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IACM-Informationen vom 23. Dezember 2000

Kanada: Mine in Manitoba wird legales Marihuana produzieren / MS-Patient kann sein eigenes Cannabis anbauen, urteilt ein Richter

Ein Kanadier, der Marihuana zur Linderung seiner Multiple-Sklerose-Symptome verwendet, darf selbst Marihuana anpflanzen. Das entschied eine Richterin in Calgary am 11. Dezember.

Der 46jährige Grant Krieger wurde sowohl beschuldigt, Marihuana angebaut zu haben, als auch, damit gehandelt zu haben. Richterin Darlene Acton war der Meinung, Herr Krieger würde in seinen Rechten beschnitten, wenn er kein Marihuana für seinen eigenen therapeutischen Nutzen anpflanzen dürfe.

Die momentane kanadische Gesetzgebung ermöglicht es, Patienten eine Ausnahmegenehmigung von den Gesetzen zum Besitz von Marihuana beim Gesundheitsministerium zu beantragen. Richterin Acton bezeichnete diese Regelung jedoch als "Absurdität", seien Patienten doch ohne offizielle Verteiler dazu gezwungen, sich das Marihuana illegal zu beschaffen.

Unterdessen hat die kanadische Regierung ein Unternehmen ausgewählt, dass das Land erstmals legal mit Marihuana für Medizin und Forschung beliefern soll. Der Firma "Prairie Plant Systems" in Saskatoon wurde der Auftrag über 3,78 Millionen U.S. Dollar erteilt, innerhalb eines Jahres standardisiertes Qualitätsmarihuana zu liefern. Das teilte das Gesundheitsministerium am 21. Dezember mit.

Das Marihuana werde im ungenutzten Teil einer Kupfermine in Nord-Manitoba angepflanzt, weiterverarbeitet und verpackt, so der Präsident von Prairie Plant Systems Brent Zettl. "Wir können die unterirdischen Räume zur Produktion von biopharmazeutischen Pflanzen nutzen, die zwei Dinge benötigen: Zum Einen genetische Kontinuität, zum Andern Sicherheit."

"Dieses Marihuana wird Menschen zugänglich sein, die an strukturierten Forschungsprogrammen teilnehmen, sowie Kanadiern, die berechtigt sind, Marihuana für medizinische Zwecke zu nutzen und bereit sind, bei Beobachtungs- und Forschungsprojekten des Ministeriums mitzuwirken," sagte Gesundheitsminister Allan Rock.

(Quellen: Reuters vom 11. und 22. Dezember 2000, Associated Press vom
23. Dezember)

Holland: Einrichtung eines Büros für medizinisches Cannabis

Das holländische Gesundheitsministerium hat ein Büro für medizinisches Cannabis ((Bureau voor Medicinale Cannabis) eingerichtet. Der Zweck des Büros ist die Klärung der Frage, ob Cannabis als Medizin verwendet werden kann und bei welchen Indikationen.

In einem offiziellen Brief an die internationale Drogenkontrollbehörde (INCB, International Narcotics Control Board) der Vereinten Nationen erklärt Ministerin Els Borst-Eilers, dass "viele Fallberichte zeigen, dass Cannabis eine nützliche Medizin sein könnte, aber es sind bisher keine hochwertigen Befunde verfügbar."

"Wenn klinische Studien positive Ergebnisse liefern, sollte eine adäquate Versorgung des pharmazeutischen Marktes mit lizenzierten Cannabisprodukten sichergestellt werden. Von diesem Augenblick an wird dies eine weitere Aufgabe des Büros sein. Das Büro wird den Gartenanbau von Cannabis, von Cannabisharz und ihren Zubereitungen regeln, sowie für klinische Studien mit diesen Substanzen zuständig sein, so wie es von der internationalen Konvention für Betäubungsmittel (Single Convention on narcotic drugs) verlangt wird. Es wird zudem qualitativ hochwertige Studien anregen, die mit unterschiedlichen Dosierungsformen unterschiedlicher Zusammensetzung und für viele Indikationen durchgeführt werden.

Weitere Informationen unter: www.minvws.nl/

(Quellen: Brief von Els Borst-Eilers an den INCB vom 14. Dezember 2000, persönliche Mitteilung von Willem K. Scholten)

Kurzmeldungen

USA:
Hawaii gab am 19. Dezember seine Regeln zur medizinischen Verwendung von Marihuana bekannt. Zertifizierte Patienten wird es erlaubt sein, bis zu drei Unzen (84 Gramm) zu besitzen und bis zu sieben Pflanzen anzubauen. Ärzte können für einen Patienten ein Registrierungszertifikat bekommen, damit dieser Marihuana verwenden kann. Die Regelungen treten am 28. Dezember in Kraft. (Quelle: AP vom 19. Dezember 2000)

Wissenschaft:
Professor Roger Pertwee von der Universität von Aberdeen (Schottland) und seine Kollegen haben einen wasserlöslichen Cannabinoidrezeptoragonisten entwickelt, O-1057 genannt. Pertwee leitete eine Gruppe von Wissenschaftlern, die eine Cannabis-Verbindung entwickeln wollten, die injiziert oder in Aerosols oder Sprays verwendet werden kann. Die neue Verbindung wirkt als potenter Agonist am CB1- und CB2-Rezeptor und verdient nach Aussagen der Wissenschaftler weitere Erforschung seines therapeutischen Potenzials. (Quellen: PA News vom 10. Dezember 2000; Pertwee RG, et al.: O-1057, a potent water-soluble cannabinoid receptor agonist with antinociceptive properties. Br J Pharmacol 2000 Apr;129(8):1577-84)

Wissenschaft:
Ein internationales Forscherteam hat gezeigt, dass die Endocannabinoidkonzentrationen bei Spastik zunehmen. In einem Multiple-Sklerose-Modell, CREAE bei Mäusen, wurde die Spastik durch das Endocannabinoidsystem tonisch kontrolliert. Während die Endocannabinoidspiegel bei gesunden Mäusen und nichtspastischen CREAE-Mäusen normal waren, gab es eine deutliche Zunahme bei spastischen CREAE-Mäusen. Daher könnten spastische Störungen durch Modulierung des Endocannabinoidsystems behandelt werden. (Quelle: Baker D, et al.: Endocannabinoids control spasticity in a multiple sclerosis model. FASEB J, published online on 8 December 2000)

USA:
Der Marihuanakonsum unter Jugendlichen ist im Vergleich mit dem Vorjahr unverändert geblieben. So heißt es in einem Regierungsbericht, der am 14. Dezember veröffentlicht wurde. 15,6% der 13-14jährigen, 32,2 Prozent der 15-16jährigen und 36,5 Prozent der 17-18jährigen gaben an, Cannabis im vergangenen Jahr konsumiert zu haben. (Quelle: Reuters vom 14. Dezember 2000)

Blick in die Vergangenheit

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