Kosten für medizinisches Cannabis, wenn dieses zugelassen ist, wie bei anderen Arzneimitteln auch von den Krankenversicherungen übernommen werden; fordert die Mitgliedstaaten auf, den Patienten eine sichere und gleichwertige Auswahl unterschiedlicher Arten von Arzneimitteln auf Cannabis-Basis zu bieten und sicherzustellen, dass die Patienten während ihrer Behandlung von spezialisiertem medizinischem Personal betreut werden“.

Europäisches Parlament vom 7. Juni 2018

Wissenschaft/Mensch: Cannabis-Lutschtabletten reduzieren Schmerzen in einer Beobachtungsstudie

In einer Beobachtungsstudie mit 49 Teilnehmern mit chronischen Schmerzen führten Cannabis-Lutschtabletten zu einer signifikanten Reduktion der Schmerzen. Die Studie wurde durch Untersucher der Palliative Care Corporation in Huntington Beach (USA) und anderen Institutionen aus den Niederlanden und Spanien durchgeführt. Trokie-Lutschtabletten sind eine standardisierte Zubereitung, die Cannabisextrakte zur Verabreichung von Cannabinoiden über die Mundschleimhaut enthält. Die Teilnehmer wurden gebeten, Ihre Schmerzwahrnehmung vor und 1 bis 12 Wochen nach Einnahme der Cannabis-Lutschtabletten anzugeben.

Es wurde eine mittlere Reduzierung der Schmerzwerte auf einer Skala zwischen 0 und 10 von 4,9 beobachtet. Der Beginn der Schmerzlinderung variierte typischerweise zwischen 5 und 40 Minuten, was mit einer zumindest teilweisen Absorption über die Mundschleimhaut vereinbar ist. Nebenwirkungen wurden von 16 Teilnehmern angegeben, von denen die häufigsten Schwindel/Gangunsicherheit, schlechter Geschmack und Rachenreizung/trockener Mund waren. Trotz der Nebenwirkungen gaben 90 % der Teilnehmer an, „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ mit dem Produkt zu sein.

Crowley K, de Vries ST, Moreno-Sanz G. Self-Reported Effectiveness and Safety of Trokie® Lozenges: A Standardized Formulation for the Buccal Delivery of Cannabis Extracts. Front Neurosci. 2018;12:564.

Wissenschaft/Zellen: Ein neuer Mechanismus, der an den krebshemmenden Wirkungen von CBD beteiligt ist

Es wurde nachgewiesen, dass CBD (Cannabidiol) die Freisetzung bestimmter Strukturen aus Krebszellen hemmt, die mit der Resistenz gegen Chemotherapeutika und dem Transfer von Faktoren, die Krebs fördern, verbunden sind. Diese Strukturen werden Exosome und Mikrovesikel (EMV) genannt. Es handelt sich um Strukturen, die von Zellen freigesetzt werden und durch den Transfer von Proteinen und genetischem Material an der Kommunikation zwischen Zellen beteiligt sind.

Wissenschaftler der School of Human Sciences der Metropolitan-Universität von London (Großbritannien) fanden diese neue Rolle von CBD als potentem Hemmer der Freisetzung von Exosomen und Mikrovesikeln aus drei Krebszelllinien: Prostatakrebs, Leberzellkrebs und Adenokarzinom der Brust. CBD reduzierte signifikant die Freisetzung von Exosomen bei allen drei Krebszelllinien und hemmte ebenso signifikant, wenn auch variabler, die Freisetzung von Mikrovesikeln. Diese Wirkungen von CBD waren dosisabhängig und Krebszelltyp-spezifisch. Die Forscher schlugen vor, dass „CBD verwendet werden kann, um Krebszellen empfindlicher für eine Chemotherapie zu machen“ und, dass „die bekannten Antikrebswirkungen von CBD zum Teil auf den regulierenden Wirkungen auf die Biogenese von EMV beruhen könnten“.

