IACM-Informationen vom 07. Februar 2015
- USA: Amerikanische Gesellschaft der Kinderärzte erklärt, dass Cannabis einen medizinischen Wert für einige Kinder haben könnte
- Deutschland: Regierung plant, die medizinische Verwendung von Cannabis zu erleichtern
- Wissenschaft/Mensch: Täglicher Cannabiskonsum durch Heranwachsende und Erwachsene ist nicht mit einer verminderten Hirnmasse verbunden
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
USA: Amerikanische Gesellschaft der Kinderärzte erklärt, dass Cannabis einen medizinischen Wert für einige Kinder haben könnte
Die Amerikanische Gesellschaft der Kinderärzte (AAP), die das größte Programm für pädiatrische Veröffentlichungen in der Welt hat, empfiehlt in einer neuen Stellungnahme die Entkriminalisierung von Cannabis und erklärt, dass er gut für einige Kinder sein könnte. "Die AAP ist gegen "medizinisches Marihuana“ außerhalb des regulatorischen Prozesses der US Food and Drug Administration [Zulassungsbehörde für Arzneimittel]", heißt es in der Stellungnahme. Allerdings erkennt die Gesellschaft an, dass Kinder mit einigen Erkrankungen von Cannabis profitieren können.
"Obwohl die AAP seinen Konsum ablehnt, erkennt sie an, dass Marihuana gegenwärtig eine Option für die Cannabinoid-Gabe an Kinder mit lebensbegrenzenden und schwer beeinträchtigenden Erkrankungen, bei denen aktuelle Therapien nicht ausreichend wirksam sind, eine Möglichkeit sein könnte", heißt es in der Stellungnahme weiter. "Die Illegalität von Marihuana hat zu Gefängnisstrafen von Hunderttausenden von Jugendlichen geführt, mit einer Überrepräsentation von Minderheiten", heißt es in der Stellungnahme. "Eine Vorstrafe kann lebenslange negative Auswirkungen auf einen Heranwachsenden haben, der sonst keine Straftaten begangen hat. Diese Wirkungen umfassen den Ausschluss von der Vergabe von Stipendien, die Unterkunft, finanzielle Hilfen und bestimmte berufliche Tätigkeiten."
Huffington Post vom 26. Januar 2015
Deutschland: Regierung plant, die medizinische Verwendung von Cannabis zu erleichtern
Die Bundesregierung will Patienten den Zugang zu Cannabis für therapeutische Zwecke erleichtern. "Mein Ziel ist, dass in Zukunft mehr Menschen als bisher Cannabis als Medizin bekommen können", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), in einem Interview. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kündigte eine Gesetzesänderung an, die auch die Kostenübernahme durch die Kassen klären soll. Mortler zufolge sollen die Krankenkassen in medizinisch begründeten Fällen die Kosten für den Cannabis-Einsatz übernehmen. Das Gesetz solle noch dieses Jahr in den Bundestag eingebracht werden, damit es ab nächstem Jahr greife.
Mortler sagte, dass es "nicht ganz einfach" sei, abzugrenzen, wer Cannabis tatsächlich dringend als Medikament benötige. "Wir wollen, dass schwerkranke Menschen, denen nur durch Medizinhanf geholfen werden kann, gut versorgt werden", erklärte Gröhe. Neben der Frage der Kostenerstattung durch die Krankenkassen in medizinisch begründeten Fällen müsse aber auch geklärt werden, "wie Missbrauch wirksam verhindert werden kann". Vertreter aller Parteien im Deutschen Bundestag, Patientenverbände sowie unter anderen der Vorsitzende der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery, begrüßten die Absicht der Bundesregierung. Die genauen Pläne sind allerdings bisher nicht bekannt. "Es ist aufgrund der bisherigen Informationen leider zu erwarten, dass die Bundesregierung nicht einen einzigen Schritt mehr für die betroffenen Patienten tun wird, als sie durch die laufenden Gerichtsverfahren gezwungen sind. Sie versucht offensichtlich der Umsetzung einer für 2016 zu erwartenden gerichtlichen Entscheidung, die wahrscheinlich den Eigenanbau von Cannabis durch Patienten erlauben würde, wenn die Gesetze so bleiben, wie sie gegenwärtig sind, zuvorzukommen", erklärte Dr. Franjo Grotenhermen, Vorsitzender der deutschen ACM (Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin), in einer ersten Analyse.
