IACM-Informationen vom 09. Oktober 2010
- Luxemburg: Vorsitzender der UFCM wegen Verschreibung von Cannabis strafrechtlich verfolgt
- USA: Kalifornien reduziert die Strafen für den Besitz von Cannabis
- USA: New Jersey wird eines der strengsten Gesetze zur medizinischen Verwendung von Cannabis in den USA haben
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Luxemburg: Vorsitzender der UFCM wegen Verschreibung von Cannabis strafrechtlich verfolgt
Dr. Jean Colombera, Arzt und Abgeordneter des Luxemburger Parlaments, wird nach einem kürzlich ausgestrahlten Fernsehinterview über die Verschreibung von Cannabis an Patienten aus Luxemburg von der Staatsanwaltschaft wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz strafrechtlich verfolgt. Er ist Vorsitzender der UFCM (Union Francophone pour les Cannabinoïdes en Médecine, Französischsprechende Vereinigung für Cannabinoide in der Medizin). Dr. Colombera verschreibt seit 18 Monaten Cannabis an Patienten, die diese Rezepte in holländischen Apotheken einlösen. Der Gesundheitsminister von Luxemburg sei über das Verhalten von Dr. Colombera empört.
Er habe sich dazu entschlossen, sein Handeln publik zu machen, um auf die aktuelle Situation aufmerksam zu machen, erklärte Dr. Colombera in einer Stellungnahme. Ihm werde die Verschreibung und der Import von illegalen Substanzen und die Verschreibung zu hoher Mengen vorgeworfen. Er könne nun keine Verschreibungen mehr durchführen und müsse seine Patienten in einer schwierigen, zum Teil verzweifelten Situation zurücklassen.
Mehr unter:
www.ufcmed.org
(Quellen: Persönliche Mitteilung von Dr. Colombera vom 8. Oktober 2010, Mitteilungen der UFCM)
USA: Kalifornien reduziert die Strafen für den Besitz von Cannabis
Der kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat ein Gesetz unterzeichnet, nach dem Strafen für den Besitz von Cannabis reduziert werden. Er erklärte dazu, dass dies helfen werde, die "begrenzten" Gerichtsressourcen zu erhalten. Schwarzenegger, der gegen ein Referendum (Proposition 19) ist, das den Freizeitkonsum von Cannabis legalisieren würde, unterzeichnete die Gesetzesvorlage am 30. September. Beginnend mit dem 1. Januar 2011 klassifiziert das Gesetz den Besitz einer Unze (etwa 28 Gramm) oder weniger Cannabis von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit um. Personen, die dann gegen das Gesetz verstoßen, würden Bußgelder bis zu 100 US-Dollar erhalten, aber keine Gefängnisstrafen.
"Unabhängig von meiner Gegnerschaft gegen Proposition 19 unterzeichne ich dieses Gesetz, weil der Besitz von weniger einer Unze Marihuana in jeder Hinsicht eine Ordnungswidrigkeit darstellt", erklärte Schwarzenegger. "In diesen Zeiten drastischer Budget-Kürzungen können Staatsanwälte, Verteidiger, Strafverfolger und die Gerichte nicht ihre begrenzten Ressourcen darauf verwenden, eine Straftat zu verfolgen, die die gleiche Strafe mit sich bringt wie ein Bußgeld im Straßenverkehr."
Mehr unter:
www.upi.com/Top_News/US/2010/10/01/Calif-reduces-pot-possession-penalty/UPI-91031285989899/
(Quelle: UPI vom 1. Oktober 2010)
USA: New Jersey wird eines der strengsten Gesetze zur medizinischen Verwendung von Cannabis in den USA haben
Im Januar 2010 unterzeichnete der damalige Gouverneur Jon Corzine ein Gesetz, das die medizinische Verwendung von Cannabis in New Jersey legalisierte und ihn zum 14. Staat der USA machte, der Patienten die Verwendung der Droge erlaubte. Allerdings wird es schwierig werden, in das medizinische Cannabisprogramm von New Jersey zu kommen. Die Patienten müssen eine von neun Erkrankungen bzw. Symptomen aufweisen und ihre Ärzte müssen sie mindestens seit einem Jahr behandelt haben, sie viermal gesehen haben und bereit sein zu erklären, dass übliche Formen der Behandlung gescheitert sind.
