IACM-Informationen vom 07. Mai 2011
- Wissenschaft: Cannabiskonsum reduziert Symptome von Patienten mit Fibromyalgie
- Holland: Die Bürger können nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs bis zu fünf Cannabispflanzen besitzen
- USA: Staaten überprüfen ihre Cannabisgesetze nach Warnungen durch die Bundesregierung
- USA: Ein Gehirntumor verbesserte sich bei einem Kind durch Cannabis
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft: Cannabiskonsum reduziert Symptome von Patienten mit Fibromyalgie
Eine offene klinische Studie mit 56 Fibromyalgie-Patienten wurde am Institut de Recerca Hospital del Mar in Barcelona (Spanien) durchgeführt, um die Wirkungen von Cannabis auf die Symptome und die Lebensqualität zu untersuchen. Die Hälfte der Patienten waren Cannabiskonsumenten und 28 waren Nicht-Konsumenten. Informationen zum Cannabiskonsum wurden auf einem Fragebogen festgehalten, der erlebte Nutzen von Cannabis hinsichtlich einer Anzahl von Symptomen mittels standardisierter visueller Analog-Skalen. Cannabiskonsumenten und Nicht-Konsumenten füllten drei Fragebögen zu Symptomen der Fibromyalgie und zur Lebensqualität aus.
Zwei Stunden nach Einnahme von Cannabis zeigten die visuellen Analog-Skalen eine statistisch signifikante Reduzierung der Schmerzen und der Steifheit, eine Zunahme der Entspannung sowie eine Zunahme der Schläfrigkeit und des Gefühls von Wohlbehagen. Die Werte für die seelische Gesundheit waren in einem Fragebogen höher bei Cannabiskonsumenten als bei den Nicht-Konsumenten. Die Forscher folgerten, dass "die Verwendung von Cannabis mit nützlichen Wirkungen auf einige Fibromyalgie-Symptome assoziiert war. Weitere Studien zum Nutzen von Cannabinoiden bei Fibromyalgie-Patienten sowie zur Beteiligung des Cannabinoidsystems an der Pathophysiologie dieser Erkrankung sind angezeigt."
(Quelle: Fiz J, Durán M, Capellà D, Carbonell J, Farré M. Cannabis use in patients with fibromyalgia: effect on symptoms relief and health-related quality of life. PLoS One 2011;6(4):e18440.)
Holland: Die Bürger können nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs bis zu fünf Cannabispflanzen besitzen
Privatpersonen dürfen zu Hause bis zu fünf Cannabispflanzen anbauen, bevor sie ein Strafverfahren fürchten müssen, unabhängig wie groß der Ertrag ist. Dies urteilte der Oberste Gerichtshof am 26. April. Allerdings müssen die Anbauer die Pflanzen sofort der Polizei übergeben, wenn sie einen offiziellen Besuch bekommen, erklärte das Gericht.
Das Urteil bezieht sich auf zwei Fälle von Cannabisanbau aus den Jahren 2006 und 2008. In einem Fall besaß ein Mann in Roermond fünf Pflanzen in seinem Garten mit einem Gesamtertrag von 2180 Gramm. Im anderen Fall besaß ein Paar fünf Pflanzen mit einem Ertrag von 6712 Gramm. Die Staatsanwaltschaft hatte argumentiert, dass das Gewicht des Ertrags Regelungen widerspreche, nach denen Privatpersonen bis zu fünf Gramm Cannabis für ihren Eigenbedarf besitzen dürfen.
www.dutchnews.nl/news/archives/2011/04/five_marijuana_plants_are_okay.php
(Quelle: Dutch News vom 26. April 2011)
USA: Staaten überprüfen ihre Cannabisgesetze nach Warnungen durch die Bundesregierung
Mehrere Staaten haben begonnen, ihre medizinischen Cannabisgesetze zu überprüfen, nachdem sie von der Bundesregierung gewarnt worden waren, dass jedem, der an der Cannabisabgabe beteiligt ist, ein Strafverfahren droht. Es gab in den vergangenen Wochen bedrohlich klingende Briefe von US-Staatsanwälten. Warnungen im Staat Washington veranlassten Gouverneurin Chris Gregoire ihr Veto gegen einen Vorschlag einzulegen, der lizenzierte Cannabis-Verteilungsstellen eingerichtet hätte.
