IACM-Informationen vom 29. April 2017
- Mexiko: Das Parlament erlaubt die medizinische Verwendung von Cannabis
- Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum ist gemäß einer großen Studie mit einer niedrigeren Häufigkeit der nichtalkoholischen Fettleber assoziiert
- Wissenschaft/Mensch: Die medizinische Verwendung von Cannabis könnte die Gesundheitskosten bei Medicaid in den USA um etwa eine Milliarde Dollar reduzieren
- Wissenschaft/Mensch: In Staaten der USA mit medizinischen Cannabisgesetzen ist der illegale Konsum von Cannabis größer als in Staaten ohne diese Gesetze
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Mexiko: Das Parlament erlaubt die medizinische Verwendung von Cannabis
Mexikos Kongress verabschiedete am 28. April ein Gesetz, dass die Verwendung von Cannabis für medizinische und wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Die Gesetzesvorlage war im Dezember 2016 bereits vom Senat angenommen worden und wird nun Präsident Enrique Pena Nieto vorgelegt, der es wahrscheinlich unterzeichnen wird.
„Die Entscheidung hebt das Verbot und die Kriminalisierung von Handlungen, die mit der medizinischen Verwendung von Marihuana und seiner wissenschaftlichen Erforschung zusammenhängen, sowie solche, die sich mit der Produktion und Verteilung der Pflanze für diese Zwecke befassen, auf“, erklärte der Kongress in einer Stellungnahme. Die Gesetzesvorlage wurde mit 371 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen und 11 Enthaltungen angenommen und klassifiziert THC nun als „therapeutisch“.
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum ist gemäß einer großen Studie mit einer niedrigeren Häufigkeit der nichtalkoholischen Fettleber assoziiert
In einer bevölkerungsbasierten Fall-Kontroll-Studie mit 5.950.391 Patienten des Projektes für Gesundheitskosten und -nutzung (HCUP) von 2014 war Cannabiskonsum mit einer signifikant reduzierten Prävalenz einer nichtalkoholischen Fettleber assoziiert. Dies ist das Ergebnis von Forschung durch Wissenschaftler verschiedener wissenschaftlicher Institutionen in den USA und Kanada.
Nach der Identifizierung von Patienten mit einer nichtalkoholischen Fettleber (1 % aller Patienten), identifizierten sie drei Expositionsgruppen: keine Cannabiskonsumenten (98,0 %), nicht abhängige Cannabiskonsumenten (1,7 %) und abhängige Cannabiskonsumenten (0,2 %). Sie fanden eine um etwa 20 % (angepasste Odds Ratio: 0,82) reduzierte Prävalenz der Erkrankung bei allen Cannabiskonsumenten verglichen mit Nichtkonsumenten. Der Effekt war bei abhängigen Konsumenten noch stärker, mit einer Reduzierung um 52 % (angepasste Odds Ratio: 0,49).
Wissenschaft/Mensch: Die medizinische Verwendung von Cannabis könnte die Gesundheitskosten bei Medicaid in den USA um etwa eine Milliarde Dollar reduzieren
Unter Verwendung von vierteljährlichen Daten von Medicaid-Medikamentenverordnungen im Zeitraum 2007-2014 testeten Forscher der Universität von Georgia in Athens, USA, die Beziehung zwischen medizinischen Cannabisgesetzen und der durchschnittlichen Zahl der Verschreibungen für Leistungsberechtigte bei Medicaid.
Sie fanden heraus, dass die Verwendung verschriebener Medikamente in Staaten mit medizinischen Cannabisgesetzen niedriger war als in Staaten ohne solche Gesetze, in 5 der 9 großen klinischen Bereiche, die sie untersucht hatten. Wenn alle Staaten im Jahr 2014 ein medizinisches Cannabisgesetz gehabt hätten, so schätzten sie, dass der Gesamtumfang der Einsparungen eine Milliarde Dollar (etwa 0,9 Milliarden EURo) umfasst hätte. Medicaid in den USA ist ein soziales Gesundheitsprogramm für Familien und Personen mit begrenzten Einkommen.
