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IACM-Informationen vom 24. September 2011

Wissenschaft: Nach einer Beobachtungsstudie hat Cannabis eine positive Wirkung auf den Morbus Crohn

Nach einer Beobachtungsstudie an der Universität von Tel Aviv (Israel) kann Cannabis eine positive Wirkung auf die Krankheitsaktivität beim Morbus Crohn, eine chronische Darmentzündung, haben. In dieser retrospektiven Studie wurden die Krankheitsaktivität, die Verwendung von Medikamenten, die Notwendigkeit einer Operation und der Aufenthalt im Krankenhaus vor und nach Beginn der Cannabisverwendung bei 30 Patienten untersucht. Die Krankheitsaktivität wurde mittels des Harvey-Bradshaw-Index für Morbus Crohn gemessen. Die Indikation für die Verwendung von Cannabis war ein mangelndes Ansprechen auf übliche Therapien bei 21 Patienten und chronische therapierefraktäre Schmerzen bei 6. Weitere 4 Patienten verwenden Cannabis zu Freizeitzwecken und setzten den Konsum fort, als sie eine Verbesserung ihrer Erkrankung feststellten.

Von den 30 Patienten verbesserte sich der Zustand bei 21 signifikant nach der Behandlung mit Cannabis. Der durchschnittliche Harvey-Bradshaw-Index verbesserte sich von 14 auf 7. Der Verbrauch von anderen Medikamenten wurde signifikant reduziert. So nahmen vor Beginn der Cannabisverwendung 26 Teilnehmer Cortison-Präparate und nach Beginn der Cannabistherapie nur noch 4. Bei 15 Patienten waren im Durchschnitt neun Jahre vor dem Cannabiskonsum insgesamt 19 Operationen durchgeführt worden, aber nur zwei benötigten nach Beginn der Cannabisverwendung im Verlauf eines durchschnittlichen Zeitraums von drei Jahren eine Operation. Die Autoren folgerten, dass "dies der erste Bericht über Cannabiskonsum bei Morbus Crohn bei Menschen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass Cannabis eine positive Wirkung auf die Krankheitsaktivität, ausgedrückt durch die Reduzierung des Krankheitsaktivitätsindexes, auf die Verwendung anderer Medikamente und Operationen hat".

(Quelle: Naftali T, Lev LB, Yablekovitz D, Half E, Konikoff FM. Treatment of Crohn's disease with cannabis: an observational study. Isr Med Assoc J 2011;13(8):455-8.)

Tschechische Republik: Regierung will pflanzlichen Cannabis für Patienten über Apotheken verfügbar machen

Das tschechische Gesundheitsministerium hat erklärt, dass es Cannabis aus der Liste der verbotenen Substanzen nehmen und erlauben will, dass er durch Ärzte für medizinische Zwecke verschrieben werden darf. "Bis zum Ende des Jahres werden wir dem Parlament einen Entwurf zur Änderung des Gesetzes zu abhängig machenden Substanzen, der Marihuana von der Liste der verbotenen Substanzen auf jene, die verschrieben werden können, verschiebt, vorlegen", erklärte Gesundheitsminister Martin Plíšek nach einem Zeitungsbericht vom 14. September.

Es gibt zunehmende Hinweise, dass eine zunehmende Zahl von Tschechen angesichts des Verbots einer Verschreibung auf den Eigenanbau von Cannabis zurückgreift. Die Experten des Ministeriums müssen noch ausarbeiten, wie ein tschechisches Modell für den legalen Verkauf von medizinischem Cannabis organisiert werden könnte. Minister Plíšek erklärte am 13. September bei einer Konferenz zu diesem Thema, dass er es bevorzugen würde, wenn die Medikamente für die Verwendung in der Tschechischen Republik importiert würden, anstatt selbst Cannabis im Land anzubauen, um den Missbrauch zu minimieren. "Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass es keinen massiven Missbrauch ohne ärztliche Verschreibung gibt", erklärte er.