Wissenschaft/Mensch: Täglicher Cannabiskonsum durch Heranwachsende und Erwachsene ist nicht mit einer verminderten Hirnmasse verbunden
Täglicher Cannabiskonsum ist nicht mit einer Schrumpfung des Gehirns assoziiert, wenn die Wirkungen des Alkoholkonsums, bei denen, die sowohl trinken als auch Cannabis rauchen, berücksichtigt werden. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die von Neurowissenschaftlern an der Universität von Colorado in Boulder geleitet wurde. Dr. Kent Hutchinson, der leitende Autor der Studie, erklärte, dass sein Team eine Anzahl wissenschaftlicher Publikationen, die gezeigt hätten, dass Cannabis eine Schrumpfung verschiedener Regionen des Gehirns verursacht, analysiert habe, und sein Team habe herausgefunden, dass die Studien nicht konsistent waren.
"Bisher gibt es nicht viele Hinweise, die nahe legen, dass es diese großen Volumenveränderungen" im Gehirn gibt, erklärte Hutchinson in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Insbesondere untersuchte seine Studie eine Untersuchung, die im vergangenen Jahr von Forschern der Northwestern University veröffentlicht worden war. Diese hatten Veränderungen des Nukleus accumbens und der Amygdala, Regionen des Gehirns, die der Schlüssel zur Regulierung von Emotionen und der Motivation sind, bei Cannabiskonsumenten, die eine bis sieben Cannabiszigaretten pro Woche konsumierten, identifiziert. Das Team von Hutchinson versuchte, diese Ergebnisse zu reproduzieren, indem es Dutzende von Erwachsenen und Jugendlichen rekrutierte und ihre Gehirne mit bildgebenden Verfahren untersuchte, wobei es tägliche Cannabiskonsumenten mit Nichtkonsumenten verglich. Aber er erklärte, dass sie eine andere Herangehensweise gewählt hätten, um mögliche Effekte von Alkohol auszuschließen. "Wir fanden keine Hinweise auf Unterschiede der Volumina des Accumbens, der Amygdala, des Hippocampus oder des Kleinhirns zwischen täglichen Konsumenten und Nichtkonsumenten, weder bei Erwachsenen noch bei Heranwachsenden", heißt es in dem Artikel von Hutchinson.
Kurzmeldungen
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit einem verringerten Risiko für Blasenkrebs assoziiert
In einer Studie mit 84.170 Männern im Alter zwischen 45 und 69 Jahren war Cannabiskonsum mit einer um 45 % reduzierten Häufigkeit von Blasenkrebs assoziiert, während Tabakkonsum mit einer Erhöhung des Krebsrisikos um 52 % verbunden war. Die Autoren folgerten, dass "Cannabiskonsum in dieser Population invers mit dem Blasenkrebsrisiko assoziiert sein könnte".
Kaiser Permanente Los Angeles Medical Center, USA.
Thomas AA, et al. Urology 2015;85(2):388-93.
USA: Der oberste Arzt der USA erklärt, dass Cannabis bei einigen Erkrankungen hilfreich sein könnte
Der oberste Arzt der Vereinigten Staaten erklärte, dass Cannabis einigen Patienten helfen kann. "Wir haben einige vorläufige Daten, die zeigen, dass Marihuana hilfreich bei einigen Erkrankungen und Symptomen sein kann", erklärte Surgeon General Vivek Murthy in einem Interview. Der Surgeon General der Vereinigten Staaten ist der Leiter des US Public Health Service Commissioned Corps, einer der sieben uniformierten Dienste der Vereinigten Staaten, wie die US Army oder die US Air Force, und damit der leitende Sprecher zu Angelegenheiten der öffentlichen Gesundheit in der Bundesregierung.
Reuters vom 4. Februar 2015
USA: Kongress des Amerikanischen Rates für medizinisch aktive Pflanzen
Der amerikanische Rat für medizinisch aktive Pflanzen (ACMAP) lädt Mitglieder der IACM ein, Abstracts für die kommende Konferenz im Juni 2015 in Spokane, Washington, einzureichen. Die letzte Möglichkeit zur Einreichung eines Abstracts für einen Vortrag oder ein Poster ist der 15. März 2015. Mehr Informationen auf der ACMAP- Webseite.
Tschechische Republik: Konferenz zu medizinischem Cannabis
Vom 4. bis 7. März 2015 findet in Prag eine Konferenz zu "Medizinischem Cannabis und Cannabinoiden" statt. Es ist geplant, während des Kongresses eine Gesellschaft zu gründen, die sich der medizinischen Verwendung von Cannabis widmet. Mehr Informationen auf der Konferenz-Webseite.
Wissenschaft/Zellen: Endocannabinoide töten Prostata-Krebszellen
Die Endocannabinoide 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) und ein synthetisches Analog von Anandamid, Methanandamid, induzieren einen programmierten Zelltod von Prostata-Krebszellen.
Medizinische Fakultät, Universität von Chile, Santiago, Chile.
