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IACM-Informationen vom 06. Oktober 2012

Wissenschaft/Mensch: Cannabis wirkt sich bei verschiedenen Personen unterschiedlich aus und das kann man auf Bildern der Gehirnaktivität erkennen

In einer klinischen Studie mit 21 gesunden Männern, die 10 mg orales THC erhielten, reagierten einige Teilnehmer mit vorübergehenden leichten psychotischen Symptomen und die anderen nicht. Und dieser Unterschied war mit Unterschieden der Gehirnaktivität, die sich in Darstellungen des Gehirns zeigte, verbunden. Dies ist das Ergebnis einer Placebo kontrollierten Studie an der Klinik für Psychiatrie des King’s College London (Großbritannien) unter der Leitung von Prof. Philip McGuire, Direktor der Abteilung für Psychose-Studien des Instituts. Die Gruppe wurde auf der Basis einer Skala, die für die Messung so genannter „positiver“ Symptome bei Schizophrenen verwendet wird, nach der THC-Gabe eingeteilt. Es gab 11 Teilnehmer mit vorübergehenden psychotischen Symptomen (Veränderungen der Wahrnehmung, Gefühle von Großartigkeit, etc.) und 10 Teilnehmer ohne solche Symptome.

Beide Gruppen wiesen eine unterschiedliche Aktivierung in bestimmten Gehirnregionen auf (linke parahippocampale Gehirnwindung, linke und rechte mittlere temporale Gehirnwindung und rechtes Kleinhirn). In diesen Regionen führte THC im Vergleich zum Placebo in beiden Gruppen zu entgegengesetzten Wirkungen. Die Personen mit vorübergehenden psychotischen Effekten wiesen im Vergleich zu der anderen Gruppe zudem eine geringere Aktivierung in der rechten mittleren temporalen Gehirnwindung und im Kleinhirn auf, unabhängig von den THC-Wirkungen. Die Autoren folgerten, "dass das Auftreten akuter psychotischer Symptome mit einer unterschiedlichen Wirkung von THC auf die Aktivierung im ventralen und medialen temporalen Kortex und Kleinhirn assoziiert war, was nahe legt, dass diese Regionen die Wirkungen der Droge auf psychotische Symptome vermitteln".

Atakan Z, Bhattacharyya S, Allen P, Martín-Santos R, Crippa JA, Borgwardt SJ, Fusar-Poli P, Seal M, Sallis H, Stahl D, Zuardi AW, Rubia K, McGuire P. Cannabis affects people differently: inter-subject variation in the psychotogenic effects of Δ9-tetrahydrocannabinol: a functional magnetic resonance imaging study with healthy volunteers. Psychol Med, 1 October 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Das Risiko für die Entwicklung von Angststörungen könnte von bestimmten genetischen Varianten des Cannabinoid-1-Rezeptors abhängen

Die Fähigkeit, Furcht auslösende Erfahrungen auszulöschen, hängt von der genetischen Variabilität des CB1-Rezeptors ab. Dies ist das Ergebnis von Forschung mit 150 gesunden Personen an der Abteilung für Experimentelle Psychologie und Psychopharmakologie der Universität Utrecht in den Niederlanden. Die Unfähigkeit, Furcht auszulöschen, kann dazu führen, dass die Angst bestehen bleibt. Es wird daher angenommen, dass dies ein wichtiger Mechanismus bei der Entwicklung von Angststörungen wie beispielsweise posttraumatischen Stressstörungen ist. Die Teilnehmer nahmen an einem Verfahren zur Furcht-Konditionierung und Furcht-Extinktion (Furcht-Auslöschung) in einer virtuellen Umgebung teil. Die Konditionierung von Furcht ist eine Form des Lernens, bei der ein unangenehmer Reiz (zum Beispiel ein Elektroschock) mit einem bestimmten neutralen Reiz (zum Beispiel ein Ton) gekoppelt wird, was dazu führt, dass auch der ursprünglich neutrale Reiz eine Angstreaktion auslöst.

Das Erwerben und der Ausdruck der konditionierten Furcht unterschieden sich zwischen den Teilnehmern mit verschiedenen genetischen Varianten des Cannabinoid-1-Rezeptors nicht. Allerdings gab es keine Furcht-Extinktion bei 51 Teilnehmern mit einer bestimmten Genvariante. Die Autoren folgerten, dass diese Ergebnisse "die Beteiligung des menschlichen Endocannabinoid-Systems bei der Furcht-Extinktion nahe legen. Dies impliziert, dass die genetische Variabilität dieses Systems individuellen Unterschieden bei der Angst zugrunde liegen könnte, was den Cannabinoid-1-Rezeptor zu einem möglichen Ziel für neue pharmakologische Behandlungen von Angststörungen macht."

