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IACM-Informationen vom 18. Februar 2017

Wissenschaft/Mensch: Cannabis verbesserte in einer kontrollierten Studie das Überleben von Patienten mit aggressivem Hirnkrebs

Ein Cannabisextrakt mit THC und CBD verbesserte das Überleben von Patienten mit einem Glioblastom-Rückfall, einem besonders aggressiven Hirntumor, wenn er zusammen mit einer Standardtherapie verabreicht wurde. Dies ist das Ergebnis einer placebokontrollierten Studie mit 21 Patienten, von der der Hersteller des Cannabisextrakts Sativex GW Pharmaceuticals aus Großbritannien berichtete. 12 Patienten erhielten Sativex zusammen mit Telozolomid, und 9 Patienten erhielten Telozolomid und ein Placebo.

Die Studie zeigte, dass 83 % der Patienten mit einem dokumentierten Glioblastom-Rückfall, die mit THC und CBD behandelt wurden, noch nach einem Jahr lebten, verglichen mit 53 % bei Patienten in der Placebo-Gruppe (p = 0,042). Das mediane Überleben lag in der Cannabisgruppe bei mehr als 550 Tagen, verglichen mit 369 Tagen in der Placebo-Gruppe. In der Pressemitteilung heißt es: „GW hat substantielle vorklinische und logische Forschung mit verschiedenen Cannabinoiden bei verschiedenen Krebsarten durchgeführt, darunter Gehirn, Lunge, Brust, Bauchspeicheldrüse, Melanom, Gebärmutter, Magen, Nieren, Prostata und Harnblase. Diese Studien haben zu etwa 15 Publikationen geführt und zeigen die multimodalen Wirkungen von Cannabinoiden auf eine Anzahl von Schlüssel-Signalwegen, die mit dem Wachstum und Fortschreiten von Tumoren verbunden sind.“

Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 7. Februar 2017

Wissenschaft/Mensch: Cannabis könnte nach einer kleinen klinischen Studie hilfreich bei der Behandlung der ADHS sein

Der Cannabisextrakt Sativex verbesserte nach einer Studie von Forschern des King‘s College London und anderen medizinischen Institutionen aus London (Großbritannien) die Hyperaktivität und Impulsivität bei Patienten mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Die Daten wurden beim 29. ECNP-Kongress, der vom 17. bis 20. September 2016 in Wien (Österreich) stattfand, vorgestellt und in EURopean Neuropsychopharmacology veröffentlicht. 30 Patienten mit ADHS erhielten vier Wochen lang entweder Sativex oder ein Placebo.

Es gab eine signifikante Verbesserung der Hyperaktivität/Impulsivität (p = 0,03) und einen Trend zur Verbesserung bei mangelnder Aufmerksamkeit, kognitiver Leistungsfähigkeit und emotionaler Labilität. Die Autoren schrieben, dass „obwohl individuelle Befunde keine konventionellen Signifikanz-Niveaus erreichten, die Effekte über viele Maßzahlen konstante Verbesserungen der Kognition und des Verhaltens zeigten. ADHS könnte eine Untergruppe von Personen darstellen, die durch die Verwendung von Cannabinoiden eine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit und eine Reduzierung der ADHS-Symptome erzielen könnte.“

Cooper RE, Williams E, Seegobin S, Tye C, Kuntsi J, Asherson P. Cannabinoids in attention-deficit/hyperactivity disorder: a randomised-controlled trial. EURopean Neuropsychopharmacology 2016;26:S130.

PowerPoint-Präsentation des Vortrags

Schweden: Die ersten Patienten erhalten eine Erlaubnis zur Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke

Zwei Patienten haben die Erlaubnis bekommen, Cannabisblüten zur Linderung Ihrer chronischen Schmerzen zu verwenden. Es ist das erste Mal, dass die Droge in Schweden verschrieben wurde. Die Entscheidung fiel im Falle von zwei Patienten mit Rückenverletzungen, nachdem Ärzte Anträge an die MPA (Agentur für Medizinische Produkte) auf eine Erlaubnis zur Verschreibung von Cannabis für Ihre Schmerzen gestellt haben. Am 27. August 2015 sprach ein schwedisches Gericht einen Schmerzpatienten frei, der Cannabis illegal verwendete, weil ihm kein anderes Medikament half.