Gregoire, Vorsitzende der Nationalen Gouverneursvereinigung, erklärte nun, sie wolle mit anderen Staaten für Veränderungen der Bundesgesetze zu Cannabis arbeiten, um die rechtlichen Dispute zu lösen, die nach ihrer Auffassung durch die Neuinterpretation der Bundespolitik durch die Staatsanwälte des Bundes verursacht worden seien. Das Bundesjustizministerium erklärte vor zwei Jahren, dass es eine nicht effektive Verwendung von Geldern darstelle, wenn Personen verfolgt würden, die in klarer Übereinstimmung mit den staatlichen Gesetzen handeln. US-Staatsanwälte haben jedoch in ihren jüngsten Briefen erklärt, dass sie zivile oder strafrechtliche Strafen für Personen in Erwägung zögen, die große Betriebe für den Cannabisanbau und seine Abgabe leiten, auch wenn sie nach den staatlichen Gesetzen erlaubt sind. In einem Brief an Gregoire warnten die zwei US-Staatsanwälte des Staates Washington, dass auch Angestellte des Staates wegen ihrer Rolle bei der Regulierung von Cannabis strafrechtlich verfolgt werden könnten. Briefe mit unterschiedlichen Warnungen sind auch an staatliche Stellen in Kalifornien, Colorado, Montana und Rhode Island gegangen.
Mehr unter:
hosted.ap.org/dynamic/stories/U/US_MEDICAL_MARIJUANA_FEDS?SITE=FLTAM&SECTION=HOME&TEMPLATE=news_generic.htm
(Quelle: Associated Press vom 3. Mai 2011)
USA: Ein Gehirntumor verbesserte sich bei einem Kind durch Cannabis
Cannabis, den ein Vater aus Montana, ohne die Ärzte zu informieren, in die Ernährungssonde seines zwei Jahre alten Sohnes gegeben hat, habe das Leben des Jungen gerettet. Dies erklärte der Vater. Mike Hyde aus Missoula sagte, dass er eine hausgemachte Cannabiszubereitung zweimal täglich in die Ernährungssonde seines Sohnes Cash Hyde gegeben habe, nachdem die Ärzte ihm gesagt hätten, dass der Junge vermutlich sterben werde. Zwei Wochen später konnte Cash, der an einem Gehirntumor im vierten Stadium, der seinen Sehnerv umgab, litt und 40 Tage nichts gegessen hatte, nachdem er hohe Chemotherapie-Dosen erhalten hatte, alle Medikamente gegen Übelkeit absetzen, sich aufsetzen und wieder essen, erklärte Hyde gegenüber ABC News.
Er sagte, die Ärzte am Ersten Medizinzentrum für Kinder in Salt Lake City (Utah) bezeichneten die Erholung seines Sohnes als "ein Wunder". Aber nach Auffassung eines New Yorker Arztes und Professors für Kinderheilkunde sei das Handeln von Hyde zwar "faszinierend", jedoch auch "etwas Besorgnis erregend". Hyde erklärte, er habe den Ärzten von Cash nichts von seinem hausgemachten Mittel erzählt, weil die medizinische Verwendung von Cannabis in Utah illegal ist. Nach der bemerkenswerten Erholung von Cash, ohne bleibenden Organschaden, habe er den überraschten Ärzten jedoch erzählt, was er gemacht habe. Hyde berichtete gegenüber ABC, dass der Krebs mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 bis 80 Prozent erneut auftreten werde.