Heitland I, Klumpers F, Oosting RS, Evers DJ, Leon Kenemans J, Baas JM. Failure to extinguish fear and genetic variability in the human cannabinoid receptor 1. Transl Psychiatry, 25. September 2012;2:e162.

Kurzmeldungen

USA: Der Stadtrat von Los Angeles nimmt das Verbot von medizinischen Cannabis-Verteilungsstellen zurück
Der Stadtrat von Los Angeles hat ein kürzlich verabschiedetes Verbot von medizinischen Cannabis-Verkaufsstellen zurückgenommen, was der Stadt ein Referendum im kommenden Jahr erspart. Nach Angaben von Vertretern der Stadt brächte ein solches Referendum das Verbot wahrscheinlich erfolgreich zu Fall. Der Stadtrat hatte im Juli versucht, die Cannabis-Verteilungsstellen zu verbieten. Befürworter der medizinischen Verwendung von Cannabis sammelten im August allerdings die notwendigen 27.425 gültigen Unterschriften, um die Bürger im März 2013 in einem Referendum über den Beschluss abstimmen zu lassen. Viele Cannabis-Verteilungsstellen in Kalifornien sind von repressiven Maßnahmen der Bundesregierung bedroht, da sie gegen Bundesgesetze verstoßen.
Reuters vom 2. Oktober 2012

USA: Medizinisches Cannabisgesetz von Connecticut tritt in Kraft
Trotz der Gesetzesänderung, die die medizinische Verwendung von Cannabis durch Menschen mit spezifischen schweren Erkrankungen erlaubt und am 1. Oktober in Kraft trat, erklärten Patienten und Befürworter, dass es noch Monate dauern könne, bevor sie einen sicheren und legalen Zugang zu der Droge haben werden. Der staatliche Gesetzgeber stimmte im vergangenen Frühling dafür, ein Registrierungs- und Kontrollsystem für medizinischen Cannabis innerhalb des Ministeriums für Verbraucherschutz einzurichten. Allerdings hat der Staat bisher keine Antragsformulare für Apotheker bereitgestellt, damit diese sichere Räumlichkeiten für den Anbau von medizinischem Cannabis aufbauen und unterhalten können.
Norwich Bulletin vom 23. September 2012

Wissenschaft/Mensch: Die Anandamid-Konzentrationen sind bei hohem Blutdruck von Patienten mit Schlafapnoe erhöht
Patienten mit Schlafapnoe wiesen in einer klinischen Studie positive Korrelationen zwischen Blutdruck und Anandamid-Blutkonzentrationen auf. Die Autoren schreiben, dass ihre „Daten eine zuvor nicht bekannte Rolle des Endocannabinoidsystems für die Regulierung des Blutdrucks bei Patienten mit einem hohen Risiko für Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen nahelegen“.
Institut für klinische Pharmakologie, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland.
Engeli S, et al. J Hypertens, 1. Oktober 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Kosmonauten in der ISS weisen hohe Blutkonzentrationen von Endocannabinoiden auf
Eine chronische, jedoch gut tolerierte Exposition gegenüber Gewichtslosigkeit sowie emotionalen und Umweltstressoren in der ISS (Internationale Raumstation) für einen Zeitraum von 6 Monaten führte zu einer anhaltenden Erhöhung der Endocannabinoid-Blutkonzentrationen, die sich nach der Rückkehr der Kosmonauten auf Normalwerte reduzierten.
Klinik für Anästhesie, Klinikum Großhadern, Universität München, Deutschland.
Strewe C, et al. Rev Neurosci 2012;0(0):1-8.

Wissenschaft/Tier: Cannabinoide verstärken die Urinproduktion
In Studien mit Ratten vergrößerten THC und andere Cannabinoide, die den CB1-Rezeptor aktivieren, in einer dosisabhängigen Art und Weise die Urinproduktion.
McLean Hospital/Harvard Medical School, Belmont, USA.
Paronis CA, et al. J Pharmacol Exp Ther, 27. September 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Die Endocannabinoidspiegel sind mit dem Risiko für kognitive Probleme nach Herzoperationen assoziiert
Patienten, die nach einer Herzoperation ein Delirium entwickelten, wiesen vor der Operation eine signifikant niedrigere Blutkonzentration des Endocannabinoids 2-AG auf. Patienten mit Depressionen 6 Monate nach der Operation wiesen signifikant niedrigere Anandamid- und 2-AG Spiegel während und kurz nach der Operation auf.
Klinik für Anästhesie, Klinikum Großhadern, Universität München, Deutschland.
Hauer D, et al. Rev Neurosci, 24. September 2012;0(0):1-10. [im Druck]

Blick in die Vergangenheit

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Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.

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