IACM-Informationen vom 10. Januar 2015
- Wissenschaft/Mensch: Nabilon reduziert Albträume bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung
- Wissenschaft/Mensch: Ein Cannabisextrakt reduzierte in einer klinischen Studie nicht die Krebsschmerzen
- Wissenschaft/Mensch: Tetrahydrocannabivarin könnte bei Übergewicht hilfreich sein
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft/Mensch: Nabilon reduziert Albträume bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung
Nabilon reduzierte bei 10 Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) in einer kontrollierten Studie Albträume. Das schrieben Wissenschaftler der Zentrale des Gesundheitsdienstes für kanadische Soldaten in Ottawa (Kanada) in der Zeitschrift Psychoneuroendocrinology. Kanadisches männliches Militärpersonal mit PTBS, das trotz einer Standardmedikation weiterhin Albträume aufgrund von Traumata erlebt, erhielt eine doppelblinde Behandlung mit 0,5 mg Nabilon oder Placebo und titrierte dann bis zur wirksamen Dosis (Unterdrückung der Albträume) oder bis zur maximalen Dosis von 3 mg. Die Teilnehmer wurden sieben Wochen begleitet und erhielten dann nach einer zweiwöchigen Pause das andere Studienmedikament. Danach wurden sie weitere sieben Wochen begleitet. Nabilon ist ein synthetischer THC-Abkömmling mit ähnlichen Wirkungen.
Es wurden zehn Teilnehmer in die Studie aufgenommen. Die mittlere Reduzierung der Albträume nach einem Standard-Fragebogen war -3,6 (Nabilon) und -1,0 (Placebo). Die durchschnittliche allgemeine Verbesserung, die mit einem anderen Fragebogen ermittelt wurde, war 1,9 (d.h. stark verbessert) und 3,2 (d.h. geringfügig verbessert) in den Nabilon- bzw. Placebo-Gruppen. Die Forscher folgerten, dass Nabilon in dieser kleinen Gruppe "eine signifikante Linderung für Militärpersonal mit PTBS bewirkt hatte, was andeutet, dass es vielversprechend als eine klinisch relevante Behandlung für Patienten mit Albträumen und einer Anamnese mit fehlendem Ansprechen auf traditionelle Behandlungsverfahren ist".
Wissenschaft/Mensch: Ein Cannabisextrakt reduzierte in einer klinischen Studie nicht die Krebsschmerzen
Der Cannabisextrakt Sativex des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals linderte in einer klinischen Studie nicht, wie erhofft, die Schmerzen bei Krebspatienten. GW, das Sativex für Schmerzen in Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Otsuka entwickelt, erklärte, dass die erste von drei großen Studien keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Personen, die sein Produkt, und denen, denen ein Placebo gegeben worden war, gefunden hatte. Diese Placebo kontrollierte Studie umfasste insgesamt 399 Patienten von Zentren in den USA, Mexiko und EURopa. Sie beurteilte Sativex in einer Dosis zwischen 3-10 Sprühstößen (8,1 bis 27 mg THC enthaltend) über einen Behandlungszeitraum von fünf Wochen mit einer zusätzlichen Stabilisierungsphase von 5-14 Tagen zu Beginn der Studie und einer Woche Nachbeobachtung am Ende der Studie.
Justin Gover von GW Pharmaceuticals erklärte, dass die Ergebnisse angesichts der ermutigenden Ergebnisse früherer Tests sowohl enttäuschend als auch überraschend seien, die Wissenschaftler des Unternehmens würden jedoch die Hoffnung nicht aufgeben. Es stehen Ergebnisse von zwei weiteren Phase-III-Studien später in diesem Jahr aus, und wenn diese positiv ausfielen, könnte dies weiterhin dem Unternehmen erlauben, einen Antrag zu stellen, dass das Medikament für die Behandlung von Schmerzen bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs verwendet werden darf. Es soll dann zusammen mit Opiaten verabreicht werden. "Auch wenn wir den primären Endpunkt in dieser Studie verpasst haben, so bleiben wir auf der Basis der positiven Daten die wir im Phase-II-Programm gesehen haben, zuversichtlich hinsichtlich der Fähigkeit von Sativex, Krebsschmerzen in dieser Patienten-Population zu lindern", erklärte Gover.
Reuters vom 8. Januar 2015
Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 8. Januar 2015
Wissenschaft/Mensch: Tetrahydrocannabivarin könnte bei Übergewicht hilfreich sein
Das natürliche Cannabinoid Tetrahydrocannabivarin (THCV) veränderte die Nervenreaktion auf angenehme und unangenehme Reize in einer Weise, die "eine therapeutische Aktivität bei Übergewicht nahelegt", schrieben Wissenschaftler der Universitäten von Reading und Oxford (Großbritannien) im International Journal of Neuropsychopharmacology. THCV ist ein neutraler CB1-Rezeptorantagonist. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass THCV im Gegensatz zum CB1-Rezeptorantagonisten Rimonabant neuronale Belohnungsreaktionen intakt lassen, jedoch Abwehrreaktionen verstärken würde. Rimonabant, das eine Zeit lang in einigen EURopäischen Ländern zur Behandlung von Übergewicht zugelassen war, war mit starken Nebenwirkungen, unter anderem Selbstmordgedanken, assoziiert gewesen. 20 gesunde Teilnehmer erhielten zu zwei verschiedenen Gelegenheiten eine Einzeldosis THCV (10 mg) und ein Placebo.