Mehr unter:
www.upi.com/Science_News/2011/05/05/Dad-Pot-saved-cancer-ridden-sons-life/UPI-55851304608184/
(Quelle: UPI vom 5. Mai 2011)
Kurzmeldungen
Wissenschaft: Schmerzen
Nach einer klinischen Studie von GlaxoSmithKline reduzierte der synthetische CB2-Rezeptoragonist GW842166 nicht die akuten Schmerzen bei Personen, denen der Weisheitszahn gezogen wurde. In einer doppelblinden, plazebokontrollieren Studie verglichen die Forscher die analgetische Wirksamkeit einzelner Dosen von GW842166 (100 oder 800 mg) oder Ibuprofen mit einem Plazebo. Ibuprofen war signifikant wirksamer als Plazebo. Alle Behandlungen wurden gut vertragen. Die Autoren folgerten, dass "im Vergleich mit Ibuprofen einzelne Dosen GW842166 (100 und 800 mg) keine klinisch relevante Analgesie bei dieser Form von akuten Zahnschmerzen zeigte". (Quelle: Ostenfeld T, et al. Clin J Pain, 2. Mai 2011 [im Druck])
USA: Rhode Island
Ein Forscher des Gesundheitsministeriums von Rhode Island untersuchte die Auswirkungen des staatlichen medizinischen Cannabisprogramms. Er schrieb: "Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass 309 verschiedene Ärzte 980 Patienten Bescheinigungen ausgestellt haben, was ein Zeichen für die Wirksamkeit des Programms und der Entsprechung der Bedürfnisse der Patienten ist; dass es keinen Hinweis gibt, dass Patienten verhaftet oder wegen der Teilnahme an dem Programm strafrechtlich verfolgt wurden; und dass trotz anhaltender Sorgen hinsichtlich eines kontinuierlichen Zugangs zu Marihuana die Patienten froh waren, dass das Programm existiert." (Quelle: Alexandre CR. Policy Polit Nurs Pract, 20. April 2011 [im Druck])
USA: Montana
Gegen ein Gesetz zur Veränderung des medizinischen Cannabisgesetzes, das das Ziel hat, die Zahl der Patienten und das Geschäft mit Cannabis zu reduzieren, will der Gouverneur kein Veto einlegen. Gouverneur Brian Schweitzer blieb hinsichtlich der Gesetzesvorlage, die am 28. April 2011 vom Parlament angenommen worden war, kritisch und erklärte, er glaube, dass sie einige Menschen, die Cannabis benötigen, vom Zugang zur Droge ausschließen. Aber das aktuelle Gesetz könne wegen des boomenden Cannabishandels, der auf seiner Grundlage entstanden war, nicht so bestehen bleiben. Der Gouverneur erklärte, er werde das Gesetz in Kraft treten lassen und sich in der nächsten Legislaturperiode darum bemühen, den Zugang für Patienten zu erhöhen. Das neue Gesetz wird Menschen, die Cannabis abgeben, daran hindern, dafür von Patienten bezahlt zu werden, und die Zahl der Menschen, denen sie Cannabis geben können, auf drei begrenzen. Es wird auch die Zahl der Personen begrenzen, die Cannabis verwenden dürfen. (Quelle: Associated Press vom 29. April 2011)
Mexiko: Drogenkrieg
Der ehemalige mexikanische Präsident Vincente Fox erklärte, dass der einzige Weg, die Drogengewalt, die sein Land plagt, zu überwinden, die Legalisierung von Drogen in den Vereinigten Staaten darstellt. "Als Land haben wir große Probleme wegen der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten zu viele Drogen konsumieren", sagte Fox, der von 2000 bis 2006 Mexikos Präsident war, am 2. Mai Journalisten. "Ich würde empfehlen, alle Drogen zu legalisieren bzw. zu entkriminalisieren", fügte Fox hinzu. Er erklärte, die Drogengewalt drohe sein Land auseinander zu reißen. Sie hat seit 2006 mehr als 37.000 Leben in Mexiko gekostet. "Es ist nicht die Frage, was in Mexiko passiert, sondern was in den Vereinigten Staaten passiert", erklärte Fox. (Quelle: Reuters vom 3. Mai 2011)
Wissenschaft: Regeneration von Nervenzellen
Das Nervensystem des erwachsenen Blutegels ist in der Lage, nach einer mechanischen Schädigung spezifische synaptische Kreisläufe zu regenerieren, was zu einer anatomischen Wiederherstellung innerhalb einiger Tage und zu einer funktionellen Erholung innerhalb einiger Wochen führt. Forscher von der Universität von Lille (Frankreich) fanden heraus, dass Endocannabinoide Schlüsselrollen bei dieser Regeneration spielen. (Quelle: Meriaux C, et al. PLoS One 2011;6(4):e18359.)
