IACM-Informationen vom 01. August 2009
- Wissenschaft: Risiko für Kopf- und Nackenkrebs ist reduziert bei Cannabiskonsumenten in großer epidemiologischer Studie
- Deutschland: Bionorica strebt Zulassung eines Dronabinol-Präparats für 2010 an
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft: Risiko für Kopf- und Nackenkrebs ist reduziert bei Cannabiskonsumenten in großer epidemiologischer Studie
Eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern von mehreren Universitäten der USA (Universitäten von Rhode Island, Massachusetts, Louisiana und Minnesota) untersuchten die Wirkungen von Cannabiskonsum auf die Entwicklung eines bestimmten Kopf- und Nackenkrebses (Plattenepithel von Kopf und Nacken). Informationen zum Cannabiskonsum von 434 Patienten wurden mit den Daten von 547 gesunden Personen verglichen. Nach Berücksichtigung möglicher anderer Risikofaktoren (inklusive Tabakrauchen und Alkoholtrinken) war Cannabiskonsum mit einer statistisch signifikanten Abnahme dieses Krebses assoziiert. Das Risiko war um 48 Prozent reduziert.
Dieser Zusammenhang war für unterschiedliche Messgrößen des Cannabiskonsums (aktueller/früherer Konsum, Dauer und Häufigkeit des Konsums) konsistent. Für Teilnehmer, die die Droge 10 bis 20 Jahre verwendeten, betrug das Risiko etwa ein Drittel des Risikos von Nichtkonsumenten. Die Stärke des reduzierten Risikos war für Personen, die ihren Konsum nach dem 20. Lebensjahr begonnen hatten, im Vergleich mit Personen, die früher begonnen hatten, ausgeprägter. Die Autoren folgerten, dass ihre "Studie nahe legt, dass moderater Marihuanakonsum mit einem reduzierten Risiko" für Plattenepithelkarzinome des Kopf- und Nackenbereichs assoziiert ist. Sie wiesen darauf hin, dass experimentelle Daten gezeigt haben, dass Cannabinoide das Krebswachstum hemmen.
(Quelle: Liang C, McClean MD, Marsit C, Christensen B, Peters E, Nelson HH, Kelsey KT. A Population-Based Case-Control Study of Marijuana Use and Head and Neck Squamous Cell Carcinoma. Cancer Prev Res (Phila Pa), 28. Juli 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Deutschland: Bionorica strebt Zulassung eines Dronabinol-Präparats für 2010 an
Der Chef von Bionorica, Prof. Michael Popp, hofft, dass ihr medizinisches Präparat mit dem Cannabiswirkstoff Dronabinol im kommenden Jahr für die Therapie von Symptomen bei Aids, Krebs und multiple Sklerose zugelassen wird. Er sprach darüber anlässlich des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel an ihrem Geburtstag am 17. Juli bei dem Hersteller für Medikamente auf Pflanzenbasis in Neumarkt. Das Unternehmen führt zur Zeit klinische Studien in Deutschland durch.
Bionorica produziert seit 2002 Dronabinol (THC) und stellt die Substanz Apotheken zur Herstellung von Medikamenten zur Verfügung. Das Dronabinol des Unternehmens Bionorica wird durch Umwandlung von Cannabidiol, das aus Faserhanf extrahiert wurde, gewonnen. Es ist ein Unternehmen mit 870 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 130 Millionen EURo (etwa 180 Millionen US-Dollar). Es betreibt seit langem eine eigene Forschung und legt Wert darauf, Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit seiner pflanzlichen Präparate mit klinischen und pharmakologischen Studien nachzuweisen.
Kurzmeldungen
Kanada: Prairie-Plant-Systems
Eine verlassene Mine in Nordkanada könnte ihre Rolle als einzige Cannabisproduktionsstätte des Landes mit Regierungserlaubnis verlieren. Die Produktion in der Mine bei Flin Flon (Provinz Manitoba) musste verlegt werden, weil die Anlage nicht mehr groß genug war. Dies erklärte Prairie-Plant-Systems am 22. Juli. In der Mine wurde seit nahezu einem Jahrzehnt legal Cannabis produziert, seit Kanada begann, Patienten einen legalen Zugang zu Cannabis aus medizinischen Gründen zu erlauben. Bisher wurde keine Entscheidung zur zukünftigen Produktionsstätte getroffen. (Quelle: Reuters vom 22. Juli 2009)
USA: Colorado
Colorados staatlicher Gesundheitsausschuss hat eine Initiative zur Begrenzung der Patientenzahl, die gleichzeitig durch einen Lieferanten für medizinischen Cannabis versorgt werden dürfen, auf fünf Kranke abgelehnt. Diese Entscheidung erlaubt Cannabisverteilungsstellen, die Droge weiterhin an Patienten abzugeben. Der Ausschuss stimmte am 20. Juli mit 6 zu 3 Stimmen gegen einen Vorschlag des staatlichen Gesundheitsministeriums. Gegner der Fünf-Personen-Begrenzung hatten argumentiert, dass der Ausschuss nicht das Recht besitze, das Gesetz, das von den Wählern im Jahr 2000 gebilligt wurde, zu verändern. Das Gesetz machte Colorado zu einem der heute 13 Staaten, die die medizinische Verwendung von Cannabis in den USA erlauben. (Quelle: Associated Press vom 20. Juli 2009)
Wissenschaft: Genetische Stabilität von Cannabis
Forscher der Universität von Mississippi (USA) zeigten, dass ihre Methode, gleichzeitig viele Klone einer Cannabispflanze zu produzieren, ein stabiles genetisches Profil im Vergleich zu den Mutterpflanzen sicher stellt. Die Klone und die Mutterpflanzen zeigten ein ähnliches Cannabinoidprofil und unerhebliche Unterschiede beim THC-Gehalt. (Quelle: Lata H, et al. Planta Med, 27. Juli 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft: Krebs
Forscher am Karolinska-Institut und der Universitätsklinik von Stockholm (Schweden) zeigten, dass die Fähigkeit von Cannabinoiden, Krebszellen zu zerstören, durch Ceramide vergrößert wurde. Sie verwendeten bestimmte Krebszellen (Mantelzell-Lymphomzellen), die mit dem synthetischen Cannabinoid Methanandamid behandelt wurden. Das Cannabinoid vergrößerte die Ceramid-Konzentration. Wenn der Stoffwechsel der Ceramide so beeinflusst wurde, dass eine zusätzliche Ceramid-Anhäufung stattfand, so wurde die Zerstörung der Krebszellen durch das Cannabinoid verstärkt. Ceramide sind eine Familie von Fettmolekülen, die in einer hohen Konzentration in den Zellmembranen von Zellen gefunden werden. (Quelle: Gustafsson K, et al. Mol Cancer Res 2009;7(7):1086-98.)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- USA: Neumexiko arbeitet an Regelungen für den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke
- Wissenschaft/USA: Starker Anstieg von tödlichen häuslichen Medikamentenirrtümern
- Wissenschaft/Großbritannien: Nach einem Bericht der britischen Drogenpolitikkommission funktioniert die Drogenstrafverfolgung nicht
Vor zwei Jahren
- Wissenschaft/Großbritannien: Eine vielfach zitierte neue Übersicht unterstützt frühere Studien, nach denen die Verwendung von Cannabis mit einem erhöhten Risiko für Psychosen verbunden ist
- Europa: Rücknahme eines Zulassungsantrages für Sativex
- Wissenschaft: Bei der Verwendung von Cannabistee wird nur ein kleiner Teil von THC im Cannabis aufgenommen
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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