Kosgodage US, Mould R, Henley AB, Nunn AV, Guy GW, Thomas EL, Inal JM, Bell JD, Lange S. Cannabidiol (CBD) Is a Novel Inhibitor for Exosome and Microvesicle (EMV) Release in Cancer. Front Pharmacol. 2018;9:889.

Kurzmeldungen

Deutschland: Deutschland wird bis zu 1,5 Tonnen Cannabis jährlich aus den Niederlanden importieren
Da die Nachfrage nach medizinischem Cannabis schneller als erwartet gestiegen ist, hat der niederländische Gesundheitsminister Hugo de Jonge seinem deutschen Kollegen Jens Spahn versprochen, die jährliche Menge, die nach Deutschland exportiert wird, von den bisher versprochenen 700 kg auf bis zu 1,5 Tonnen zu erhöhen.
Spiegel Online vom 24. August 2018

Neuseeland: Vergabe der zweiten Lizenz für den Anbau von Cannabis
Ein Unternehmen der Ostküste wurde die zweite Organisation in Neuseeland, die eine Lizenz für den Anbau von Cannabis für Forschungszwecke für medizinisches Cannabis erhalten hat. Hikurangi Enterprises will das Zentrum der medizinischen Cannabisindustrie werden. Eine Universität war die erste Organisation, die eine Lizenz erhielt.
Radio New Zealand vom 26. August 2018

Wissenschaft/Mensch: Tabakkonsumenten haben reduzierte Konzentrationen von CB1-Rezeptoren im Gehirn
In einer Studie mit 18 Tabakrauchern und 28 Nichtrauchern von Tabak fanden Untersucher eine Reduzierung des Verteilungsvolumens von CB1-Rezeptoren um 20 % bei Tabakrauchern im Vergleich zu Nichtrauchern.
Nationales Institut für Seelische Gesundheit, Nationale Institute für Gesundheit, Bethesda, USA.
Hirvonen J, et al. Biol Psychiatry, 21. Juli 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum schützt vor Symptomen des unteren Harntrakts
In einer Studie mit 3037 Männern im Alter zwischen 20 und 59 Jahren, die an LUTS (Symptome des unteren Harntrakts wie plötzlicher Harndrang und unvollständige Blasenentleerung) leiden, gaben 14,4 % einen Cannabiskonsum an. Regelmäßige Cannabiskonsumenten gaben halb so wahrscheinlich LUTS an (Odds Ratio: 0,55). Die Autoren schrieben, das Übergewicht, Diabetes und andere Erkrankungen Risikofaktoren für LUTS waren. „Regelmäßiger THC-Konsum scheint jedoch vor LUTS zu schützen.“
Chirurgische Klinik, Universität von Chicago, USA.
Fantus RJ, et al, 21. August 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Viele Patienten mit Fibromyalgie profitieren nach einer Umfrage von einer Behandlung mit Cannabis
Nach einer Umfrage unter 383 israelischen Patienten mit Fibromyalgie verwendeten 84 % Cannabis und 44 % hatten eine Lizenz für die medizinische Verwendung von Cannabis. Die mittlere monatliche Dosis betrug 31,4 g und 80 % rauchten es. Eine Schmerzlinderung wurde von 94 % der Cannabisnutzer angegeben, und 93 % berichteten von einer gebesserten Schlafqualität. Von den lizenzierten Cannabiskonsumenten kauften 55 % Cannabis über die medizinische Vorgabe hinaus auf dem Schwarzmarkt. Etwa zwei Drittel (64 %) arbeiteten Voll- oder Teilzeit, und 74 % gaben an, „wie üblich“ am Straßenverkehr teilzunehmen.
Krankenhaus und Medizinische Fakultät von Nazareth, Israel.
Habib G, et al. Pain Res Treat. 2018;2018:7829427.