Die Wissenschaftler maßen mittels funktioneller Magnetresonanz-Bildgebung die neuronale Reaktion auf belohnende (Sehen und/oder Geruch von Schokolade) und aversive Reize (Bilder von schimmeligen Erdbeeren und/oder weniger gutem Geschmack von Erdbeeren). Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der subjektiven Einschätzung. Allerdings vergrößerte THCV die Reaktionen auf die Schokoladen-Reize in verschiedenen Hirnregionen (Mittelhirn, vorderer Gyrus cinguli, Caudatum und Putamen). THCV versteckte auch die Reaktionen auf aversive Reize in der Amygdala, Insel, dem mittleren orbitofrontalen Kortex, Caudatum und Putamen).
Kurzmeldungen
USA: Der Cannabiskonsum nahm nach der Legalisierung in Colorado zu
Nach der Legalisierung von Cannabis in Colorado nahm der geschätzte Anteil der regelmäßigen Cannabiskonsumenten nach einer Studie der Nationalen Umfrage zu Drogenkonsum und Gesundheit zu. Der monatliche Konsum stieg auf 12,7 % – eine Zunahme um 22 %. Auf der nationalen Ebene nahm der monatliche Cannabiskonsum durch Personen im Alter von zwölf Jahren oder älter um 4-7,4 % zu. "Das ist nicht überraschend, wenn man betrachtet, was auf der medizinischen Ebene stattfindet", erklärte Dr. Mark Kleiman, Professor an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, der die Cannabispolitik untersucht, zur Zunahme und verwies auf die Zunahme der medizinischen Cannabiskonsumenten in Colorado im gleichen Zeitraum. "Ich denke nicht, dass uns dies etwas über die langzeitigen Auswirkungen der Legalisierung erzählt."
Denver Post vom 26. Dezember 2014
Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum ist mit einer geringeren Fettmasse und einem besseren Glukosestoffwechsel bei Eskimos assoziiert
Forscher analysierten Daten von 786 erwachsenen Eskimos und fanden, dass Cannabiskonsum mit einem niedrigeren Body-Mass-Index (BMI), einer niedrigeren Fettmasse, einem niedrigeren Nüchterninsulinspiegel und einem niedrigeren HOMA-IR-Wert, eine Maßzahl für den Glukosestoffwechsel, assoziiert war.
CHU de Québec Research Center, Kanada.
Ngueta G, et al. Obesity (Silver Spring), 31. Dezember 2014 [im Druck]
Wissenschaft/Zellen: Anandamid aktiviert den Zelltod von Tumorzellen der Haut
Nicht-Melanom-Hautkrebs und andere epitheliale Tumoren enthalten größere Mengen des Enzyms Cyclooxygenase-2 (Cox-2), was sie von normalen Zellen unterscheidet. Neue Forschung legt nahe, dass das Endocannabinoid Anandamid (AEA) "selektiv toxisch auf Tumorzellen, die vermehrt Cox-2 exprimieren, sein wird (…). Daher könnte AEA eine ideale lokal aufgetragene Substanz für die Eliminierung von bösartigen Erkrankungen, die vermehrt Cox-2 exprimieren, sein."
Brody School of Medicine, Pharmacology and Toxicology, East Carolina University, Greenville, USA.
Soliman E, et al. Mol Carcinog, 3. Januar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Zellen: Fenofibrat, ein Mittel gegen erhöhtes Cholesterin, bindet an beide Cannabinoidrezeptoren
In Studien mit einem Stück Darm von Meerschweinchen zeigten Forscher, dass Fenofibrat, das zur Reduzierung des Cholesterin-Blutspiegels eingesetzt wird, ein Agonist am CB2-Rezeptor und ein partieller Agonist am CB1-Rezeptor ist. Die Autoren schrieben, dass "Fenofibrat nun als ein Beispiel für eine neue Klasse von Cannabinoidrezeptor-Liganden und allosterischen Modulatoren identifiziert wurde, mit dem Potenzial therapeutisch mit Cannabinoidrezeptoren zu interagieren, zusätzlich zu seinem primären" Angriffspunkt, dem PPAR-Rezeptor.
Universität von Nottingham, medizinische Fakultät, Großbritannien.
Priestley RS, et al. FASEB J, 30. Dezember 2014 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: Cannabinoide könnten vor Nierenschäden bei Diabetes schützen
Hohe Glukose-Konzentrationen erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer diabetischen Nephropathie (Nierenschädigung). Die Anzahl der CB1- und GPR55-Rezeptoren in bestimmten Regionen der Niere (proximale Tubuli) ist "in Reaktion auf eine Exposition mit erhöhten Glukose- und Albuminspiegeln" erhöht. Die Forscher empfehlen zu untersuchen "ob diese Rezeptoren wirksame physiologische Angriffspunkte für die Behandlung oder Vorbeugung der diabetischen Nephropathie sind."