„Ich bin glücklich, dass die MPA diesen pragmatischen Schritt getan hat und [Cannabis] für Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen kein anderes zugelassenes Medikament Linderung verschafft, verfügbar gemacht hat“, erklärte Fredrik von Kieseritzky, Doktor für organische Chemie und medizinische Chemie, der die Ärzte der beiden Patienten beraten hatte. Die Regeln für die Erlaubnis sehen vor, dass die Erlaubnis zur Verschreibung für jeden einzelnen individuellen Patienten beantragt werden muss. Die beiden Patienten mit Genehmigung werden Cannabis über das niederländische Unternehmen Bedrocan erhalten.

The Local vom 12. Februar 2017

www.cannabis.se vom 28. August 2015

Irland: Ein Regierungsbericht empfiehlt die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke

Irland bewegt sich in Richtung auf eine Legalisierung der Verwendung von Cannabis zur Behandlung spezifischer Erkrankungen, nachdem ein Bericht, der von der Regierung in Auftrag gegeben wurde, erklärte, dass die Droge einigen Patienten mit bestimmten Erkrankungen gegeben werden könnte. Der irische Gesundheitsminister, Simon Harris, erklärte, dass er die Verwendung von medizinischem Cannabis dort unterstützen würde, „wo Patienten nicht auf andere Behandlungen angesprochen haben und es einige Hinweise gibt, dass Cannabis wirksam sein könnte“.

Im Bericht heißt es, dass Cannabis Patienten mit einer Anzahl von Erkrankungen gegeben werden könnte, darunter Multiple Sklerose und schwere Epilepsie, sowie zur Linderung von Symptomen der Chemotherapie. „Ich glaube, dass dieser Bericht einen signifikanten Meilenstein bei der Entwicklung der Politik in diesem Bereich markiert“, erklärte Harris. „Dies ist etwas, was ich gern voranbringe, aber ich bin auch verpflichtet, auf der Basis des besten klinischen Rates vorzugehen.“ Im letzten November bat Harris die irische Behörde für Regulierung von Gesundheitsprodukten (HPRA), die jüngsten Erkenntnisse zur Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke zu untersuchen und wie die Vorgehensweise, dieses zu erleichtern, in anderen Ländern funktioniert.

The Guardian vom 10. Februar 2017

Wissenschaft/Mensch: THC zeigte gemischte Ergebnisse bei der Behandlung von Schmerzen und Spastik bei Multiple Sklerose

Schmerzen und Spastik wurden in einer placebokontrollierten Studie mit 24 Patienten, die an Multiple Sklerose litten, durch ein THC-Präparat des Unternehmens Echo Pharmaceuticals reduziert. Dies zeigt Forschung verschiedener wissenschaftlicher Institutionen in Leiden und Amsterdam (Niederlande). Die Patienten erhielten 4 Wochen lang entweder ein Placebo oder orales THC.

Die Schmerzen wurden signifikant reduziert, wenn sie direkt nach der THC-Gabe in der Klinik gemessen wurden, jedoch nicht bei Messung in einem Tagebuch. Ein ähnliches Muster wurde bei der subjektiven Muskelspastik festgestellt. Andere klinische Ergebnisse unterschieden sich nicht zwischen der aktiven Behandlung und dem Placebo.

van Amerongen G, Kanhai K, Baakman AC, Heuberger J, Klaassen E, Beumer TL, Strijers RL, Killestein J, van Gerven J, Cohen A, Groeneveld GJ. Effects on Spasticity and Neuropathic Pain of an Oral Formulation of Δ9-Tetrahydrocannabinol in Patients With Progressive Multiple Sclerosis. Clin Ther, 9. Februar 2017 [im Druck]

