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IACM-Informationen vom 09. November 2002

USA: Ärzte dürfen ihren Patienten die Verwendung von Cannabis empfehlen

Ein Bundesberufungsgericht in Kalifornien hat entschieden, dass die Regierung nicht die Lizenz von Ärzten, die ihren Patienten Marihuana empfehlen, entziehen darf. Die Bundesregierung solle nun ihre missgeleitete Politik verlassen, Ärzte und kranke Menschen anzugreifen, um den Cannabiskonsum zu bekämpfen.

In seiner Entscheidung vom 29. Oktober hielt das Berufungsgericht für den 9. Bezirk das Urteil eines niedrigeren Gerichts aufrecht, das das verfassungsmäßige Recht von Ärzten, medizinisches Marihuana zu empfehlen, schützt. "Ein integraler Betsandteil der medizinischen Praxis ist die Kommunikation zwischen einem Arzt und einem Patienten," erklärte das aus drei Richtern bestehende Gericht in seiner einstimmigen Entscheidung. Ärzte, die medizinisches Cannabis "empfehlen" würden nur ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung, die durch den ersten Zusatz zur Verfassung garantiert sind, ausüben.

Das Gericht wies zudem die Behauptung der Regierung zurück, nach der Ärzte durch die Empfehlung der medizinischen Verwendung von Marihuana ihre Patienten einladen würden, das Gesetz zu brechen. Es wies daraufhin, dass es legale Wege gibt, nach denen Patienten Marihuana suchen könnten, wie etwa durch ein von der Regierung erlaubtes Forschungsprojekt oder durch den Versuch, die Bundesregierung von einer Änderung der Cannabisgesetzgebung zu überzeugen.

Der erste Zusatz zur US-amerikanischen Verfassung lautet: "Der Kongress soll kein Gesetz machen, das sich auf die Etablierung einer Religion bezieht, oder ihre freie Ausübung verbietet; oder die Freiheit der Rede oder der Presse beschränkt; oder das Recht der Menschen, sich friedlich zu versammeln und die Regierung zu bitten, Missstände zu beseitigen."

(Quellen: Reuters vom 29. Oktober 2002, Associated Press vom 30. Oktober 2002, New York Times vom 31. Oktober 2002, Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika)

Großbritannien: Medikamente auf Cannabisbasis könnten bereits in 2003 erhältlich sein

GW Pharmaceuticals erklärte am 5. Novemver, dass vier Phase-III-Studien, die die Wirksamkeit ihrer Cannabiszubereitung bei der multiplen Sklerose untersucht, signifikant besser als Plazbo bei der Linderung von Krankheitssymptomen sei. Die Phase III ist die letzte Phase bei Medikamententests vor der Zulassung.

Das Medikament, das in den Mund gesprüht wird, reduzierte in den Studien mit etwa 350 Patienten wirksam die Schmerzen aufgrund von Nervenverletzungen, sowie Spastik und Schlafstörungen. In anderen Studien wird der Spray auch für die Behandlung von Krebsschmerzen und Querschnittserkrankungen untersucht.

"Die Leistungsfähigkeit der Medizin von GW hat unsere eigenen Erwartungen übertroffen," erklärte Vorstandsvorsitzender Geoffrey Guy. "Vorbehaltlich einer offiziellen Genehmigung sind wir nun auf dem Weg, im nächsten Jahr unser erstes verschreibbares Medikament auf den britischen Markt zu bringen."

In zwei weiteren EURopäischen Ländern könnte Cannabis in 2003 in Apotheken verfügbar sein, in Holland und Deutschland. In Holland wird der Schritt, Marihuana von lizensierten Anbauern in die Apotheken zu bringen, vom Büro für medizinisches Cannabis der Regierung vorbereitet. In Deutschland entwickelt die Bundesvereinigung der Apotheker auf Bitten des Bundesgesundheitsministeriums eine Rezepturvorschrift für einen Cannabisextrakt vor, so dass Apotheker die Medizin herstellen können.

(Quellen: Reuters Health vom 5. November 2002, und andere)

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Appetit
Die Ergebnisse einer Studie mit Ratten enthüllten eine unerwartete Rolle für periphere CB1-Rezeptoren bei der Regulierung der Ernährung. Nahrungsentzug verursachte eine Konzentrationszunahme des Endocannabinoids Anadamid im Dünndarm um das Siebenfache, jedoch nicht im Gehirn oder Magen. Erneutes Füttern normalisierte die Anandamid-Spiegel im Darm. Die periphere, jedoch nicht die zentrale Gabe von Cannabinoiden (Anandamid und WIN55,212-2) förderte ein verstärktes Fressen bei zum Teil satten Ratten. In ähnlicher Weise reduzierte die periphere, aber nicht die zentrale Gabe eines CB1-Rezptor-Antagonisten die Nahrungsaufnahme. (Quelle: Gomez R, et al. Neurosci 2002 Nov 1;22(21):9612-7)

USA: Zwischenwahlen
Eine Gesetzesvorlage, die am 5. November von 63 Prozent der Wähler von San Francisco angenommen wurde, macht es zur offiziellen Politik der Stadt, dass sie die Einrichtung eines Cannabisanbau- und Verteilungsprogramms für Patienten untersucht. Es bedeutet nicht, dass San Francisco sofort mit dem Anbau von Marihuana beginnt, sondern vielmehr, dass Vertreter der Stadt das Recht haben, verschiedene Möglichkeiten zu erkunden. Andere Cannabis-Vorschläge fielen bei den diesjärigen Zwischenwahlen durch. Die Wähler von Arizona und Nevada lehnten die Emtkriminalisierung bzw. Legalisierung des Marihuanakonsums ab. (Quellen: Associated Press vom 6. November 2002, Agence France-Press vom 6. November 2002)

USA: Oregon und Colorado
Die Zahl der Bewohner Oregons mit einer staatlichen Genehmigung zur medizinischen Verwendung von Marihuana stieg in den 3,5 Jahren nach Beginn des Programms im Jahre 1998 auf 4.162. Die Zahl in Colorado mit einem ähnlichen staatlichen Gesetz stieg auf 181 innerhalb von zwei Jahren. (Quelle: Associated Press vom 1. November 2002)

Wissenschaft: Cannabis, Alkohol, Tabak und Depressionen
736 New Yorker wurden im Alter von etwa 14, 16, 22 und 27 Jahren interviewt, und psychiatrische Störungen wurden erfasst. Tabakkonsum bei Heranwachsenden war signifikant mit einem erhöhten Risiko für Alkoholabhängigkeit und Drogenkonsumstörungen, jedoch nicht mit Depressionen im Alter von 27 Jahren assoziiert. Früher Alkoholkonsum und früher Marihuanakonsum war mit späteren schwere depressiven Störungen und Drogenkonsumstörungen assoziiert. (Quelle: Brook DW, et al. Gen Psychiatry 2002 Nov;59(11):1039-44)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

Vor zwei Jahren

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