IACM-Informationen vom 19. Februar 2005
- Wissenschaft: Cannabis wirksam bei Krebsschmerzen
- Wissenschaft: Starker Cannabiskonsum kann den Blutfluss im Gehirn negativ beeinflussen
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft: Cannabis wirksam bei Krebsschmerzen
Nach einer Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals war ein Cannabisextrakt, der gleiche Mengen an THC und CBD (Sativex) enthielt, wirksam gegen Krebsschmerzen in einer klinischen Phase-III-Studie. Ein THC-reicher Extrakt war dagegen Placebo nicht überlegen.
Die doppelblinde Studie schloss 177 Patienten mit starken Krebsschmerzen ein, die nicht ausreichend auf starke Opiate (z. B. Morphium) ansprachen. Ein Drittel der Teilnehmer erhielt Sativex, ein weiteres Drittel den THC-reichen Extrakt und ein Drittel ein Placebo. Die Medikamente wurden als Spray in den Mund verabreicht. Zusätzlich zur Studienmedikation erhielten alle Patienten weiterhin ihre bisherige Schmerzmedikation.
Sativex führte zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der Schmerzen im Vergleich zum Placebo (p = 0,014). Etwa 40 Prozent der Patienten erlebten unter Sativex eine um mehr als 30-prozentige Verbesserung ihrer Schmerzen. Der andere aktive Arm dieser Studie, GWs THC-reicher Extrakt zeigte dagegen keine signifikanten Effekte auf die Schmerzen (p = 0,24). Diese Studie legt daher nahe, dass Sativex das wirksamere Produkt bei der Verwendung gegen Krebsschmerzen ist. Die Daten zu den Nebenwirkungen zeigten, dass die Medikamente im Allgemeinen gut vertragen wurden.
"Wir werden nun aktiv die nächsten Schritte anvisieren, inklusive einer möglichen weiteren bestätigenden klinischen Phase-III-Studie, um sicher zu gehen, dass wir die Zulassung für Sativex bei Krebsschmerzen erhalten," erklärte Dr. Stephen Wright, GWs Direktor für Forschung und Entwicklung.
(Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 19. Januar 2005, www.gwpharm.com)
Wissenschaft: Starker Cannabiskonsum kann den Blutfluss im Gehirn negativ beeinflussen
Die Verwendung von Cannabis kann den Blutfluss im Gehirn beeinflussen. Nach einer Studie von Wissenschaftlern des US-amerikanischen Nationalen Institutes für den Drogenmissbrauch können diese Wirkungen bei starken Konsumenten länger als einen Monat anhalten. Die Autoren schrieben in der Zeitschrift Neurology, dass "diese Befunde eine Teilerklärung für kognitive Defizite liefern können, die in einer ähnlichen Gruppe von Marihuanakonsumenten gefunden wurden."
Sie maßen den Blutfluss im Gehirn von 54 Marihuanarauchern, von denen die leichten Konsumenten im Durchschnitt 11 Joints pro Woche, die mäßigen Konsumenten 44 Joints und die starken Konsumenten im Durchschnitt 131 Joints pro Woche rauchten. Personen, die Cannabis rauchten, wiesen einen höheren Blutfluss durch ihre Gehirne auf als Nicht-Konsumenten. Es gab zudem einen größeren Widerstand gegen den Blutfluss.
Nach einem Monat ohne Cannabis wurde die Untersuchung wiederholt. Der Widerstand gegen den Blutfluss begann sich bei den leichten und mäßigen Konsumenten zu normalisieren, während er bei den starken Konsumenten weiterhin erhöht war.
Forschung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass sich kognitive Defizite bei Cannabiskonsumenten nach einigen Tagen und Wochen Abstinenz wieder normalisieren, dass die Normalisierung nach sehr starkem Konsum jedoch mehr als einen Monat dauern kann. In der neuen Studie rauchte der stärkste Konsument 50 Joints pro Tag.
