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IACM-Informationen vom 05. Dezember 2009

Israel: Die Regierung will die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke neu regeln

Der Gesundheitsausschuss des Parlaments (Knesset) hat das Gesundheitsministerium am 24. November angewiesen, innerhalb von vier Monaten seine Vorschläge für die Regulierung der Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke zu vervollständigen. Patienten, die an starken Schmerzen und anderen ernsthaften Erkrankungen leiden, können bereits heute eine Erlaubnis zur Versorgung mit kostenlosem Cannabis erhalten. Es ist beabsichtigt, die Produktion, die Qualität und die Vermarktung des Produkts zu überwachen sowie zu verhindern, dass die Droge den illegalen Markt erreicht.

Gegenwärtig werden Erlaubnisse für medizinischen Cannabis im Auftrag des Ministeriums durch Dr. Yehuda Baruch, Direktor des Abarbanel-Zentrums für seelische Gesundheit, erteilt. Er berichtete dem Ausschuss, dass das Thema eine Anzahl schwieriger Probleme betrifft, wie die Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten, der Cannabis aus mildtätigen Gründen anbaut. Da erwartet wird, dass die Zahl der möglichen Nutzer erheblich ansteigen wird, müssten die Bedingungen der Anwendung, des Anbaus und der Verteilung der Pflanze gesetzlich geregelt werden, erklärte er. Zur Zeit beliefert das Unternehmen Tikum Olam kostenfrei 700 Patienten mit Cannabis. Der Leiter des Unternehmens Perry Klein erklärte jedoch, dass die Ausweitung der Produktion eine erhebliche Belastung für das Unternehmen darstellen würde.

In der Zwischenzeit ist das Sheba-Medizinzentrum in Tel Hashomer das erste Krankenhaus in Israel geworden, das Cannabis an Patienten zu medizinischen Zwecken abgibt. In den vergangenen sechs Monaten sind 20 Patienten im Rahmen eines Pilotprojekts mit der Droge behandelt worden. Das Krankenhaus hat ein formales Verfahren entwickelt, nach dem für den Fall, dass ein Patient Cannabis benötigt, der behandelnde Arzt ihm dabei hilft, die notwendige Erlaubnis vom Ministerium zu erhalten.

Mehr unter:
- www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1259010973324&pagename=JPArticle%2FShowFull
- www.haaretz.com/hasen/spages/1130246.html

(Quellen: Jerusalem Post vom 25. November 2009, Haaretz vom 25. November 2009)

Wissenschaft: Cannabis als Ersatzstoff für Alkohol und andere Drogen

Nach einer anonymen Umfrage mit 350 Patienten eines Kollektivs für medizinischen Cannabis in Berkeley (Kalifornien) haben 40 Prozent Cannabis als Ersatzmittel für Alkohol, 26 Prozent als Ersatzstoff für illegale Drogen und 66 Prozent als Ersatzmittel für verschriebene Medikamente verwendet. Die häufigsten Gründe für die Substitution waren weniger starke Nebenwirkungen (65 Prozent), eine bessere Linderung der Symptome (57 Prozent) und ein geringeres Entzugspotenzial (34 Prozent) durch Cannabis.

71 Prozent der Teilnehmer gaben an, an einer chronischen Erkrankung zu leiden. 52 Prozent verwendeten Cannabis wegen einer schmerzhaften Erkrankung und 75 Prozent verwendeten Cannabis wegen einer seelischen Erkrankung. Die Autoren folgerten, dass "medizinische Cannabispatienten substituieren, indem sie Cannabis als Alternative zu Alkohol sowie verschriebenen Medikamenten und illegalen Drogen nehmen".

Der Artikel ist verfügbar unter:
www.harmreductionjournal.com/content/pdf/1477-7517-6-35.pdf

(Quelle: Reiman A. Cannabis as a substitute for alcohol and other drugs. Harm Reduct J 2009;6:35.)

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Schmerzen
Nach einer retrospektiven Analyse von 139 Patienten einer regionalen Schmerzklinik im Staat Washington, die Cannabis gegen Schmerzen erhielten, wiesen 88 Prozent mehr als ein Schmerzsyndrom auf. Die häufigste Diagnose war ein myofasziales Schmerzsyndrom (82 Prozent), gefolgt von neuropathischen Schmerzen (64 Prozent), Bandscheibenproblemen (51,7 Prozent) und Osteoarthritis (26,6 Prozent). Weitere Diagnosen umfassten diabetische Neuropathie, zentrales Schmerzsyndrom, Phantomschmerzen, Querschnittslähmung, Fibromyalgie, rheumatoide Arthritis, HIV-Neuropathie, viszerale Schmerzen und Krebsschmerzen. (Quelle: Aggarwal SK, et al. J Opioid Manag 2009;5(5):257-86.)