Kolleg für Gesundheit und Biomedizin, Victoria-Universität, Melbourne, Australien.
Jenkin KA, et al. Clin Exp Pharmacol Physiol, 29. Dezember 2014 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: Die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren im Gehirn könnte vor Hirnverletzungen schützen
Forscher untersuchten eine bestimmte Hirnregion (Hippocampus) von Mäusen nach einer traumatischen Hirnverletzung und fanden einen schützenden Effekt einer Cannabinoidrezeptor-Aktivierung.
Kinderkrankenhaus von Philadelphia, USA.
Johnson BN, et al. Front Cell Neurosci 2014;8:435. Elektronische Sammlung 2014
Wissenschaft/Tier: Eine reduzierte Hirnfunktion nach traumatischer Hirnverletzung wird durch einen inversen Agonisten am CB2-Rezeptor verbessert
Motorische, visuelle und emotionale Defizite von Mäusen nach einer geringen traumatischen Hirnverletzung wurden durch den synthetischen inversen CB2-Rezeptoragonisten SMM-189 abgeschwächt. Ein inverser Agonist bindet an den gleichen Rezeptor wie ein Agonist (wie beispielsweise THC am CB2-Rezeptor), induziert jedoch eine gegenteilige Wirkung am Rezeptor.
Wissenschaftszentrum für Gesundheit der Universität von Tennessee, Memphis, USA.
Reiner A, et al. Int J Mol Sci 2014;16(1):758-87.
Wissenschaft/Mensch: Nebenwirkungen von Opiaten während einer Operation könnten von einer genetischen Variation des Enzyms, das für den Abbau von Endocannabinoiden verantwortlich ist
In einer Studie mit 259 gesunden Kindern im Alter zwischen 6 und 15 Jahren, deren Rachenmandeln entfernt wurden und die während der Operation eine Morphindosis erhielten, waren die Nebenwirkungen von der Funktion der Fettsäureamidhydrolase (FAAH) abhängig. FAAH ist für den Abbau des Endocannabinoids Anandamid verantwortlich. Wenn FAAH aufgrund eines Gendefekts nicht korrekt arbeitete, traten mehr Opiat-Nebenwirkungen auf, beispielsweise Übelkeit und Erbrechen nach der Operation.
Medizinzentrum des Kinderkrankenhauses von Cincinnati, USA.
Sadhasivam S, et al. Pharmacogenomics J, 6. Januar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Die Art des medizinischen Cannabisgesetzes in den USA beeinflusst den Cannabiskonsum
Forscher der RAND-Gruppe untersuchten frühere Inkonsistenzen in der Literatur hinsichtlich der Beziehung zwischen Gesetzen für medizinischen Cannabis und Freizeitkonsum von Cannabis, indem sie die Bedeutung von Politik-Dimensionen (Notwendigkeit zur Registrierung, Eigenanbau zuhause, Verteilungsstellen, et cetera) untersuchten. Sie forderten, dass nicht alle "Gesetze gleich sind" und nicht die gleichen Auswirkungen haben.
RAND Corporation, Santa Monica, USA.
Pacula RL, et al. J Policy Anal Manage 2015;34(1):7-31.
Wissenschaft/Zellen: Das Endocannabinoidsystem ist an den analgetischen Wirkungen von Metamizol beteiligt
Sowohl die Blockierung des Cannabinoid-1-Rezeptors als auch des Vanilloid-Rezeptors hoben in bestimmten Zellen die Wirkung von Metamizol (Dipyron) auf, "was nahelegt, dass das Endocannabinoid-/Endovanilloid-System an den analgetischen Wirkungen von Dipyron beteiligt ist".
Endocannabinoid, Forschungsgruppe am Institut für experimentelle Medizin, Zweite Universität von Neapel, Italien.
Maione S, et al. EUR J Pharmacol, 31. Dezember 2014 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: Sowohl zentrale als auch periphere Cannabinoidrezeptoren sind an der Reduzierung von Muskelschmerzen durch THC beteiligt
Forschung mit Ratenmodellen eines akuten Muskelschmerzes zeigt, dass sowohl zentrale als auch periphere Cannabinoidrezeptoren an der Reduzierung von Muskelschmerzen durch THC beteiligt sind. Die Forscher legen nahe, "dass THC in der Zukunft eine pharmakologische Option bei der Behandlung von Muskelschmerzen darstellt. Die ärztliche Verabreichung von THC könnte eine interessante Option zur Behandlung dieser Art von Schmerzen sein und zentralnervöse Nebenwirkungen vermeiden."
Facultad de Ciencias de la Salud, Universidad Rey Juan Carlos, Madrid, Spain.
Bagüés A, et al. EUR J Pharmacol 2014;745:69-75.
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
- Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum ist nicht mit einer statistisch signifikanten Erhöhung des Sterblichkeitsrisikos bei Patienten, die einen Herzinfarkt überlebt haben, assoziiert
- Wissenschaft/Mensch: THC reduziert die Schlaf-Apnoe in einer kleinen klinischen Studie
- Tschechische Republik: Parlaments nimmt Gesetz zur Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke an
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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