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IACM-Informationen vom 30. Oktober 1999

Wissenschaft: Endocannabinoide beim Glaukom

1971 wurde entdeckt, dass die Verwendung von Marihuana den Augeninnendruck senkt, über einen Effekt seines wichtigsten psychoaktiven Inhaltsstoffes, das THC. Jüngst wurde am Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität von Kuopio/Finnland eine Studie fertig gestellt, in der eine Augentropfenform von Anandamid bzw. AEA untersucht wurde. Sie war im Jahre 1993 von David Pate begonnen worden. Anandamid ist ein endogener Ligand des Cannabinoid-Rezeptors.

Die Studie folgte der Überlegung, dass Anandamid über einen unentdeckten Cannabinoid-Rezeptor im Auge binden und so den Augeninnendruck ähnlich wie gerauchtes Marihuana regulieren könnte, ohne die bekannten psychoaktiven Effekte. Allerdings ist AEA nicht wasserlöslich und wird zudem sehr schnell abgebaut.

Diese beiden Probleme wurden durch das Einbringen von AEA in ein großes hohles Molekül gelöst, sogenanntes Cyclodextrin, welches das Anandamid in das Wasser bringt und vor der Umgebung schützt. AEA verursachte eine Zunahme und eine anschließende Abnahme des Augeninnendrucks, bedingt durch einen Abbau der Substanz durch Enzyme im Auge. Das nicht behandelte Auge reagierte nicht, ein Hinweis darauf, dass die Regulierung des Augendrucks durch AEA durch das Auge selbst kontrolliert wird und nicht zentral durch das Gehirn.

Ein synthetischer Abkömmling des natürlichen Anandamids führte unmittelbar zu einer Abnahme des Augendrucks, ohne die initiale Zunahme, ein Hinweis, dass dieses Molekül nicht im Auge verstoffwechselt wird. Eine Vorbehandlung mit einem Cannabinoidrezeptoren-Blocker verhinderte die Wirkung der anschließend applizierten Augentropfen.

Diese Studie weist daraufhin, dass Anandamid einen lokalen Effekt auf die Regulierung des Augeninnendrucks haben kann. Einige synthetische Abkömmlinge des Anandamid sind enzymatisch stabil und verringern den Augeninnendruck über einen Effekt auf den Cannabinoid-Rezeptor. Solche neuen Anandamid-ähnlichen Substanzen sind der Schlüssel für eine neue pharmakologische Strategie für die Behandlung des Glaukoms. Sie sind Gegenstand zugesagter und anhängiger internationaler Patente, die die finnische Forschergruppe mit HortaPharm B.V, einer holländischen Forschungs- und Entwicklungsfirma für Marihuana zur medizinischen Verwendung, teilt.

(Quelle: Pressemitteilung von HortaPharm B.V., D.W. Pate, vom 12. Oktober 1999)

Australien: Regierung von Neu-Süd-Wales will ein Komitee zum Thema medizinische Verwendung von Cannabis einsetzen

Der Premierminister von Neu-Süd-Wales Bob Carr erklärte am 19. Oktober, die Regierung werde eine Arbeitsgruppe einsetzen, die die Möglichkeit der Verwendung von Cannabis als verschreibbares Medikament untersuchen solle. Allerdings wies er zugleich daraufhin, dass dieses Programm kein Vorschlag zur Legalisierung von Cannabis sei: "Das ist eine andere Sache."

Die Arbeitsgruppe wurde von einer Anzahl von Wohlfahrts- und medizinischen Organisationen begrüßt. Die nationale Forderung nach einer Reform der entsprechenden Gesetzgebung wurde am 30. September durch das Australische Komitee für Medizinisches Cannabis (ACMC) lanciert, unterstützt durch die Australische Medizinische Gesellschaft und die Juristenvereinigung von Neu-Süd-Wales.

Das Komitee wird aus Vertretern der Abteilung des Premierministers, der Ministerien für Gesundheit und Justiz, der Kommunen und Experten des staatlichen Aids-Komitees, der Juristenvereinigung, der Australischen Medizinischen Gesellschaft, des Krebs-Komitees, des Nationalen Drogen- und Alkoholforschungszentrums und anderen Experten. Es wir erwartet, dass die Arbeitsgruppe der Regierung im Juli 2000 einen Bericht vorlegen wird.

Herr Carr erklärte, der Vorschlag Cannabis auf der Verschreibungsliste zu erlauben, müsse unter Aspekten des Mitgefühls betrachtet werden. "Wer jemals jemanden besucht habe, der sich von einer Chemotherapie erholt, von Schmerzen gepeinigt, unfähig ohne quälende Beschwerden zu stehen, zu sitzen oder zu liegen, wird wissen was ich meine," erklärte er.

(Quelle: AAP vom 19. Oktober 1999, persönliche Mitteilung von Timothy Moore, Sprecher der ACMC)

Kurzmeldungen

Israel:
Ein Kibbuz in Israel will künftig Marihuana zur medizinischen Anwendung anbauen. Wie die Tageszeitung "Maariv" berichtete, stellte die Siedlung Schoval in der Wüste Negev einen entsprechenden Antrag bei der Polizei. Die Bewohner des Kibbuz wollen die Cannabispflanzen an Krankenhäuser verkaufen. Nach Angaben der Zeitung will Gesundheitsminister Schlomo Benisri in den nächsten Wochen die Verabreichung von Marihuana zu medizinischen Zwecken gesetzlich erlauben.
(Quelle: AFP vom 8. Oktober 1999)

USA:
Das Justizministerium hat ein Bundesberufungsgericht gebeten, eine Entscheidung zu überdenken, die Schwerkranken die Verwendung von Marihuana erlauben könnte. Das Berufungsgericht für den Neunten Bezirk forderte einen Richter auf, seine Anordnung zur Schließung einiger Marihuana-Klubs in Nordkalifornien zu überdenken und eine Ausnahme für Patienten in Erwägung zu ziehen, denen ohne die Droge ein erheblicher Schaden droht und die keine effektive legale Alternative haben.
(Quelle: AP vom 28. Oktober 1999)

USA:
Am 2. November werden die Wähler des Bundesstaates Maine entscheiden, ob Marihuana für die medizinische Verwendung erlaubt werden soll. Eine neue Umfrage, die am 27. Oktober veröffentlicht wurde, zeigt, dass diese Initiative starken Zulauf gewinnt. Die Abstimmungsfrage zur Unterstützung der Legalisierung kleiner Mengen Marihuana für Patienten mit spezifischen Erkrankungen mit einer ärztlichen Empfehlung, wurde von 61 Prozent der Befragten unterstützt. 38 Prozent waren dagegen und nur ein Prozent war noch unentschieden.
(Quelle: Bangor Daily News vom 28. Oktober 1999)

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