IACM-Informationen vom 16. Juni 2012
- Wissenschaft/Mensch: Ein synthetisches Cannabinoid verbessert das Überleben nach einer schweren Hirnverletzung in klinischer Studie
- USA: Nach einer neuen Studie erhöhen Cannabis-Verteilungsstellen nicht die Kriminalitätsrate in der Nachbarschaft
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft/Mensch: Ein synthetisches Cannabinoid verbessert das Überleben nach einer schweren Hirnverletzung in klinischer Studie
In einer klinischen Studie mit 97 Koma-Patienten verbesserte ein synthetisches Cannabinoid mit dem Namen KN38-7271 in der akuten frühen Phase nach einer Kopfverletzung das Überleben. Die Untersuchung wurde in 14 EURopäischen Zentren durchgeführt. KN38-7271 bindet sowohl an den CB1- als auch an den CB2-Rezeptor, ähnlich wie THC und einige andere Cannabinoide. Die Teilnehmer erhielten 1 mg oder 0,5 mg des Cannabinoids oder ein Placebo innerhalb von 4,5 Stunden nach der Verletzung. De Kriterien für die Wirksamkeit waren das Überleben und die neurologische Verbesserung oder Verschlechterung 7 und 14 Tage sowie 1, 3, und 6 Monate nach der Verletzung. Der Druck im Schädel sowie der Durchblutungsdruck im Gehirn wurden zu Beginn der Behandlung und bis zum Ende des 7. Tages nach der Verletzung gemessen.
Die Überlebensraten innerhalb des ersten Monats nach der Verletzung waren in den behandelten Gruppen signifikant größer als in der Placebo-Gruppe. Dieser Effekt war jedoch nach 6 Monaten nicht mehr vorhanden. Der kritische Druck im Schädel und der Durchblutungsdruck im Gehirn waren in den behandelten Gruppen weniger stark und weniger häufig. Es gab keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Die Autoren folgerten, dass sich KN38-7271 als nützlich in der akuten frühen Phase bei Koma-Patienten nach einer Kopfverletzung erwies". Diese Ergebnisse könnten die Basis für weitere Studien mit größeren Patientenzahlen liefern.
Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland.
USA: Nach einer neuen Studie erhöhen Cannabis-Verteilungsstellen nicht die Kriminalitätsrate in der Nachbarschaft
Es war lange Zeit das Argument der Gegner von medizinischem Cannabis, dass Cannabis-Verteilungsstellen eine Zunahme der Kriminalität, insbesondere Diebstahl und Überfälle verursachen. Das einzige Problem mit diesem Argument ist offenbar, dass es nach einer neuen Studie, die von den Nationalen Instituten für Gesundheit finanziert wurde, nicht zutrifft. Die Untersuchung, die im Journal of Studies on Alcohol and Drugs veröffentlicht wurde, fand heraus, dass es in Nachbarschaften von Cannabis-Verteilungsstellen in Sacramento nicht mehr Kriminalität gab als in anderen Gegenden der Stadt.
Die Studie schaute sich im Jahr 2009 die Kriminalitätsraten in Sacramento an, also bevor die Stadt Regelungen für Cannabis-Verteilungsstellen verabschiedete. Auch wenn sich die Forscher nicht sicher sind, warum es keine Zunahme der Kriminalität im Umkreis der Verteilungsstellen gab, so vermuten sie doch, dass Sicherheitsleute und Kameras einen Effekt auf Kriminelle gehabt haben könnten. Oder, so schrieben die Autoren in ihrem Bericht, es könnte sein, dass Cannabisverteilungsstellen die Kriminalität nicht mehr vergrößern als "jeder andere Laden in einer Einkaufsgegend". Einige Morde in Verteilungsstellen von San Francisco und Hollywood sowie Überfälle in San Francisco, Santa Cruz und Colorado Springs hatten zu nationalen Schlagzeilen über die Kriminalität aufgrund von Verteilungsstellen geführt. Diese Fälle seien jedoch nicht repräsentativ, erklärten die Autoren.
U.S. News & World Report vom 6. Juni 2012
Kurzmeldungen
USA: Connecticut ist nun der 17. Staat mit einem medizinischen Cannabisgesetz
Der Gouverneur von Connecticut, Dannel Malloy, hat das Gesetz unterzeichnet, das es Ärzten erlaubt, erwachsenen Patienten die Notwendigkeit der Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke zu bescheinigen. Nach diesem Gesetz müssen sich Patienten und Betreuer beim Ministerium für Verbraucherschutz registrieren lassen. Ärztliche Bescheinigungen können auf der Grundlage von Erkrankungen wie Krebs, Glaukom, HIV, Aids, Morbus Parkinson, multiple Sklerose oder Epilepsie ausgestellt werden.
