IACM-Informationen vom 20. Februar 2016
- Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit einem verbesserten Therapieergebnis nach Hirnblutung verbunden
- Wissenschaft/Mensch: Cannabis reduzierte in einer klinischen Studie Schmerzen und den Opiat-Verbrauch
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit einem verbesserten Therapieergebnis nach Hirnblutung verbunden
Bei Patienten mit spontaner Hirnblutung (intrazerebrale Hämorrhagie, ICH) wiesen die, die Cannabis konsumiert hatten, eine geringere gesundheitliche Beeinträchtigung auf, wenn sie das Krankenhaus wieder verließen. Dies ist das Ergebnis einer Analyse einer internationalen, multizentrischen Beobachtungsdatenbank mit 725 Patienten mit spontanen Hirnblutungen, die von Wissenschaftlern des neurologischen Dienstes des Allgemeinen Krankenhauses San Camillo de' Lellis in Rieti (Italien) durchgeführt wurde.
Innerhalb dieser Gruppe von 725 Patienten waren 8,6 % beim Urinscreening auf Cannabinoide positiv. Cannabis-positive Patienten wiesen im Vergleich zu Cannabis-negativen Patienten bei der Aufnahme im Median eine niedrigere Krankheitsschwere auf. Cannabis-positive Patienten zeigten auch einen Trend zu einem besseren Therapieergebnis. Die Autoren schrieben, dass „obwohl es keine Beziehung zwischen Cannabiskonsum und spezifischen ICH-Charakteristika gab, CB+ Patienten eine leichtere ICH-Erkrankung und eine geringere Beeinträchtigung bei der Entlassung aufwiesen“.
Wissenschaft/Mensch: Cannabis reduzierte in einer klinischen Studie Schmerzen und den Opiat-Verbrauch
Cannabis reduzierte die Schmerzintensität und den Opiatbedarf bei 274 therapieresistenten chronischen Schmerzpatienten. Dies ist das Ergebnis einer offenen klinischen Studie, die an der Schmerzambulanz des Medizinzentrums der hebräischen Hadassah-Universität in Jerusalem (Israel) durchgeführt wurde. Der primäre Zielparameter war die Veränderung des Schmerzsymptom-Wertes im S-TOPS-Fragebogen (Treatment Outcomes in Pain Survey - Kurzform) nach 6-monatiger Beobachtung.
274 Personen konnten an der Behandlung teilnehmen; vollständige Daten zu Beginn der Therapie lagen bei 206, unvollständige Beobachtungsdaten für 176 Teilnehmern vor. Nach 6 Monaten war der Schmerzsymptom-Wert signifikant von im Median 83,3 auf 75,0 verbessert. Der Schmerzintensität-Wert verbesserte sich zusammen mit den meisten Werten zur sozialen und emotionalen Beeinträchtigung. Der Opiatbedarf nahm im Verlauf der Beobachtungszeit um circa 44 % ab. Starke Nebenwirkungen führten bei 2 Teilnehmern zur Beendigung der Behandlung. Die Autoren folgerten, dass „die Ergebnisse einen langzeitigen Nutzen von Cannabis in dieser Patientengruppe nahelegen“.
Kurzmeldungen
Mazedonien: Gesundheitsausschuss unterstützt die medizinische Verwendung von Cannabis
Der Gesundheitsausschuss des mazedonischen Parlaments nahm eine Veränderung des Gesetzes zur Kontrolle von Drogen und psychotropen Substanzen an, die die Verwendung von Cannabisprodukten für medizinische Zwecke erlauben würde. Stojanco Stojkovski, Staatssekretär im mazedonischen Gesundheitsministerium, der die Veränderungen des Gesetzes vorgeschlagen hatte, erklärte, dass „die Notwendigkeit zur Veränderung dieses Gesetzes aufgrund von Forderungen von Patienten entsteht, die die Möglichkeit zur Verwendung natürlicher Cannabisprodukte unter strenger Aufsicht haben möchten.“
Shanghai Daily vom 10. Februar 2016
Australien: Eine Gesetzesvorlage, die den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert, wurde ins Parlament eingebracht
Es wird erwartet, dass Australien den Anbau von Cannabis für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke genehmigen wird, nachdem am 8. Februar eine Gesetzesvorlage ins Parlament eingebracht wurde – der erste Schritt auf dem Weg zur Verschreibungsmöglichkeit durch Ärzte an Patienten mit schweren Erkrankungen.
Reuters vom 9. Februar 2016
Kanada: Bedrocan reduziert die Preise für medizinisches Cannabis
Bedrocan Kanada senkt die Preise für alle Sorten auf 5 kanadische Dollar (etwa 3,25 €) pro Gramm zuzüglich Steuern. “Wieso senken wir alle unsere Preise? Weil wir es können. Weil wir es sollten. Weil Medizin bezahlbar sein muss.“
Bedrocan Kanada vom 1. Februar 2016
Wissenschaft/Tier: Die Aktivierung des CB2-Rezeptors und des PPAR-Gamma-Rezeptors hemmt die Sklerodermie
Die Sklerodermie ist eine Gruppe von seltenen Erkrankungen, die mit einer Entzündung und Fibrose der Haut und vieler innerer Organe einhergeht. In einem Mausmodell der Haut-Fibrose hemmte das Cannabinoid VCE-004.8, ein synthetischer Abkömmling von CBD (Cannabidiol) die Fibrose der Haut, die durch Bleomycin induziert worden war. Diese Wirkung war durch die Aktivierung von CB2- und PPAR-Gamma-Rezeptoren bedingt.
Universität von Cordoba, Spanien.
Del Río C, et al. Sci Rep 2016;6:21703.
