IACM-Informationen vom 25. November 2017
- Wissenschaft/Mensch: Die Verwendung von Cannabis zusätzlich zu Opioiden reduziert die Opiateinnahme und verbessert die Lebensqualität
- Wissenschaft/Mensch: Bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist Cannabiskonsum mit einer geringeren Sterblichkeit im Krankenhaus verbunden
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft/Mensch: Die Verwendung von Cannabis zusätzlich zu Opioiden reduziert die Opiateinnahme und verbessert die Lebensqualität
Bei 37 Schmerzpatienten, die Opioide erhielten und zusätzlich mit Cannabis behandelt wurden, nahm die Opioideinnahme im Vergleich zu 29 Patienten, die nur Opioide erhielten, ab, und die Lebensqualität nahm zu. Das ist das Ergebnis von Forschung, die an der Universität von Neumexiko (USA) durchgeführt wurde. Über einen Zeitraum von 21 Monaten verglichen die Wissenschaftler die Entwicklung der Opioid-Verschreibungen.
Patienten, die Cannabis verwendeten, beendeten häufiger die Opioideinnahme und nahmen ein Jahr nach Aufnahme in das Medizinische Cannabis Programm (MCP) weniger Opioide ein. Die Antworten in der Umfrage zeigen zudem Verbesserungen bei der Schmerzreduzierung, der Lebensqualität, des sozialen Lebens, des Aktivitätsniveaus und der Konzentration, sowie geringe Nebenwirkungen durch die Einnahme von Cannabis. Die Autoren folgerten: „Die klinisch und statistisch signifikanten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme in das MCP und der Beendigung der Opioid-Verschreibung und Dosisreduzierungen sowie der Verbesserung der Lebensqualität verlangen nach weiteren Untersuchungen zu Cannabis als mögliche Alternative zu verschriebenen Opioiden zur Behandlung chronischer Schmerzen.“
Wissenschaft/Mensch: Bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist Cannabiskonsum mit einer geringeren Sterblichkeit im Krankenhaus verbunden
Nach einer US-weiten Studie mit mehr als 6 Millionen Krankenhausaufenthalten aufgrund von Herzinsuffizienz in den Jahren 2007 bis 2014 war Cannabiskonsum mit einem reduzierten Risiko, im Krankenhaus zu sterben, verbunden. Die Studienergebnisse wurden in der Zeitschrift Circulation veröffentlicht. Cannabiskonsumenten wiesen seltener ein Vorhofflimmern (unregelmäßiger Herzschlag) auf.
Von 6.065.000 Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz waren 1213 (0,02 %) abhängige Cannabiskonsumenten und 23.737 (0,40 %) nicht abhängige Cannabiskonsumenten. Verglichen mit Nicht-Konsumenten beobachteten die Forscher eine signifikant reduzierte Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern bei den Cannabiskonsumenten, um etwa 30 % bei abhängigen Konsumenten und um etwa 20 % bei nicht abhängigen Konsumenten. Die Sterblichkeit während des Krankenhausaufenthaltes wurde bei abhängigen Cannabiskonsumenten um 58 % reduziert und bei nicht abhängigen Konsumenten um 46 %. Die Autoren schrieben, dass „diese Studie eine wichtige Möglichkeit zur Erforschung der präventiven Mechanismen von Cannabis auf Vorhofflimmern und sein therapeutisches Potenzial bei Patienten mit Herzinsuffizienz liefert“.
Kurzmeldungen
Peru: Legalisierung der medizinischen Verwendung von Cannabis
Peru schließt sich einigen anderen lateinamerikanischen Staaten an, die sich in Richtung auf eine Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke bewegen. Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski hat eine Gesetzesvorlage unterzeichnet, die die Verwendung von Cannabis und Cannabisprodukten, wie etwa Cannabisöl, legalisiert zur Behandlung von Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Krebs und Epilepsie. Nun wird die Regierung die Regelungen, die das Gesetz mit anderen Bereichen der Zivilgesellschaft verbinden, diskutieren.
Telesur vom 17. November 2017
USA: In Oregon erhöhte die Cannabislegalisierung nicht den Cannabiskonsum von Jugendlichen, aber es verstärkte den Konsum bei denen, die es bereits verwendeten
Nach einer Studie mit 444 Heranwachsenden in Oregon erhöhte die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum nicht den Cannabiskonsum bei Jugendlichen, die Cannabis nicht verwendeten, verstärkte aber den Konsum bei Jugendlichen, die die Droge bereits verwendeten.
Oregon Research Institute, Eugene, USA.
Rusby JC, et al. Psychol Addict Behav, 16. November 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Zellen: Die Aktivierung des CB1-Rezeptors schützt Nervenzellen
Die Aktivierung des CB1-Rezeptors durch ein synthetisches Cannabinoid schützte Nervenzellen, die durch eine Entzündung oder Stress auf das endoplasmatische Retikulum innerhalb der Zellen gestresst waren, reduzierte den programmierten Zelltod (Apoptose) und verbesserte das Überleben. Die Autoren schrieben, dass „diese Daten nahelegen, dass das Endocannabinoidsystem einen möglichen therapeutischen Angriffspunkt bei neurodegenerativen Prozessen darstellt“.
Universität von Sao Paulo, Brasilien.
Vrechi TA, et al. Neurotox Res, 13. November 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Tier: CBD hatte einen minimalen Effekt auf das Verhalten nach THC-Einnahme durch Ratten
In einer Studie mit Ratten hemmte CBD, das zusammen mit THC verabreicht worden war, den Abbau von THC und hatte sehr geringe Wirkungen auf das durch THC verursachte Verhalten. Nach der Gabe von CBD allein konnte THC im Blut und Gehirn nachgewiesen werden, was eine Umwandlung von CBD in THC im Körper nahelegt.