Kurzmeldungen

Peru: Die Regierung verspricht, Cannabis für medizinische Zwecke zu legalisieren
Präsident Pedro Pablo Kuczynski erklärte, dass er plane, die medizinische Verwendung von Cannabis zu erlauben, und dass seine Pläne von einer Polizeirazzia in Lima herrühren, in einem Haus, wo eine Gruppe von Eltern angetroffen wurde, die Cannabis angebaut haben, um Öl für die Behandlung von Kinderepilepsie herzustellen. Die Regierung erklärt, dass es dem von der Opposition dominierten Parlament einen Plan zur Legalisierung der medizinischen Verwendung von Cannabis „für die Behandlung schwerer und terminaler Erkrankungen“ vorlegen werde.
The Independent vom 9. Februar 2017

Israel: Israel ergreift Maßnahmen, um den Export von medizinischem Cannabis zu erlauben
Ein israelisches Regierungskomitee gab seine erste Zustimmung für den Export von medizinischem Cannabis. In einer Stellungnahme der Regierung, in der über die Abstimmung berichtet wurde, heißt es, dass es Monate dauern könne, bevor das Gesetz das Parlament passiert habe.
Reuters vom 5. Februar 2017

Wissenschaft/Mensch: Eine Behandlung mit Palmitoylethanolamid und Polydatin verbesserte Schmerzen bei Reizdarm
In einer 12-wöchigen placebokontrollierten Studie mit 44 Patienten mit Reizdarm verbesserte die Gabe von zweimal täglich 200 mg Palmitoylethanolamid und 20 mg Polydatin signifikant die Schmerzen. Die Autoren schrieben, dass „der deutliche Effekt der Nahrungsergänzungsmittel Palmitoylethanolamid/Polydatin bei abdominellen Schmerzen bei Patienten mit Reizdarm nahelegt, dass dies eine viel versprechende natürliche Herangehensweise für die Schmerzbehandlung bei dieser Erkrankung ist“.
Universität von Bologna, Italien.
Cremon C, et al. Aliment Pharmacol Ther, 6. Februar 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Nabilon war nicht wirksam bei der Reduzierung von postoperativer Übelkeit und Erbrechen
In einer Studie mit 140 Patienten, die sich einer Operation unter Vollnarkose unterzogen und ein erhöhtes Risiko für postoperative Übelkeit und Erbrechen aufwiesen, war Nabilon in einer Dosis von 0,5 mg einem Placebo bei der Symptomreduzierung nicht überlegen.
Klinik für Anästhesie, Universität von Toronto, Kanada.
Levin DN, et al. Can J Anaesth, 3. Februar 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Tier: CBD reduziert die Aufnahme von Alkohol bei alkoholabhängigen Mäusen
CBD, das Mäusen in Dosen zwischen 30 und 120 mg/kg Körpergewicht verabreicht wurde, reduzierte mehrere Zeichen der Alkoholabhängigkeit, inklusive Alkoholkonsum und Alkohol-induziertem Rückfall. Die Autoren schrieben, dass „diese Befunde deutlich nahelegen, dass CBD nützlich bei der Behandlung von Alkoholkonsumstörungen sein könnte“.
Instituto de Neurociencias, Universidad Miguel Hernández-CSIC, Spanien.
Viudez-Martínez A, et al. Addict Biol, 13. Februar 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: Eine Zunahme von Endocannabinoiden reduzierte Darmkrebs
In Mausmodellen von Darmkrebs reduzierte ein Hemmer des Abbaus des Endocannabinoids 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) die Tumorentwicklung. Die Endocannabinoidspiegel wurden durch die Hemmung durch die Monoacylglycerollipase (MAGL), die für den Abbau von 2-AG verantwortlich ist, erhöht.
Pharmazeutisches Institut, Universität von Neapel Federico II, Italien.
Pagano E, et al. Pharmacol Res, 10. Februar 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Zellen: Die Aktivierung des CB2-Rezeptors induziert den Zelltod von Harnblasenkrebszellen
Die Aktivierung des CB2-Rezeptors führte zu einer Ceramid-vermittelten Apoptose, einer Form des programmierten Zelltods, von Harnblasenkrebszellen. Ceramide sind eine Familie von Fettmolekülen, die eine Rolle beim Zellwachstum und Apoptosen spielen.
IRCCS Ospedale San Raffaele, Mailand, Italien.
Bettiga A, et al. Sci Rep. 2017;7:42157.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum hatte keinen relevanten Einfluss auf das Ergebnis einer Verhaltenstherapie bei gleichzeitigem Vorliegen von PTBS und Substanzkonsumstörungen
Bei 136 Personen, die kognitive Verhaltenstherapien gegen posttraumatische Belastungsstörung und zugleich gegen Substanzkonsumstörungen erhielten, war die Verwendung von Cannabis nicht mit schlechteren Ergebnissen der Behandlung verbunden.
Psychologisches Institut, The City College of New York, USA.
Ruglass LM, et al. J Clin Med. 2017;6(2).