Wissenschaft/Zellen: Hanfsamen-Extrakte könnten wirksam gegen Akne vulgaris sein
In einer Studie mit bestimmten Hautzellen (HaCaT-Zellen) zeigte ein Hanfsamen-Hexanextrakt antimikrobielle Wirkungen gegen Propionibacterium acnes und übte entzündungshemmende und kollagenfördernde Wirkungen aus. Er hemmte zudem die Fettbildung. Die Autoren folgerten, dass dieser Extrakt „zur Behandlung der Akne vulgaris verwendet werden könnte“.
Kolleg für medizinische Wissenschaften, SoonChunHyang Universität, Asan, Korea.
Jin S, et al. PLoS One. 2018;13(8):e0202933.

Wissenschaft/Tier: Cannabinoide könnten in Kombination mit Standardchemotherapie das Behandlungsergebnis bei Gehirnkrebs verbessern
Forscher fanden heraus, dass die kombinierte Gabe von CBD und THC mit der Standardbehandlung Temozolomid einen starken tumorhemmenden Effekt beim Glioblastoma multiforme ergab, während die kombinierte Gabe dieser Cannabinoide zusammen mit BCNU, einem anderen Chemotherapeutikum zur Behandlung dieses Hirnkrebses, keine stärkere Wirkung als die jeweilige Behandlung allein zeigte.
Biologisches Institut, Complutense Universität, Madrid, Spanien.
López-Valero I, et al. Biochem Pharmacol, 17. August 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: CBD zeigt entzündungshemmende Eigenschaften in einem Tiermodell für Multiple Sklerose
In einem Mausmodell der multiplen Sklerose (EAE) verlangsamte der Einsatz von Cannabidiol (CBD) das Fortschreiten der Erkrankung, reduzierte die Infiltration durch bestimmte Immunzellen (T-Lymphozyten) in das zentrale Nervensystem und reduzierte die Spiegel entzündungsfördernder Zytokine (Interleukin-17, Interferon-Gamma). Die Behandlung mit CBD führte auch zu einer Zunahme der so genannten MDSC (myeloide Suppressorzellen), die die Vermehrung von T-Lymphozyten hemmen. Die Autoren folgerten, dass „diese Studien zum ersten Mal zeigen, dass eine CBD-Behandlung die EAE durch Induktion immunsuppressiver MDSC verbessern kann“.
Universität von South Carolina, medizinische Fakultät, Columbia, USA.
Elliott DM, et al. Front Immunol. 2018;9:1782.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum beeinflusst nicht die graue Substanz des Gehirns bei Schizophrenie
In einer Studie mit schizophrenen Patienten mit (N = 92) und ohne (N = 66) signifikantem Konsum von Cannabis und/oder Alkohol wurde für Cannabis gefunden, dass es „Defizite der grauen Substanz bei Schizophrenie nicht signifikant verstärkte“.
Medizinzentrum der Vanderbilt Universität, Nashville, USA.
Quinn M, et al. Psychiatry Res Neuroimaging. 2018;280:9-14.

Wissenschaft/Tier: Die Aktivierung des peripheren CB1-Rezeptors könnte Symptome des Reizdarms verbessern
In einem Mausmodell für Diarrhoe, vermehrte Beweglichkeit und Bauchschmerzen reduzierte ein synthetischer Agonist am CB1-Rezeptor (AM9405) diese Symptome. Einige dieser Effekte wurden durch 5-HT3-Rezeptoren vermittelt. Die Autoren folgerten, dass die Kombination aus CB1-Agonismus zusammen mit 5-HT3-Agonismus vielversprechend bei der zukünftigen Behandlung funktioneller Magendarmstörungen sein könnte.
Medizinische Fakultät, medizinische Universität von Lodz, Polen.
Salaga M, et al. EUR J Pharmacol. 2018;836:34-43.