(Quellen: New Scientist vom 7. Februar 2005; Herning RI, et al. Cerebrovascular perfusion in marijuana users during a month of monitored abstinence. Neurology 2005;64(3):488-93.)
Kurzmeldungen
USA: Ausweise in Kalifornien
Die kalifornischen Gesundheitsbehörden planen die Herausgabe von Ausweisen für medizinische Marihuanakonsumenten, die staatliche und örtliche Behörden daran hindern sollen, ihren Vorrat zu beschlagnahmen und sie zu verfolgen. Dies erklärten Behördenvertreter am 15. Februar. Die Ausweise werden im Sommer für Patienten in mindestens 10 Kreisen erhältlich sein, und staatenweit bis zum Ende des Jahres, erklärte die Sprecherin des staatlichen Gesundheitsministeriums Norma Arceo. Fünf weitere Staaten – Alaska, Hawaii, Nevada, Oregon und Washington – haben ähnliche Ausweise. (Quelle: San Francisco Chronicle vom 16. Februar 2005)
Belgien: Cannabisgesetz verändert
Im Oktober 2004 hob der belgische Gerichtshof das Drogengesetz von 2003 auf, das den Besitz von Cannabis zur persönlichen Verwendung durch Erwachsene legalisiert hatte, weil es zu ungenau formuliert war. Nun hat die Regierung das Gesetz angepasst. Der neue Text besagt, dass Personen über 18 Jahre drei Gramm Marihuana oder eine Pflanze zum persönlichen Bedarf besitzen dürfen. Fälle von Überschreitungen des Gesetzes (Weitergabe, Verkauf, Handel, Verwendung unter 18, Konsum im Gefängnis, in der Nähe von Schulen, auf öffentlichen Plätzen und in der Gesellschaft von Jugendlichen) werden nicht toleriert. (Quelle: Direktive des Justizministeriums vom 31. Januar 2005)
Holland: Medizinisches Cannabis
Das Büro für medizinisches Cannabis (OMC) hat eine neue medizinische Cannabissorte zum Verkauf in Apotheken ab dem 14. Februar 2005 eingeführt. Die neue Sorte (Cannabis Flos, Sorte Bedrobinol) wird von Bedrocan hergestellt und ersetzt die jüngst zurückgezogene Sorte SIMM 18. Sie hat nahezu die gleiche Stärke (etwa 18 Prozent Dronabinol und etwa 0,2 Prozent Cannabidiol). (Quelle: Pressemitteilung des OMC vom 11. Februar 2005)
Wissenschaft: CB2-Rezeptoren und Schmerzen
US-Wissenschaftler untersuchten die Mechanismen, durch die aktivierte periphere Cannabinoid-2-Rezeptoren Schmerzen reduzieren. Ihre Studie legt nahe, dass die Aktivierung von CB2-Rezeptoren die Freisetzung von Beta-Endorphin, ein endogenes Opiat, stimuliert, das dann lokale Opiatrezeptoren aktiviert und damit die Schmerzwahrnehmung hemmt. (Quelle: Ibrahim MM, et al. Proc Natl Acad Sci U S A 2005 Feb 10; [Elektronische Publikation vor dem Druck])
Wissenschaft: Cannabidiol und Tumore
In Zellexperimenten hemmte Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychotropes Cannabinoid, die Wanderung von Tumorzellen. CBD verursachte eine konzentrationsabhängige Hemmung der Wanderung von Gliomzellen. Gliome sind bösartige Hirntumore. Diese Antitumoreigenschaften waren unabhängig von Cannabinoidrezeptoren. (Quelle: Vaccani A, et al. Br J Pharmacol 2005 Feb 07; [Elektronische Publikation vor dem Druck])
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Wissenschaft: Große britische Studie zeigt, dass Cannabis Symptome der multiplen Sklerose reduziert
- USA: Für Ärzte bleibt es schwierig, ihren Patienten Cannabis zu empfehlen
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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