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum verändert Immunzellen auf eine Art und Weise, die nützliche Wirkungen bei entzündlichen Erkrankungen und Krebs unterstützt
Forscher untersuchten periphere Immunzellen im Blut von Cannabiskonsumenten und fanden eine Reduzierung von Signalwegen, die wichtig für Entzündungen und für die Zellteilung sind. Allerdings resultierte die langzeitige Cannabis Exposition bei 2 Patienten in einem Rückgang dieser Wirkung. Die Autoren schrieben: „obwohl diese Daten eine starke mechanistische Rationale für die klinische Verwendung von medizinischem Marihuana bei entzündlichen und onkologischen Erkrankungen liefern, könnte Vorsicht bei der anhaltenden Verwendung solcher Zubereitungen angeraten sein“.
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Erasmus Universität von Rotterdam, Niederlande.
Utomo WK, et al. Front Mol Neurosci. 2017;10:14.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum und Alkoholkonsum waren mit einer Zunahme des Schizophrenierisikos verbunden
Eine longitudinale landesweite dänische Studie mit 3.133.968 Personen fand heraus, dass eine Substanzmissbrauch-Diagnose das Gesamtrisiko für die Entwicklung einer Schizophrenie erhöhte. Cannabiskonsum (Hazard Ratio 5,2) und Alkohol (Hazard Ratio 3,38) zeigten die stärksten Assoziationen.
Universität Krankenhaus Kopenhagen, Dänemark.
Nielsen SM, et al. Psychol Med. 2017:1-10.

Wissenschaft/Tier: Cannabinoide schwächen die Depressionen durch Stress aufgrund sozialer Isolation ab
In einem Mausmodell für Depressionen, die durch Stress aufgrund sozialer Isolation verursacht worden waren, schwächte die Aktivierung des CB1- und des CB2-Rezeptors durch ein synthetisches Cannabinoid die Symptome ab.
Forschungszentrum für experimentelle Medizin, Universität von Teheran für medizinische Wissenschaften, Iran.
Haj-Mirzaian A, et al. Brain Res Bull, 1. Februar 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Tier: Beta-Caryophyllen reduzierte die Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit
Eine Verbindung aus Beta-Caryophyllen und Hydroxypropyl-Beta-Cyclodextrin wurde Ratten gegeben, um seine Wirkungen auf kognitive Defizite bei vaskulärer Demenz von Ratten zu untersuchen. Die Forscher zeigten, dass diese Verbindung die Zahl der CB2-Rezeptoren im Hirngewebe erhöhen kann, insbesondere im Hippocampus und der weißen Masse. Die Studie zeigte schützende Wirkungen der Verbindung gegen kognitive Defizite, die durch eine chronische Mangelversorgung des Gehirns mit Blut verursacht werden.
Pharmazeutisches Institut, medizinische Universität von Chongqing, China.
Lou J, et al. Front Pharmacol. 2017;8:2.

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