USA: Kongress
Die sechste nationale klinische Konferenz zu Cannabistherapeutika, gemeinsam gesponsert von der medizinischen Fakultät der Universität von Kalifornien in San Francisco, der Gesellschaft der Pflegekräfte von Rhode Island und Patients Out of Time, wird vom 15. bis 17. April 2010 in Warwick (Rhode Island) stattfinden. Mehr Informationen sind verfügbar auf der Internetseite von Patients Out of Time. (Quelle: www.medicalcannabis.com)

Europa: Medizinische Verwendung
Ein Artikel mit dem Titel "Eine andere Sache, in der EURopa nicht übereinstimmt" im Wall Street Journal analysiert die Situation zur medizinischen Verwendung von Cannabis in EURopäischen Ländern und zitiert dabei Brendan Hughes, Analyst für rechtliche Fragen der EURopäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon. "Ich könnte mir vorstellen, dass die EURopäischen Bürger schließlich denken werden, dass Cannabis ein gutes Medikament ist und dass es Menschen, die an starken Schmerzen auf Grund von HIV, multipler Sklerose oder anderen ernsthaften Erkrankungen leiden, verfügbar gemacht werden sollte", erklärte er. (Quelle: Wall Street Journal vom 27. November 2009)

Wissenschaft: GW Pharmaceuticals
Das britische Unternehmen GW Pharmaceuticals gab bekannt, dass es die Rekrutierung von Patienten in seine Studie zu Krebsschmerzen mit Sativex abgeschlossen habe. Diese Studie wird zusammen mit Otsuka Pharmaceutical als Teil des US-Entwicklungsprogramms für Sativex durchgeführt. Ergebnisse der Studie werden im Frühjahr 2010 erwartet. Insgesamt wurden 360 Patienten mit fortgeschrittenem Krebs und chronischen Schmerzen in 14 Ländern in Nordamerika, EURopa, Lateinamerika und Südafrika in die Studie aufgenommen. (Quelle: GW Pharmaceuticals vom 25. November 2009)

Wissenschaft: Opiatabhängigkeit
Tierexperimentelle Forschung an der Mount Sinai School of Medicine in New York legt nahe, dass das natürliche Cannabinoid "CBD ein mögliches Medikament für die Behandlung von Heroinentzug und -rückfall sein könnte". (Quelle: Ren Y, et al. J Neurosci 2009;29(47):14764-9.)

Wissenschaft: Selbstmord
Nach einer Längsschnittstudie, die 50.087 Männer, die in Schweden zum Militär gingen, untersuchte, fand in einer Nachbeobachtungszeit von 33 Jahren 600 Selbstmorde (1,2 Prozent). Cannabiskonsum war mit einem erhöhten Selbstmordrisiko von 60 Prozent assoziiert, aber dieser Zusammenhang verschwand nach Berücksichtigung von Faktoren, die das Selbstmordrisiko beeinflussen können, wie etwa psychologische Probleme. Die Forscher folgerten, dass "Cannabiskonsum wahrscheinlich keinen starken Einfluss auf das Risiko eines vollendeten Selbstmords hat". (Quelle: Price C, et al. Br J Psychiatry 2009;195(6):492-7.)

Wissenschaft: Blutplättchen
Nach Zellexperimenten an der Universität von Rom (Italien) könnte das Endocannabinoid Anandamid das Überleben von Blutplättchen durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren verbessern. (Quelle: Catani MV, et al. Cell Mol Life Sci, 20. November 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft: Herzversagen
Nach Forschung an der Universität von München (Deutschland) war das Endocannabinoidsystem bei Patienten mit schwerem Herzversagen verändert. Die Zahl der CB1-Rezeptoren war in der Muskulatur der linken Herzkammer verringert und die Zahl der CB2-Rezeptoren war vermehrt. Die Blutspiegel von Endocannabinoiden waren bei diesen Patienten signifikant erhöht, von Anandamid um das 3,5-fache und von 2-AG um das 7-fache. (Quelle: Weis F, et al. J Mol Cell Cardiol, 25. November 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

USA: Irvin Rosenfeld
Seit 1982 hat Irvin Rosenfeld alle 25 Tage kostenlos eine Dose mit 300 Cannabiszigaretten von der Bundesregierung erhalten, um damit Symptome einer seltenen Knochenerkrankung zu behandeln. Am 20. November hat er seine 115.000. legale Cannabiszigarette gefeiert. Rosenfeld enthielt seinen Cannabis vor 27 Jahren erstmals als Teilnehmer eines Regelungsprojekts, das Anfang der 90er Jahre abgebrochen wurde. Außer ihm bekommen nur noch drei weitere Überlebende dieses Projekts Cannabis von der Bundesregierung. (Quelle: South Florida Sun-Sentinel vom 20. November 2009)

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