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit einem erhöhten Alkohol- und Tabakkonsum, jedoch nicht mit Störungen der Stimmung verbunden
In einer Studie mit 34.653 Erwachsenen war Cannabiskonsum in den Jahren 2001-2002 mit einem höheren Risiko für Alkohol- und Tabakkonsumstörungen 3 Jahre später (2004-2005) verbunden, nicht jedoch mit irgendeiner Störung der Stimmung oder einer Angststörung.
Nationales Institut für den Drogenmissbrauch, Bethesda, USA.
Blanco C, et al. JAMA Psychiatry, 17. Februar 2016 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Nach einer Metaanalyse war Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für Psychosen verbunden
In einer Metaanalyse mit 10 Studien, die insgesamt 66.816 Personen umfasste, war ein starker Cannabiskonsum in allen Studien mit einem erhöhten Risiko für Psychosen verbunden. Die Analyse ergab eine Odds Ratio von 3,90 für das Schizophrenierisiko und andere psychosebezogene Parameter bei den stärksten Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten. Die Autoren schrieben, dass „eine kausale Beziehnung nicht eindeutig etabliert werden kann“.
Abteilung für Psychose-Studien, King's College London, Großbritannien.
Marconi A, et al. Schizophr Bull, 15. Februar 2016 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit einem erhöhten Risiko für Alkoholkonsumstörungen verbunden
In einer Studie mit 47.461 Erwachsenen war Cannabiskonsum in den Jahren 2001-2002 drei Jahre später mit einem erhöhten Risiko für Alkoholkonsumstörungen verbunden.
Ferkauf-Institut für Psychologie, Yeshiva Universität, Bronx, USA.
Weinberger AH, et al. Drug Alcohol Depend, 11. Februar 2016 [Im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum hatte bei einer akuten Schizophrenie keinen Einfluss auf die Dosierung von antipsychotischen Medikamenten
In einer Studie mit 8157 Patienten hatte Cannabiskonsum keinen signifikanten Einfluss auf Dosen von antipsychotischen Medikamenten, die während Phasen akuter Verschlechterungen bei Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiven Störungen benötigt wurden.
Psychiatrisches Zentrum des Kreises Harris der Universität von Texas, Houston, USA.
Babatope T, et al. Psychiatr Q. 13. Februar 2016 [Im Druck]
Wissenschaft/Tier: Die Blockierung des CB2-Rezeptors könnte allergische Reaktionen reduzieren
Allergische Entzündungen der Atemwege wurden in einem Mausmodell für akutes Asthma gemessen. Die Forscher zeigten, dass der Antagonismus am CB2-Rezeptor eine neue pharmakologische Herangehensweise für die Behandlung allergischer Entzündungen und anderer Störungen darstellen kann, die mit einer Zunahme der Eosinophilen, einer bestimmten Art weißer Blutkörperchen, einhergehen.
Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie, Medizinische Universität Graz, Österreich.
Frei RB, et al. Allergy, 6. Februar 2016 [ImDruck]
Wissenschaft/Mensch: Höhere Konzentrationen des Endocannabinoid 2-AG sind mit verschlechtertem Geruchssinn verbunden
Eine Studie mit 161 übergewichtigen weiblichen Testpersonen ergab eine geringere olfaktorische Fähigkeit (Fähigkeit, zu riechen) als bei nicht übergewichtigen, und erhöhte 2-AG Konzentrationen in Blutproben bei nüchternen Übergewichtigen waren mit einer geringeren olfaktorischen Fähigkeit verknüpft.
Medizinisches Forschungsinstitut des Hospital de Mar, Barcelona, Spanien.
Pastor A, et al. PLoS One 2016;11(2):e0148734.
Wissenschaft/Mensch: Die Aktivierung des CB1-Rezeptors könnte bei atopischer Dermatitis und Psoriasis helfen
In einem Maus-Modell für atopische Dermatitis verringerte die Aktivierung des CB1-Rezeptors die Entzündung. Die Autoren folgerten aus ihren Untersuchungen, dass Cannabinoide, die den CB1-Rezeptor aktivieren, “eingesetzt werden können, um Entzündungserscheinungen durch Mastzell-Aktivierung, wie atopische Dermatitis, Psoriasis und Kontakt-Dermatitis, zu verringern.”
Institut für kosmetische Wissenschaften und Technologie, Seowon Universität, Cheongiu, Korea.
Nam G, et al. Ann Dermatol 2016;28(1):22-9.
Wissenschaft/Tier: Die Aktivierung des CB2-Rezeptors half bei Parodontitis
In einem Ratten-Modell für Parodontitis wies die Aktivierung des CB2-Rezeptors durch das synthetische Cannabinoid HU-308 entzündungshemmende, knochenschützende und pro-homöostatische Effekte auf.
Zahnmedizinische Fakultät, Universität von Buenos Aires, Argentinien.
Ossola CA, et al. J Periodontol, 5. Februar 2016:1-17. [im Druck]
Wissenschaft/Tier: Die Behandlung mit CBD beugt Psychosen vor
In einem Tier Modell der Schizophrenie beugte eine Behandlung mit CBD (1 mg pro kg Körpergewicht, intraperitoneal) während der Pubertät Psychosen vor. Die Behandlung beeinflusste nicht die Gewichtszunahme der Tiere.
Klink für Psychiatrie, Bundesuniversität von São Paulo, Brasilien.
Peres FF, et al. Schizophr Res, 4. Februar 2016 [im Druck]
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Wissenschaft/Mensch: Cannabis könnte nach einer großen US-Studie keinen signifikanten Einfluss auf die Zahl der Verkehrsunfälle haben
- Wissenschaft/Mensch: Wie Cannabis den Appetit anregt
- Wissenschaft/Mensch: Erhöht Cannabis mit sehr hohen THC-Konzentrationen das Risiko für Psychosen?
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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