Wissenschaft: Bauchspeicheldrüsenkrebs
Forschung an der Universität von Verona (Italien) zeigt, dass die krebshemmenden Wirkungen von Gemcitabin beim Bauchspeicheldrüsenkrebs durch die Zugabe von Cannabinoiden verstärkt wurden. Sie beobachteten, dass die kombinierte Behandlung das Wachstum menschlicher Bauchspeicheldrüsen-Tumorzellen in nackten Mäusen stark hemmte "ohne offensichtliche toxische Wirkungen". (Quelle: Donadelli M, et al. Cell Death Dis 2011;2:e152.)
Wissenschaft: Schmerzen
Das Hormon Cholezystokinin moduliert Schmerzen und Angst durch seine Funktionen innerhalb Gehirnregionen wie dem periaquäduktalen Grau (PAG). Nach Forschung an der Universität von Sydney (Australien) werden diese Wirkungen durch das Endocannabinoidsystem vermittelt. Sie stellten fest, dass "Cholezystokinin zelluläre Wirkungen innerhalb des PAG ausübt, die die Modulierung von Schmerzen und Angst durch Opioide und Cannabinoide sowohl blockieren als auch verstärken können". (Quelle: Mitchell VA, et al. Neuropsychopharmacology, 27. April 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Krebsschmerzen
Nach Forschung an der Nanjing Universität (China) führte die Injektion des CB2-Rezeptoragonisten JWH 015 in den Spinalkanal bei Mäusen zu einer Reduzierung der Krebsschmerzen. (Quelle: Gu X, et al. Anesth Analg, 25. April 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Schmerzen
Nach Aussagen von Wissenschaftlern verschiedener medizinischer Einrichtungen in den USA hob der Hemmer des Enzyms FAAH (Fettsäureamidhydrolase) die taktile Allodynie bei Mäusen, die durch Lipopolysaccharide verursacht worden war, auf. Da FAAH das Endocannabinoid Anandamid abbaut, erhöht ein Hemmer die Konzentration des Endocannabinoids. Als Allodynie wird ein Schmerz bezeichnet, der aufgrund eines Reizes entsteht, der normalerweise keinen Schmerz verursacht. (Quelle: Booker L, et al. Br J Pharmacol, 20. Apirl 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Arteriosklerose
Nach einer Studie von Forschern der Universität Freiburg (Deutschland) war die Aktivierung des CB2-Rezeptors nicht mit einer reduzierten Entwicklung der Arteriosklerose bei Mäusen assoziiert. Mäuse, die 16 Wochen lang eine cholesterinreiche Nahrung erhalten hatten, erhielten entweder gleichzeitig den selektiven CB2-Rezeptoragonisten JWH-133 oder keine Behandlung. Es wurden zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede hinsichtlich der Schädigung der Aorta festgestellt. (Quelle: Willecke F, et al. PLoS One 2011;6(4):e19405.)
Wissenschaft: Toleranz
Es wurde durch Forscher der Trakya-Universität in Edirne (Türkei) die Wirkung eines Beta-Laktam-Antibiotikums auf die Entwicklung der Toleranz von Cannabinoiden bei Mäusen untersucht. Während das synthetische Cannabinoid WIN55,212-2 innerhalb einer Woche eine Toleranz hinsichtlich der analgetischen Wirkungen verursachte, schwächte das Antibiotikum Ceftriaxon die Entwicklung der Toleranz durch das Cannabinoid ab. (Quelle: Gunduz O, et al. Pharmacol Biochem Behav, 21. April 2011 [im Druck])
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Wissenschaft: Nabilon reduziert die Spastik bei Patienten mit Querschnittslähmung in kleiner klinischer Studie
- Wissenschaft: Cannabidiol reduziert die appetitfördernden Wirkungen von THC bei Cannabiskonsumenten
- Deutschland: Sachverständigenausschuss empfiehlt Umstufung von Cannabis für medizinische Zwecke im Betäubungsmittelgesetz
- Belgien: Der erste Cannabis-Social-Club von Belgien hat die erste Ernte eingebracht
Vor zwei Jahren
- Wissenschaft: Nach einer Umfrage erleben Aids-Patienten Cannabis als mindestens so wirksam wie verschriebene Medikamente
- USA: Die Gesetzgeber in New Hampshire unterstützen die medizinische Verwendung von Cannabis, während Gouverneur Lynch zurückhaltend ist
- USA: Gouverneur Schwarzenegger begrüßt die Diskussion zur Legalisierung von Cannabis
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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