Wissenschaft/Zellen: Cannabisextrakte sind wirksam gegen antibiotikaresistente Bakterien
Wissenschaftler untersuchten die antimikrobiellen Wirkungen von drei Pflanzenextrakten, darunter Extrakte aus Cannabis, gegen MRSA (Methicillin-resistente Staphylokokken). Sie fanden, dass die „Blattextrakte von C. sativa, T. orientalis und P. guajava ein Potenzial für die Kontrolle von sowohl im Krankenhaus als auch in der Öffentlichkeit erworbenen MRSA hatten“.
Saaii Kolleg für medizinische Wissenschaften und Technologie, Chaubepur, Indien.
Chakraborty S, et al. J Integr Med, 29. Juli 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: Wie CBD neuropathische Schmerzen reduziert
In Studien mit Ratten reduzierte CBD Schmerzen, die durch eine Nervenverletzung verursacht wurden, und diese Wirkung war vor allem durch die Aktivierung des TRPV1-Rezeptors bedingt. Die Angst wurde durch die Aktivierung des 5-HT1A-Rezeptors reduziert.
Klinik für Psychiatrie, McGill Universität, Montreal, Kanada.
De Gregorio D, et al. Pain, 27. August 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: Die Einnahme von faserreicher Kost und Stärke beeinflusst die Zahl der CB1-Rezeptoren
Es ist bekannt, dass Faserzusätze in der Nahrung die geistige Leistungsfähigkeit verbessern können. Ratten wurden mit einer fettreichen Nahrung ernährt, was eine Zunahme der Zahl der CB1-Rezeptoren und anderer Rezeptoren in Hirnregionen, die an der geistigen Leistungsfähigkeit und Appetit beteiligt sind, verursachte. Die Zugabe von Fasern und Stärke in der Nahrung reduzierte diese Wirkung. Die Autoren schrieben, dass „eine erhöhte Fasereinnahme günstige Wirkungen zur Verbesserung des Lernens und des Gedächtnisses haben kann, sowie einen extensiven Appetit reduzieren kann“, während einer fettreichen Ernährung.
Institut für pathogene Biologie und Immunologie, medizinische Universität Xuzhou, China.
Yu Y, et al. Mol Nutr Food Res. 2018:e1800422.

Wissenschaft/Mensch: Eine genetische Untersuchung zeigt einen positiven Einfluss des Schizophrenierisikos auf Cannabiskonsum
In der größten Genom- weiten Untersuchung für Lebenszeit-Cannabiskonsum mit mehr als 180.000 Teilnehmern erklärten Gene 11 % des Risikos für Cannabiskonsum. Die „Analyse zeigte Hinweise für einen ursächlichen positiven Einfluss des Schizophrenierisikos auf Cannabiskonsum“ und nicht andersherum.
Institut für Verhaltenswissenschaften, Radboud Universität, Nimwegen, Niederlande.
Pasman JA, et al. Nat Neurosci, 27. August 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: CBD-Blutkonzentrationen nach dem Rauchen von CBD-Zigaretten
In der Schweiz ist Cannabis mit einem THC-Gehalt von weniger als 1 % und hohem CBD-Gehalt zunehmend populär. Untersucher analysierten THC- und CBD-Blutkonzentrationen nach einmaligem Konsum und nach einer Woche täglichen Konsums von 0,2 g Cannabis mit THC-Konzentrationen von 0,94 % und 0,8 % und CBD-Konzentrationen von 23,5 % und 17 %. THC-Blutkonzentrationen erreichten nach 4 Stunden 2,7 und 4,5 ng/ml nach einer einzigen und nach einwöchiger Verwendung und CBD-Konzentrationen von 45,7 und 82,6 ng/ml.
Institut für forensische Medizin der Universität Basel, Schweiz.
Meier U, et al. Forensic Sci Int. 2018;291:62-67.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit weniger Schmerzen nach orthopädischen Operationen verbunden
In einer Studie mit 937 Patienten, die sich einer orthopädischen Operation unterzogen, war Cannabiskonsum mit einer geringeren Schmerzintensität an der Operationsstelle und einer besseren Aktivität der unteren Extremitäten verbunden.
Klinik für Rehabilitation und Orthopädie, Universität von Maryland, Baltimore, USA.
Medina SH, et al. Int Orthop, 22. August 2018 [Im Druck]

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