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IACM-Informationen vom 05. September 1998

Großbritannien: Konferenz zum Umgang mit Cannabis

Mehr als 150 internationale Experten trafen sich am 5. September im Regent College in London, um einen neuen Zugang zur Marihuana-Diskussion zu finden. Das Lindesmith Center und Release hatten Fachleute aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Ansichten eingeladen, darunter Wissenschaftler, Polizeivertreter, Politiker und Juristen.

Die Teilnehmer nutzten das Treffen zum Austausch über unterschiedliche Methoden im Umgang mit der Droge in verschiedenen Ländern, das Coffee-Shop-System in Holland, das System der "Buyers Clubs" in Kalifornien und repressive Systeme wie in Deutschland. Die wichtigste Form der Regulierung, die auf der Konferenz diskutiert wurde, war das kalifornische Modell der Buyers Clubs, das den Zugang zu Marihuana bei Vorliegen medizinischer Gründe ermöglicht.

"Diese Konferenz markiert einen historischen Wendepunkt in der Cannabis-Debatte, mit Implikationen für die Drogenpolitik überall in der Welt," erklärte Mike Goodman, Direktor von Release. "Wir erwarten, daß die Debatte sich wegentwickelt von 'sollte es entkriminalisiert werden' zur Frage, wie verantwortlich mit Cannabis umgegangen werden kann."

Ethan Nadelman, Direktor des Lindesmith Centers, ergänzte: "Die Öffentlichkeit verlangt einen legalen Zugang zu Cannabis für therapeutische und andere nützliche Verwendungsformen und wir wollen sie dabei beraten, wie der Umgang mit der Droge am besten reguliert werden kann."

Das Lindesmith Center mit Büros in New York und San Francisco ist ein drogenpolitisches Forschungsinstitut, das 1994 als ein Projekt des Open Society Instituts gegründet wurde. Das Open Society Institut ist eine private Stiftung, die zu öffentlicher Diskussion und zur Entwicklung von politischen Alternativen in komplexen und oft kontroversen Bereichen ermutigt. Release ist eine britische Institution, die 1967 gegründet wurde. Sie wurde vor allem bekannt durch ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Drogenberatung und durch ihren Einsatz für die Rechte von Drogenkonsumenten.

(Quellen: PA News vom 5. September 1998, Australische AP vom 5. September 1998, Lindesmith Center)

Australien: Aussicht auf staatlich regulierten Verkauf von Marihuana

Nach Auskunft einiger der einflußreichsten Berater zur Drogenpolitik könnte ein staatlich regulierter Verkauf von Marihuana bald auf der Tagesordnung der australischen Landes- und Bundesregierungen stehen.

Am Rande der Cannabis-Konferenz in London vom 5. September sagte Prof. David McDonald von der Nationalen Australischen Universität im Interview, daß in Australien die Ansicht zunehme, die totale Cannabis-Prohibition sei nicht die beste Lösung zur Regulierung der Droge: "Wir haben in Australien die Situation, daß da ein riesiger Markt für Cannabis ist, der aber nicht durch die Regierung reguliert ist. Aber hier sprechen wird davon, daß die Regierung im Interesse der Menschen und im Interesse der Regierung durch Steuern die Kontrolle über den Markt bekommt."

Meinungsumfragen zeigten, daß die Australier nicht notwendigerweise für eine vollständige Legalisierung seien, mehr als drei Viertel der Bevölkerung sei jedoch dafür, "damit anders umzugehen". "Was wir in Australien nicht haben, sind klar durchdachte alternative Möglichkeiten im Umgang mit Cannabis," erklärte McDonald.

Robert Ali, Vorsitzender des Australischen Nationalen Expertenkomitees für illegale Drogen, sagte, daß "national ein großes Interesse besteht, sich alternative Modelle" für eine Regulierung von Marihuana anzuschauen. Hinsichtlich der medizinischen Verwendung, bestehe noch großer Forschungsbedarf, bevor Landes- und Bundesregierungen sich mit einer Übernahme des kalifornischen Modells beschäftigen könnten.

(Quelle: Australische AP vom 5. September 1998)

Kurzmeldungen

Deutschland:
Etwa 50.000 Teilnehmer nahmen am 31. August in Berlin an der HANFPARADE'98 teil. Die Demonstranten forderten die Legalisierung von Hanf für alle Verwendungsmöglichkeiten, ob als Genußmittel, als Heilmittel oder zur Gewinnung von Fasern und Samen. Redner auf der Abschlußkundgebung vor dem Brandenburger Tor erklärten, die bisherige repressive Prohibitionspolitik sei gescheitert. Sie sei schädlicher als die Verwendung von Cannabis.

USA:
Nach einem am 21. August veröffentlichten Regierungsbericht hat der Marihuanakonsum nach Verabschiedung von Proposition 215 nicht zu einer Zunahme des Marihuanakonsums in Kalifornien geführt. Nach dem Bericht konsumieren weniger als sieben Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren monatlich Marihuana gegenüber zehn Prozent in den gesamten USA. Proposition 215 erlaubt seit dem November 1996 den Marihuanabesitz aus medizinischen Gründen. Gegner des Volksbegehrens hatten befürchtet, der Marihuanakonsum würde insgesamt zunehmen.
(Quelle: NORML vom 27. August 1998)

Großbritannien:
Ein Brief an die medizinische Fachzeitschrift The Lancet vom 4. September berichtet vom Drogenkonsum junger britischer Ärzte. Nach der Umfrage der Universität Newcastle unter 114 jungen Ärzten im Nordosten Englands trinken mehr als 60 Prozent übermäßig viel Alkohol. 35 Prozent der männlichen und 19 Prozent der weiblichen Befragten konsumierten Cannabis. Die britische medizinische Gesellschaft erklärte, diese Ergebnisse befänden sich in Übereinstimmung mit ihren eigenen Untersuchungen.
(Quelle: Reuters vom 4. September 1998)

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