Wenn die Patienten die genaue Überprüfung durch ein staatliches Komitee bestanden haben, können sie entweder zu einer der vier Verteilungsstellen gehen oder es so einrichten, dass ihnen ihr Medikament nach Hause geliefert wird. So sagt es das stattliche Gesundheitsministerium, das am 6. Oktober die lang erwarteten Regelungen bekannt gegeben hat, von denen Patienten, Unterstützer und Politiker sagen, dass es das restriktivste medizinische Cannabisprogramm im Land ist. Es wird erwartet, dass Patienten nicht vor dem Sommer 2011 Cannabis erhalten. Das Gesundheitsministerium wird nur zwei Anbauer auswählen, die vier nicht kommerziell ausgerichtete Verteilungsstellen beliefern sollen.
Mehr unter:
www.nj.com/news/index.ssf/2010/10/nj_releases_highly_anticipated.html
(Quelle: Star-Ledger vom 6. Oktober 2010)
Kurzmeldungen
USA: Colorado
Colorado will ein System zur Verfolgung von Käufen von medizinischem Cannabis aufbauen, um Bürger daran zu hindern große Mengen Cannabis zu kaufen und ihn auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Patienten und Unterstützer fürchten, dass sie einer Big-Brother-ähnlichen Überwachung ausgesetzt sein könnten, da Computer und Videokameras jede Unze Cannabis, die im Staat verkauft wird, überwachen soll. Vertreter des Staates ziehen in Erwägung, Fingerabdrücke von Cannabispatienten zu nehmen und Cannabis mit Anhängern mit Radiofrequenz-Geräten versehen zu lassen. (Quelle: Associated Press vom 29. September 2010)
USA: Neumexiko
Das Programm von Neumexiko für medizinischen Cannabis umfasst zur Zeit 2500 lizenzierte Patienten und 11 zertifizierte Hersteller. Die jährlichen Kosten, das Programm zu unterhalten, belaufen sich auf etwa 700.000 bis 800.000 US-Dollar (etwa 500.000 bis 570.000 EUR). (Quelle: Santa Fe New Mexican vom 30. September 2010)
Wissenschaft: Morbus Alzheimer
Am Institut für Neurowissenschaften (Irland) untersuchten Wissenschaftler die Wirkungen von Endocannabinoiden bei der Pathologie der Alzheimer-Krankheit. Beim Morbus Alzheimer wird Amyloid-Beta produziert, das einen Nervenzelltod verursacht. Sie zeigten, dass das Endocannabinoid-System Lysosomen, bestimmte Bestandteile innerhalb der Zellen, gegen die Giftigkeit von Amyloid-Beta stabilisieren kann. Sie stellten fest, dass "die Stabilisierung der Lysosomen durch Endocannabinoide einen neuen Mechanismus darstellen könnte, durch den diese Lipid-Modulatoren Nervenschutz bewirken". (Quelle: Noonan J, et al. J Biol Chem, 5. Oktober 2010 [im Druck])
Wissenschaft: Schmerzen
Nach Tierforschung an der Universität von Wisconsin (USA) spielt der CB2-Rezeptor eine Rolle bei der Modulierung neuropathischer Schmerzen bei Querschnittslähmung. Sie folgerten, dass "die selektive Aktivierung des CB2-Rezeptors potenziell zu analgetischen Wirkungen bei neuropathischen Schmerzen führen kann, jedoch gleichzeitig psychotrope Nebenwirkungen bei Patienten mit Querschnittslähmung vermeiden kann". (Quelle: Ahmed MM, et al. Spine J, 30. September 2010 [im Druck])
Wissenschaft: Dyskinesie