Karls Universität und Allgemeines Universitätskrankenhaus in Prag, Tschechische Republik.
Hložek T, et al. EUR Neuropsychopharmacol, 9. November 2017 [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Cannabis könnte Allergien durch ein bestimmtes Cannabisprotein auslösen
Cannabis enthält ein Protein der Familie der sogenannten Lipid-Transfer-Proteine (LTP). Dieses Cannabisprotein wird Can s 3 genannt. LTPs sind in Gemüse und Obst weit verbreitet, beispielsweise in Pfirsichen, Walnüssen und Tomaten, und können verantwortlich für Allergien gegen diese Pflanzen sein. Es könnte möglich sein, durch den Mechanismus einer Kreuzreaktion mit anderen LTPs gegen Cannabis allergisch zu werden.
Institut für Pneumologie, Thoraxonkologie und Allergologie, CH U, Angers Cedex, Frankreich.
Drouet M, et al. Rev Pneumol Clin, 6. November 2017 [im Druck]
Wissenschaft/Zellen: CBD könnte an den CB2-Rezeptor binden, um die Wirkungen anderer Cannabinoide, die an diesen Rezeptor binden, zu beeinflussen
Geringe CBD-Konzentrationen waren in der Lage, die Wirkungen eines synthetischen Cannabinoids (JW H132), das an den CB2-Rezeptor bindet, zu reduzieren. Und diese CBD-Wirkung könnte auf einer sogenannten allosterischen Modulation des Cannabinoid-2-Rezeptors basieren.
Medizinische Fakultät, Universität von Oviedo, Spanien.
Martínez-Pinilla E, et al. Front Pharmacol. 2017;8:744.
Wissenschaft/Mensch: Der Einfluss des synthetischen Cannabinoids JWH-018 auf die subjektive Erfahrung bei Menschen
In einer Placebo kontrollierten Studie mit 6 gesunden Cannabiskonsumenten verursachte das synthetische Cannabinoid JWH-018 in Dosen von 2 und 3 mg subjektive Wirkungen, die denen nach Cannabiskonsum ähneln. Die stärksten Wirkungen wurden 1 und 2 Stunden nach der Gabe beobachtet.
Fakultät für Psychologie und Neurowissenschaften, Universität von Maastricht, Niederlande.
Theunissen EL, et al. Br J Pharmacol, 22. November 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Zellen: Die Aktivierung des GPR55-Rezeptors verursacht eine Entspannung der Arterien
Eine körpereigene Substanz (l-Alpha-Lysophosphatidylinositol) bindet an den GPR55-Rezeptor, einen möglichen Cannabinoidrezeptor. Und die Substanz war in der Lage, menschliche Lungenarterien zu entspannen. An dieser Wirkung war das Endothel beteiligt, die innere Auskleidung der Arterien.
Medizinische Universität von Bialystok, Polen.
Karpińska O, et al. Life Sci, 16. November 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Die Verwendung von Cannabis durch Schmerzpatienten war mit einem höheren Risiko für Opioid-Missbrauch verbunden
In einer Umfrage mit 371 Patienten, die eine langzeitige Opioid-Therapie durchführten, verwendeten 18 % auch Cannabis gegen ihre Schmerzen. Die zusätzliche Verwendung von Cannabis war mit einem signifikant erhöhten Risiko für den Missbrauch verschriebener Opioide verbunden.
Nugent SM, et al. Gen Hosp Psychiatry. 2017;50:104-110
Wissenschaft/Mensch: Cannabis, Alkohol und Nikotin haben einen Einfluss auf die Gehirn-Konnektivität, die Wirkungen unterscheiden sich jedoch
Bei 534 Personen mit verschiedenen Drogenkonsum-Mustern (Cannabis, Alkohol, Nikotin und Kombinationen aus 2 oder allen 3 Drogen) wurde eine funktionelle Magnetresonanz-Bildgebung des Gehirns durchgeführt, um die Gehirn-Konnektivität zu untersuchen. Die Autoren „folgerten, dass alle Substanzen einen Einfluss auf die Gehirn-Konnektivität haben, aber die Wirkung unterscheidet sich“. Funktionelle Hirn-Konnektivität bezieht sich auf ein Muster von Verbindungen zwischen verschiedenen Einheiten innerhalb des Gehirns.
The Mind Research Network and Lovelace Biomedical and Environmental Research Institute, Albuquerque, USA.
Vergara VM, et al. Neuropsychopharmacology, 14. November 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Starker Cannabiskonsum war mit einem erhöhten Risiko für einen Abbruch einer Opioidagonist-Therapie verbunden
In einer Studie mit 644 Patienten, die eine Opioidagonist-Therapie durchführten, von denen 328 zu Beginn der Studie Cannabiskonsumenten und 256 starke Cannabiskonsumenten waren, wiesen männliche Patienten mit starkem Cannabiskonsum ein höheres Risiko des Abbruchs der Opioidtherapie auf.
Northern Ontario School of Medicine, Sudbury, Kanada.
Franklyn AM, et al. PLoS One. 2017;12(11):e0187633.
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum verbesserte die geistige Leistungsfähigkeit in einer Longitudinalstudie
- Holland: Die Regierungspartei unterstützt die Legalisierung des Cannabisanbaus
- Wissenschaft/Mensch: Cannabis und CBD könnten bei der Reduzierung der Abhängigkeit von starken Drogen helfen
- Wissenschaft/Mensch: Cannabisextrakte verbesserten signifikant die Epilepsie bei etwa einem Viertel der Patienten
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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