Orellana-Serradell O, et al. Oncol Rep, 21. Januar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum könnte negative Wirkungen auf den Verlauf einer Psychose haben
In einer dreijährigen Studie mit 678 Patienten, die an einer Psychose leiden, hatte Cannabiskonsum langzeitige negative Wirkungen auf den Krankheitsverlauf, vor allem wenn er anhielt.
Akademisches Medizinzentrum, Amsterdam, Niederlande.
van der Meer FJ, et al. Psychol Med, 5. Februar 2015:1-12. [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum ist bei einer bipolaren Störung mit einem erhöhten Stimmungsniveau und einer niedrigeren allgemeinen Funktionsfähigkeit assoziiert
In einer einjährigen Studie war Cannabiskonsum mit einem erhöhten Stimmungsniveau und einer Verringerung der allgemeinen Funktionsfähigkeit bei 62 Patienten mit bipolaren Störungen assoziiert.
Universitätskrankenhaus und Institut für klinische Medizin, Universität Oslo, Norwegen.
Kvitland L, et al. BMC Psychiatry 2015;15(1):11
Wissenschaft/USA: Signifikante Abnahme der wahrgenommenen Risiken eines Cannabiskonsums
Zwischen 2002 und 2012 gab es in den USA eine signifikante Abnahme der wahrgenommenen Risiken, die mit gelegentlichem und regelmäßigem Cannabiskonsum assoziiert sind. Jüngeres Alter, männliches Geschlecht und Verwendung im letzten Monat waren besonders stark mit einer Reduzierung der wahrgenommenen Risiken assoziiert.
Medizinische Fakultät der Drexel Universität, Philadelphia, USA.
Okaneku J, et al. Clin Toxicol (Phila), 3. Februar 2015:1-5. [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Fehlregulation des Endocannabinoidsystems bei Patienten mit Magersucht
In einer Studie mit 14 Patienten mit Magersucht unterschied sich die Reaktion von Nahrungsaufnahme auf den Spiegel verschiedener Endocannabinoide von der Reaktion bei Gesunden.
Klinik für Psychiatrie, Zweite Universität von Neapel, Italien.
Monteleone AM, et al. Am J Clin Nutr 2015;101(2):262-9.
Wissenschaft/Zellen: Die Blockierung des CB2-Rezeptors reduzierte die Vermehrung von Plasmazell-Krebs
Ein synthetischer inverser Agonist (Phenylacetylamid) am CB2-Rezeptor hemmte die Vermehrung von menschlichen Zellen eines Multiplen Myeloms durch Induktion eines programmierten Zelltods (Apoptose). Das Multiple Myelom ist ein Krebs von Plasmazellen, eine Form von weißen Blutkörperchen.
Universität von Pittsburgh, Pennsylvania, USA.
Feng R, et al. Mol Carcinog, 16. Januar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: CBD reduzierte die Entzündung in einem Tiermodell der multiplen Sklerose
Sowohl die Behandlung mit CBD (Cannabidiol) als auch mit PEA (Palmitoylethanolamid) reduzierte in einem Mausmodell der Multiplen Sklerose die Schwere der Erkrankung, begleitet von einer reduzierten Entzündung. Allerdings war die Kombination von CBD und PEA weniger wirksam als jedes der beiden Substanzen allein.
Shahid-Beheshti-Universität für medizinische Wissenschaften, Teheran, Iran.
Rahimi A, et al. Neuroscience, 27. Januar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Palmitoylethanolamid erhöht den Blutspiegel von 2-AG
PEA (Palmitoylethanolamid) erhöhte bei Menschen und Hunden signifikant den Blutspiegel des Endocannabinoids 2-AG. 2-AG übt seine Wirkungen durch die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren und TRPV1-Kanälen (Vanilloid-Rezeptoren) aus. Die Autoren folgerten, dass "diese Beobachtungen erklären können, warum mehrere Wirkungen von PEA durch Antagonisten an Cannabinoidrezeptoren oder TRPV1-Kanälen abgeschwächt werden".
Endocannabinoid-Forschungsgruppe, Institut für biomolekulare Chemie, Consiglio Nazionale delle Ricerche, Pozzuoli, Italien.
Petrosino S, et al. Br J Pharmacol, 19. Januar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: Ein synthetisches Cannabinoid verstärkt die kampflösenden Wirkungen antiepileptischer Medikamente
In einem Mausmodell für Epilepsie erhöhte das synthetische Cannabinoid WIN 55,212-2, das sich an Cannabinoidrezeptoren ähnlich wie THC verhält, die kampflösende Aktivität von antiepileptischen Medikamenten wie Gabapentin und Levetiracetam.
Abteilung für öffentliche Gesundheit, Institut für ländliche Gesundheit, Lublin, Polen.
Florek-Luszczki M, et al. Pharmacol Biochem Behav 2015;130C:53-58.
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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