Forschung an der nationalen Universität von Irland (Galway) mit einem Rattenmodell des Morbus Parkinson zeigte, dass die Blockierung des CB1-Rezeptors unwillkürliche Bewegungen, die durch Levodopa induziert wurden, demaskiert, und "diese Befunde legen nahe, dass der Endocannabinoid-Tonus einen Schutz gegen die Entwicklung Levodopa-induzierter Dyskinesien liefert". Levodopa ist ein wichtiges Medikament bei der Behandlung der Parkinson-Erkrankung, das selbst Bewegungsstörungen (Dyskinesien) verursachen kann. (Quelle: Walsh S, et al. Brain Res, 29. September 2010 [im Druck])
Wissenschaft: Cannabidiol
Forschung am Universitäts-Kolleg London (Großbritannien) mit 134 Cannabiskonsumenten zeigte, dass Konsumenten, die Cannabis mit relativ hohen CBD-Konzentrationen rauchten, eine geringere Beeinträchtigung des Gedächtnisses aufwiesen als solche, die Cannabis mit niedrigen CBD-Gehalten rauchten. Die Forscher folgerten, dass "die antagonistischen Wirkungen von Cannabidiol am CB1-Rezeptor vermutlich für sein Profil beim gerauchten Cannabis verantwortlich sind und die Gedächtnis beeinträchtigenden Wirkungen von THC abschwächen". (Quelle: Morgan CJ, et al. Br J Psychiatry 2010;197(4):285-90.)
Wissenschaft: Arteriosklerose
Nach Tierforschung an der Universität von Xi'an (China) reduzierte das synthetische Cannabinoid WIN 55,212-2 die Entwicklung der Arteriosklerose in der Aorta. Diese Wirkung wird durch den für CB2-Rezeptor vermittelt und basierte auf den entzündungshemmenden Wirkungen des Cannabinoids. (Quelle: Zhao Y, et al. EUR J Pharmacol, 21. September 2010 [im Druck])
Wissenschaft: Süßer Geschmack
Nach Forschung an der Kuyushu-Universität (Japan) haben Leptin und die Endocannabinoide Anandamid und 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) gegensätzliche Wirkungen auf die Ansprechbarkeit auf Süßes bei Tieren. Es ist bekannt, dass Leptin den Appetit und die Wahrnehmung süßer Nahrung reduziert, während Endocannabinoide das Gegenteil verursachen. (Quelle: Niki M, et al. Results Probl Cell Differ. 2010;52:101-14.)
Wissenschaft: Kosten der Prohibition
Nach einem Bericht des Cato-Instituts (USA) würde die "Legalisierung von Drogen ungefähr 41,3 Milliarden US-Dollar [etwa 30 Milliarden EUR] pro Jahr an Ausgaben der Regierung für die Durchsetzung des Verbots einsparen. Von diesen Einsparungen würden 25,7 Milliarden Dollar auf staatliche und örtliche Regierungen entfallen, während 15,6 Milliarden Dollar auf die Bundesregierung entfallen würden". Die Legalisierung von Cannabis würde allein 8,7 Milliarden US-Dollar [etwa 6,2 Milliarden EUR] jährlich an reduzierten Ausgaben für Strafverfolgungsbehörden und erhöhten Steuereinnahmen einbringen. (Quelle: www.cato.org)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- IACM: Mitgliederversammlung ändert Namen in Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente
- IACM: Neue Ergebnisse klinischer Forschung beim Kongress des Jahres 2009
Vor zwei Jahren
- Deutschland: Erklärung zur Unterstützung der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten durch medizinische Organisationen
- Wissenschaft/Großbritannien: In einem Bericht führender Experten heißt es, dass Cannabis weniger schädlich als Tabak und Alkohol ist
- Deutschland: Fehlende Kostenzusage für Dronabinol ist weiterhin akzeptierte Voraussetzung für eine Ausnahmegenehmigung zur medizinischen Verwendung von Cannabis
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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