Wissenschaft/Mensch: In Staaten der USA mit medizinischen Cannabisgesetzen ist der illegale Konsum von Cannabis größer als in Staaten ohne diese Gesetze
Da, wo die medizinische Verwendung von Cannabis in den USA legal ist, ist die Wahrscheinlichkeit, die Droge illegal zu konsumieren, bei Erwachsenen höher, und es besteht ein erhöhtes Risiko für Cannabiskonsumstörungen. Es sei wichtig, die Risiken medizinischer Cannabisgesetze zu vermitteln, erklärte die leitende Autorin Deborah Hasin von der Mailman School of Public Health der Columbia Universität in New York. Frühere Studien hätten sich auf den Konsum durch Heranwachsende konzentriert und fanden keine Zunahme in dieser Altersgruppe, erklärte sie. „Es könnte sein, dass Gesetze für Teenager nicht allzu viel Bedeutung haben, deswegen dachten wir, dass es wichtig sei, sich Erwachsene anzuschauen“, erklärte Hasin.
In Staaten, die niemals medizinisches Cannabis legalisierten, betrug die durchschnittliche Prävalenz des illegalen Konsums 1991 und 1992 4,5 % und stieg in den Jahren 2012 und 2013 auf 6,7 %. Im Vergleich dazu stieg die Rate des illegalen Konsums in Staaten, in denen die Droge für medizinische Zwecke legalisiert wurde, von 5,6 % auf 9,2 % an. Das Muster war ähnlich für Drogenkonsumstörungen. Der durchschnittliche Anteil nahm von 1,4 % in den Jahren 1991 bis 1992 auf 2,3 % in 2012 bis 2013 in Staaten ohne medizinische Cannabisgesetze zu, und von 1,5 % auf 3,1 % in Staaten, die die medizinische Verwendung legalisierten.
Kurzmeldungen
Wissenschaft/Mensch: Neuer Bericht der WHO zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Cannabiskonsums
Ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den „gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen des nichtmedizinischen Cannabiskonsums“, herausgegeben von Wayne Hall, Maria Renström & Vladimir Poznyak, ist online verfügbar.
The health and social effects of nonmedical cannabis use
Wissenschaft/Mensch: Cannabis erhöht die Reaktion auf erotische Reize
In einer Studie mit 21 heterosexuellen gelegentlichen Cannabiskonsumenten erhöhte Cannabiskonsum die Aktivierung des rechten Nukleus accumbens, einer bestimmten Hirnregion, auf erotische Reize. Dieser Effekt war begrenzt auf Konsumenten, deren Prolaktin-Konzentration in Reaktion auf die Cannabiseinnahme nicht zunahm. Die Autoren schrieben, dass „diese Wirkung nützlich bei der Behandlung niedrigen sexuellen Verlangens sein könnte“.
Nationales Institut für Seelische Gesundheit, Klecany, Tschechische Republik.
Androvicova R, et al. Psychopharmacology (Berl), 12. April 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Tier: Cannabinoide könnten unfruchtbaren Frauen helfen
Forschung mit Zellen und Mäusen zeigt, dass die Aktivierung des CB1-Rezeptors die Reifung von Oozyten, unreifen Eizellen, verstärken könnte. Die Forscher schrieben, dass ihre Daten „nahelegen, dass Cannabinoidagonisten nützlich in Zusätzen für die Reifung sein könnten. Bei der in vitro-Befruchtung könnte dies bei Patienten mit einer Unverträglichkeit von Gonadotropinen eine vielversprechende und einzige Option sein.“
Instituto Nacional de Investigación y Tecnología Agraria y Alimentaria, Madrid, Spanien.
López-Cardona AP, et al. FASEB J, 20. April 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Ein CBD-Extrakt reduziert Anfälle bei Patienten mit Lennox-Gastaut-Syndrom
Die dritte große klinische Studie mit dem CBD-Extrakt Epidiolex des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals bei Kindern und Erwachsenen mit Lennox-Gastaut-Syndrom bestätigte die Wirksamkeit von CBD bei dieser Erkrankung. Die Zugabe von Epidiolex zur bisherigen Medikation der Patienten reduzierte signifikant die Häufigkeit der Anfälle, sowohl in einer Dosis von 10 mg/kg pro Tag als auch mit 20 mg/kg pro Tag. Während der 14-wöchigen Behandlung erlebten Patienten, die die beiden Epidiolex-Dosen einnahmen, eine signifikant größere mediane Reduzierung der monatlichen Anfälle (37 bzw. 42 %), verglichen mit einer Reduzierung um 17 % beim Placebo.
Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 18. April 2017
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum könnte das Risiko für Herzinfarkte bei HIV-Positiven erhöhen
In einer Studie mit 558 HIV-infizierten Männern war Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden, unabhängig vom Tabakkonsum und anderen Risikofaktoren. Das Risiko war um das 2,5-fache erhöht.