Reuters vom 1. Juni 2012
Wissenschaft/Tier: Cannabinoide reduzieren Stress
Ein synthetisches Cannabinoid (WIN 55,212-2) blockierte die Aktivität adrenerger Rezeptoren und die Erregbarkeit im Gehirn von Ratten. Adrenerge Rezeptoren werden durch Adrenalin und andere Katecholamine aktiviert. Die Autoren stellten fest, dass "diese Daten zunehmende Hinweise auf eine komplexe, stressabhängige Beeinflussung des monoaminergen Systems durch Cannabinoide liefern. Sie unterstützen die potentielle Verwendung von Cannabinoiden bei der Behandlung einer stressinduzierten Störung des Noradrenalins."
Abteilung für Neurowissenschaften, Farber-Institut für Neurowissenschaften, Thomas Jefferson Universität, Philadelphia, USA.
Reyes BA, et al. Exp Neurol, 4. Juni 2012 [im Druck]
Wissenschaft/Mensch: Starker Cannabiskonsum im Jugendalter reduziert die Nervenzellverbindungen im Gehirn
Bilder vom Gehirn von 59 langzeitigen starken Cannabiskonsumenten wurden mit denen von 33 Kontrollpersonen verglichen. Die Verbindungen der Nervenzellen waren in einigen Gehirnregionen reduziert (Hippocampus, Corpus callosum), wenn die Konsumenten ihren Konsum bereits im Jugendalter begonnen hatten. Die Wissenschaftler folgerten: "Unsere Befunde zeigen, dass langzeitiger Cannabiskonsum gefährlich für die weiße Substanz des sich entwickelnden Gehirns ist. Ein Herauszögern des Alters, in dem ein regelmäßiger Konsum beginnt, könnte den Umfang der strukturellen Beeinträchtigungen reduzieren."
Zentrum für Neuropsychiatrie, Universität von Melbourne, Australien.
Zalesky A, et al. Brain, 4. Juni 2012 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: CBD reduziert die Schädigung des Gehirns bei neugeborenen Ratten mit einem vorübergehenden Sauerstoffmangel
Die Gabe von CBD (Cannabidiol) nach einer vorübergehenden Reduzierung der Sauerstoffversorgung (zwei Stunden lang nur 10 Prozent) bei neugeborenen Ratten führte zu einem langzeitigen Schutz des Gehirns. Diese Wirkungen des nicht psychotropen Pflanzencannabinoids waren nicht mit Nebenwirkungen verbunden. Die Forscher folgerten: "Diese Ergebnisse verstärken das Interesse an CBD als neuroprotektive Substanz" bei verminderter Sauerstoffversorgung von Neugeborenen.
Experimentelle Abteilung, Stiftung für biomedizinische Forschung, Madrid, Spanien.
Pazos MR, et al. Neuropharmacology, 30. Mai 2012 [im Druck]
Wissenschaft/Tier: Die Konzentration eines Endocannabinoids ist bei Allergien erhöht
Die Konzentration des Endocannabinoids 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) war bei Tieren während einer allergischen Reaktion erhöht. Der antiallergische Effekt war durch den CB2-Rezeptor vermittelt. Die Forscher folgerten: "Unsere Daten legen sehr deutlich nahe, dass endogene CB2-Liganden in allergischen Modellen beim Fortschreiten der Erkrankung heraufreguliert sind und an Veränderungen der entzündlichen Reaktionen und des Gewebewachstums beteiligt sind."
Pharmaceutical Frontier Research Laboratories, Zentrales Forschungsinstitut für Pharmazie, Japan Tobacco Inc., Kanagawa, Japan.
Mimura T, et al. Int Arch Allergy Immunol 2012;159(2):149-156.
Wissenschaft/Tier: Cannabinoide reduzieren eine Überaktivität, die durch die Aktivierung von Dopaminrezeptoren induziert wird
Eine Zunahme der Endocannabinoid-Konzentration durch Hemmung des Endocannabinoidabbaus reduzierte die Überaktivität von Dopaminrezeptoren, die durch Quinpirol verursacht worden war. Die Autoren schrieben: "Diese Befunde könnten Bedeutung für das therapeutische Vorgehen bei Störungen von Bewegungen (Dyskinesie, Chorea) haben sowie bei gestörtem Verhalten, das mit einer Dopamin vermittelten Überaktivität verbunden ist."
Stiftung IMABIS, Labor für medizinische Regeneration, Universitäres Regionalkrankenhaus Carlos Haya, Málaga, Spanien.
Luque-Rojas MJ, et al. Int J Neuropsychopharmacol, 30. Mai 2012:1-16. [im Druck]
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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