IACM-Informationen vom 13. September 2008
- Wissenschaft: Cannabisextrakt wirksam gegen neuropathische Schmerzen von MS-Patienten in Langzeitstudie
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft: Cannabisextrakt wirksam gegen neuropathische Schmerzen von MS-Patienten in Langzeitstudie
Nach einer Pressemitteilung des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals war Sativex wirksam bei 42 Multiple-Sklerose-Patienten mit zentralen neuropathischen Schmerzen, die sich zuvor in einer Phase-III-Studie befunden und danach zwölf Wochen lang weiter Sativex erhalten hatten. Sie wurden dann nach einem Doppelblindverfahren für weitere vier Wochen zufällig einer Therapie mit Sativex oder einem Plazebo zugeteilt. Sativex ist ein Cannabisextrakt, der gleiche Mengen an Dronabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) enthält und als Spray in den Mund verabreicht wird. Während dieser vierwöchigen Phase durften die Patienten ihre Dosis nicht anpassen.
Bei den Patienten, die Cannabis erhalten hatten, blieben die Schmerzwerte stabil. Bei den Patienten, die das Plazebo erhalten hatten, verschlechterten sich die Schmerz- und Schlafwerte. Es gab einen signifikanten Unterschied zwischen den Schmerzwerten in der Sativex- und der Plazebogruppe, und die Schlafqualität war mit dem Cannabisextrakt ebenfalls signifikant besser. Während dieser vierwöchigen Periode gab es zwei Patienten mit Nebenwirkungen unter Sativex und fünf unter dem Plazebo. Ein Patient, der ein Plazebo erhielt, brach die Studie ab. Es gab keinen Hinweis auf ein Entzugsyndrom. Dr. Stephen Wright von GW Pharmaceuticals erklärte: "Dies ist die erste Plazebo-kontrollierte Studie, die zeigt, dass Sativex eine langzeitige Wirksamkeit bei MS-Patienten mit neuropathischen Schmerzen liefert und unterstützt früher publizierte offene Studien."
Mehr unter: www.gwpharm.com/
(Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 8. September 2008)
Kurzmeldungen
Großbritannien: Potenz von Cannabis
Nach offiziellen Daten nahm die Potenz von beschlagnahmtem Cannabis zwischen 2004 und 2007 um etwa 25 Prozent ab, von einer mittleren THC-Konzentration von 12,7 Prozent auf 9,5 Prozent. Im Jahr 2004 wurde Cannabis von der Klasse B in die weniger strenge Klasse C des britischen Betäubungsmittelgesetzes umgestuft. Nun plant die Regierung mit Verweis auf die Zunahme der Potenz von Cannabis in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten eine Rückstufung in die Klasse B. Die Zeitung The Guardian schrieb, dass dies "Zweifel hinsichtlich des Schlüsselarguments der Regierung für die Umstufung der Droge von der Klasse C in die Klasse B" verursacht. (Quelle: The Guardian vom 28. August 2008)
Wissenschaft: Neue Cannabisbestandteile
Forscher des nationalen Zentrums zur Erforschung natürlicher Produkte der Universität von Mississippi (USA) isolierten sechs neue nicht-cannabinoide Bestandteile aus einer hochpotenten Cannabissorte. Zudem wurden zwei bekannte Substanzen (Chrysoeriol und 6-Prenylapigenin) erstmals in Cannabis entdeckt. Einige dieser Substanzen zeigten eine schwache bis starke Aktivität gegen Bakterien, Leishmanien und Erreger der Malaria. (Quelle: Radwan MM et al. Phytochemistry, 4. September 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft: Schizophrenie und Hyperaktivität
Forscher der Universität von Nottingham (Großbritannien) untersuchten die Wirkungen des Cannabiskonsums auf die geistige Gesundheit bei drei Gruppen von jungen Menschen: 36 nicht-psychotische Geschwister von heranwachsenden Schizophrenen (genetische Hochrisikogruppe), 25 Heranwachsende mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und 72 gesunde Kontrollpersonen. Bei jungen Menschen mit einem genetisch erhöhten Risiko für Schizophrenie war Cannabiskonsum mit Störungen der geistigen Gesundheit assoziiert. Bei Heranwachsenden mit ADHS war Cannabiskonsum mit einem Trend zu einer Abnahme der Desorganisation und zu einer Abnahme von Hyperaktivität/mangelnder Aufmerksamkeit assoziiert. In dieser Gruppe könnte Cannabis daher eine positive Wirkung haben. (Quelle: Hollis C, et al. Schizophr Res, 1. September 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft: Neurotoxizität
Erhöhte Spiegel an Endocannabinoiden reduzierten die Toxizität einer Substanz (Diisopropylfluorophosphat, DFP), die eine Anhäufung des Neurotransmitters Acetylcholin und eine exzessive Stimulierung cholinerger Rezeptoren verursacht. Die Forscher folgerten, dass diese "Ergebnisse nahe legen, dass eine Verstärkung der Endocannabinoidsignalgebung die akute Toxizität von DFP verringern kann und eine rationale Grundlage für die weitere Erforschung der Rolle von Endocannabinoiden bei der cholinergen Toxizität liefert". (Quelle: Nallapaneni A, et al. Neurotoxicology, 13. August 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft: Psychosen
Spanische Forscher untersuchten die Wirkungen von Cannabiskonsum auf das Alter beim Ausbruch einer Psychose bei 131 Patienten mit einer ersten psychotischen Episode, die in ein Krankenhaus eingewiesen worden waren. Bei Cannabiskonsumenten setzte die Psychose signifikant früher ein als bei Nichtkonsumenten und dieser Effekt war dosisabhängig und nicht durch den Konsum anderer Drogen erklärbar. (Quelle: González-Pinto A, et al. J Clin Psychiatry, 29. Juli 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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