Allgemeines Krankenhaus von Massachusetts, Boston, USA.
Lorenz DR, et al. Clin Infect Dis, 25. April 2017 [Im Druck]
Wirtschaft/Tier: Ein Cannabinoid verbesserte zusammen mit einem antiepileptischen Standardmedikament die Epilepsie-Behandlung
In einer Studie mit Mäusen mit Epilepsie verbesserte die Kombination des synthetischen Cannabinoids Arachidonoyl-2‘-Chloroethylamid (ACEA) und Valproinsäure das Ergebnis der Behandlung. Zudem stimulierte die Kombination aus dem Cannabinoid und Valproinsäure die Bildung neuer Nervenzellen, was nicht der Fall für Valproinsäure allein war.
Institut für ländliche Gesundheit, Lublin, Polen.
Mach M, et al. Int J Mol Sci. 2017;18(5).
Wissenschaft/Mensch: Das Endocannabinoidsystem wirkt als Regulator der Immun-Homöostase im Darm
Das Endocannabinoidsystem spielt eine wichtige Rolle bei Immunfunktionen im Darm. Beispielsweise lieferte die orale Gabe des Endocannabinoids Anandamid an bestimmte Mäuse (nicht übergewichtige diabetische Mäuse) einen Schutz vor Typ-1-Diabetes. Die Autoren schrieben, dass ihre Forschung „eine Rolle für das Endocannabinoidsystem bei der Immun-Homöostase im Darm/Pankreas aufzeigt“.
Medizinische Fakultät, Universität von Connecticut, Farmington, USA.
Acharya N, et al. Proc Natl Acad Sci USA, 24. April 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Tödliche allergische Reaktion auf Cannabis
Wie andere Pflanzen kann auch Cannabis Allergien verursachen. Forscher berichteten von einer tödlichen allergischen Reaktion (anaphylaktischen Reaktion) bei einer 33 Jahre alten Frau, die sich eine Cannabislösung in ihre Venen injiziert hatte.
Forensische Wissenschaft, Adelaide, Australien.
Gilbert JD, et al. Med Sci Law. 2017;57(2):91-94
Wissenschaft: Eine THC-Zubereitung, die als Nasenspray verwendet werden kann
Forscher entwickelten eine THC Zubereitung als ein wässriges Nasenspray, damit die THC-Wirkung schnell eintreten kann. Sie schrieben, dass „durch Hinzufügung weiterer chemischer Stabilisatoren und eine Produktion unter geschützten Bedingungen eine kommerzielle Zubereitung für Patienten machbar erscheint“.
Frei Universität Berlin, Deutschland.
Hommoss G, et al. EUR J Pharm Biopharm, 19. April 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Tier: Sowohl CBD als auch CBDA reduzieren Angst
In einer Studie mit Ratten reduzierten sowohl Cannabidiol (CBD) als auch Cannabidiol-Säure (CBDA) Angst, aber nur, wenn die Tiere vorher gestresst waren. Die Autoren schrieben, dass „diese Ergebnisse nahelegen, dass die angstlösenden Wirkungen von CBDA und CBD die Anwesenheit eines spezifischen Stressors benötigen“.
Department of Psychology and Collaborative Neuroscience Program, Universität von Guelph, Kanada.
Rock EM, et al. Psychopharmacology (Berl), 20. April 2017 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: CBD könnte selbst in geringen Dosen hilfreich bei der Behandlung von Angst sein
Bei der Psychedelischen Wissenschaftskonferenz vom 19. bis 24. April 2017 in San Francisco wurde eine große Fallserie von 136 Patienten präsentiert, die zeigt, dass CBD selbst in geringen Dosen von 40 bis 50 mg nützlich bei der Behandlung von Angst sein könnte.
Kinderkrankenhaus, Universität von Colorado, Denver, USA.
Shannon S. Cannabidiol in the Treatment of Anxiety: A Large Case Series. Präsentiert am 21. April 2017.
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
- Wissenschaft/Mensch: Kinder mit Epilepsie können nach einer Umfrage von einer Behandlung mit CBD profitieren
- Deutschland: Bundesrat befürwortet Verwendung von Cannabis bei Schmerzpatienten und in der Palliativmedizin
- Italien: Die Armee hat begonnen, Cannabis für medizinische Zwecke anzubauen
- Wissenschaft/Mensch: THC war bei einer Frau wirksam, die nach vielen Operationen ihr Gewicht nicht halten konnte
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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