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IACM-Informationen vom 16. September 2006

Wissenschaft: Cannabiskonsum verbessert das Ergebnis einer antiviralen Behandlung bei Patienten mit Hepatitis C

Drogenabhängige, die mit dem Hepatitis C-Virus infiziert sind, führen ihre Behandlung mit Medikamenten häufiger bis zum geplanten Therapieende durch, wenn sie Cannabis konsumieren, und sie haben ein besseres Therapieergebnis. Dies berichteten Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in der Zeitschrift "European Journal of Gastroenterology and Hepatology". Cannabis könnte ihnen helfen, die Nebenwirkungen der antiviralen Medikamente, die den Virus zum Verschwinden bringen können, jedoch häufig Fieber, Schüttelfrost sowie Muskel- und Gelenksschmerzen verursachen, zu ertragen, schrieben die Forscher.

Dr. Diana Sylvestre und ihre Kollegen testeten 71 Patienten, die Interferon und Ribavirin zur Behandlung ihrer Hepatitis C erhielten. Interferon fördert die Immunabwehr und Ribavirin greift den Virus an. 22 Teilnehmer (31 Prozent) nahmen zusätzlich Cannabis. Von allen Patienten brachen 24 Prozent die Therapie frühzeitig ab, darunter nur ein Cannabiskonsument, jedoch 16 Nichtkonsumenten. Etwa die Hälfte der Cannabiskonsumenten (54 Prozent) wurden erfolgreich mit den Medikamenten behandelt, was bedeutet, dass das Virus nicht länger nachweisbar war, verglichen mit nur 18 Prozent in der Kontrollgruppe. Und nur 14 Prozent der Cannabiskonsumenten erlitten ein Rezidiv, verglichen mit 61 Prozent der Nichtkonsumenten. Rezidiv bedeutet, dass das Hepatitis C-Virus nach einer gewissen Zeit wieder nachweisbar war.

Die Forscher folgerten, dass diese "Ergebnisse nahe legen, dass moderater Cannabiskonsum einen symptomatischen und virologischen Nutzen für einige Patienten, die sich einer HCV-Behandlung unterziehen, bieten könnte, indem es ihnen hilft, die herausfordernde Medikation fortzuführen."

(Quellen: Reuters vom 13. September 2006; Sylvestre DL, Clements BJ, Malibu Y. Cannabis use improves retention and virological outcomes in patients treated for hepatitis C. EUR J Gastroenterol Hepatol 2006;18(10):1057-63.)

Italien: Gesundheitsminister erlaubt den Import von Medikamenten, die THC enthalten

Der italienische Gesundheitsminister Livia Turco hat offiziell angeordnet, dass der Import von Medikamenten, die THC enthalten, weiterhin durch die zentrale Betäubungsmittelkommission des Ministeriums für Patienten erlaubt werden kann, die diese Medikamente benötigen und keine verfügbaren Alternativen haben. Die Anordnung des Ministers ist bis zum 30. November 2006 gültig.

Das Betäubungsmittelgesetz der Vorgängerregierung, das zurzeit gültig ist, stellt fest, das Cannabis keinen akzeptierten medizinischen Wert hat, und alle Cannabinoide wurden von der Tabelle II, der offiziellen Liste aller Betäubungsmittel und psychotropen Substanzen mit akzeptiertem medizinischen Nutzen, ausgeschlossen. Nach einem Aufruf im Interesse von Patienten, die von dem regelmäßigen Import von Cannabismedikamenten wie Nabilon, Dronabinol, Sativex und Bedrocan aus dem Ausland abhängig sind, durch mehr als 100 im Gesundheitswesen Beschäftigte und Forscher antwortete der Gesundheitsminister der neuen Regierung mit dieser Anordnung. In der Zwischenzeit wartet er auf die Entscheidung des Obersten Gesundheitsrats, ob Cannabinoide wieder in die Tabelle II aufgenommen werden sollen.

Der vollständige Text der Anordnung (in Italienisch) ist verfügbar unter: medicalcannabis.it.

(Quelle: Persönliche Mitteilung durch die Associazione per la Cannabis Therapeutica)

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Cannador
Im Juli hat an 20 Zentren in Großbritannien nach der CAMS-Studie (Cannabinoids in Multiple Sclerosis), die im Jahre 2003 abgeschlossen wurde, die zweite Phase-III-Studie mit dem standardisierten oralen Cannabisextrakt Cannador begonnen. Sponsor dieser Studie sind die Arzneimittelfirma Weleda (Schweiz) und die Gesellschaft für klinische Forschung in Berlin. Innerhalb der nächsten 15 Monate sollen in diese placebokontrollierte Studie 400 Patienten mit multipler Sklerose aufgenommen werden, die unter Spastizität und Schmerzen leiden und mit den verfügbaren Medikamenten nur unzureichend behandelt werden konnten. Studienleiter ist wie bei der CAMS-Studie Prof. John Zajicek, Peninsula Medical School, Plymouth. (Quelle: Persönliche Mitteilung durch das Institut für klinische Forschung, Berlin)

Europa: GW Pharmaceuticals
Am 5. September gab GW Pharmaceuticals bekannt, dass es in vier EURopäischen Ländern einen Antrag auf arzneimittelrechtliche Zulassung für den Cannabisextrakt Sativex gestellt hat. Der Antrag bezieht sich auf die symptomatische Linderung der Spastik bei Menschen mit multipler Sklerose. Der Antrag wurde nach dem "dezentralisierten Verfahren" in Großbritannien, Spanien, Dänemark und den Niederlanden eingereicht. Nach diesem Verfahren fungiert Großbritannien als Referenzmitgliedsstaat, der sich mit den drei anderen Ländern abstimmen wird. Falls er erfolgreich ist, würde der Antrag nach dem dezentralisierten Verfahren zu einer gleichzeitigen Zulassung von Sativex in diesen Ländern führen. (Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 5. September 2006, www.gwpharm.com)

USA: Cannabisverteilungsstellen
Ein 23-seitiger Bericht von Americans for Safe Access argumentiert, dass medizinische Cannabisverteilungsstellen sowohl einen Nutzen für Patienten als auch für lokale Behörden darstellen. Der Bericht wurde am 7. September bei einer Pressekonferenz in San Diego vorgestellt. Er beschreibt den Einfluss behördlicher Anordnungen in verschiedenen kalifornischen Städten. Er basiert auf Informationen, die innerhalb von neun Monaten von lokalen Beamten gewonnen wurden. Er beschreibt zudem den Nutzen für Patienten nach einer jüngeren Arbeit eines Forschers der Universität von Kalifornien. Der Bericht ist verfügbar unter: www.safeaccessnow.org/downloads/dispensaries.pdf. (Quelle: Americans for Safe Access)

Wissenschaft: Depressionen
Unter Verwendung von Daten der laufenden Nationalen Längsschnittbefragung der Jugend (National Longitudinal Survey of Youth) von 1979 untersuchten Wissenschaftler der John Hopkins Universität in Baltimore den Einfluss des Cannabiskonsums auf die Entwicklung von Depressionen. Insgesamt lagen von 8.750 Erwachsenen im Alter zwischen 29 und 37 Jahren, die im Jahre 1994 befragt worden waren, vollständige Daten zum Cannabiskonsum im vorausgegangenen Jahr und einer gegenwärtigen Depression vor. Das Risiko für eine Depression war für Cannabiskonsumenten im Vergleich zur nicht konsumierenden Gruppe um 1,4 erhöht. Allerdings war nach Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren das Risiko in der Cannabisgruppe nicht länger erhöht. (Quelle: Harder VS, et al. Addiction 2006;101(10):1463-72.)

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