Mehr unter:
www.ceskapozice.cz/en/news/politics-policy/czech-health-ministry-signals-steps-legalize-medical-marijuana

(Quellen: Ceskapozice.cz vom 14. September 2011, persönliche Mitteilung durch das tschechische Gesundheitsministerium)

IACM: Ergebnisse einer Umfrage zu Methoden der Einnahme von Cannabis und Cannabinoiden für therapeutische Zwecke

Es wurde eine Umfrage durchgeführt, indem zwischen dem 18. August 2009 und 31. Januar 2010 ein Fragebogen auf die Internetseite der IACM, der in fünf Sprachen verfügbar war, gesetzt wurde. Damit sollte ermittelt werden, wie Patienten mögliche Vor- und Nachteile von verschiedenen Methoden der Einnahme wahrnehmen und welche Methoden oder Produkte sie gegenüber anderen bevorzugen. Die Studie sollte auch analysieren, ob wahrgenommene Vorteile und Präferenzen von demografischen Parametern, einer früheren Erfahrung mit dem Freizeitkonsum von Cannabis, der Erkrankung oder der Beteiligung eines Arztes bei der Verwendung von Cannabinoiden abhängen.

953 Patienten (614 männliche, 339 weibliche) mit einem Durchschnittsalter von 40,7 Jahren aus 32 Ländern füllten den Fragebogen vollständig aus. Die meisten Teilnehmer waren aus den USA, Deutschland, Frankreich, Kanada, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien. In 47,6 Prozent aller Fälle wurden die Cannabisprodukte verschrieben oder durch einen Arzt empfohlen, in 10,4 Prozent erhielten die Patienten ihre Cannabinoidmedikamente aus der Apotheke, in 26,3 Prozent aus einem Coffee-Shop oder einer anderen nicht offiziellen oder tolerierten Quelle. Die bevorzugten Einnahmearten waren das Rauchen von Cannabis (62,9 Prozent), Inhalation von Cannabis mit einem Vaporizer (23,6 Prozent), orale Verwendung von Cannabis in Backwaren (7,9 Prozent), orale Verwendung von Cannabis als Tee (2,4 Prozent) und orale Verwendung von Dronabinol/Marinol (1,8 Prozent). Es wurden keine signifikanten Unterschiede bei der bevorzugten Verwendungsart in Abhängigkeit von der Erkrankung, dem Land oder einem anderen Parameter gefunden. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ.

Mehr unter:
www.cannabis-med.org/meeting/Bonn2011/abstractbook.pdf

(Quelle: Hazekamp A, Grotenhermen F, Abrams D, Russo E, Ware M, Navarrete-Varo R, Brenneisen R, Müller-Vahl K. The medicinal use of cannabis and cannabinoids: an international survey on methods of intake. Abstract, Cannabinoid Conference 2011, 8.-10. September 2011, Bonn.)

Kurzmeldungen

Holland: Namisol
Nach einem Vortrag beim Cannabinoid-Kongress 2011 führt das niederländische Unternehmen Echo Pharmaceuticals zur Zeit klinische Phase-II-Studien zur Untersuchung der Wirkung seiner THC-Zubereitung Namisol auf die Spastik und Schmerzen bei MS-Patienten, auf Verhaltensstörungen von Patienten mit Demenz und bei Schmerzen von Patenten mit chronischer Pankreatitis durch. Namisol ist eine neue THC-Zubereitung, die eine Technologie zur Medikamentengabe verwendet, die entwickelt wurde, um die Bioverfügbarkeit lipophiler Substanzen beim Menschen zu erhöhen. Nach der oralen Gabe von Namisol wurden maximale Konzentrationen von THC nach 30 bis 45 Minuten beobachtet. (Quelle: Vortrag von Beumer TL, et al. Tagungsband des Cannabinoid-Kongresses, verfügbar unter www.cannabis-med.org)

Wissenschaft: Übergewicht
Nach Angaben von französischen Forschern ist Cannabiskonsum nicht mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht assoziiert. Die Autoren verwendeten Daten von zwei repräsentativen epidemiologischen Studien mit Erwachsenen aus den USA im Alter von 18 Jahren oder älter mit mehr als 50.000 Teilnehmern. Die Häufigkeit des Übergewichts betrug 22 bzw. 25 Prozent bei den Teilnehmern, die keinen Cannabiskonsum in den vergangenen 12 Monaten angaben, und 14 bzw. 17 Prozent bei Personen, die einen Cannabiskonsum von mindestens drei Tagen pro Woche angaben. (Quelle: Le Strat Y & Le Foll B. Am J Epidemiol, 24. August 2011 [dem Druck])

Wissenschaft: Achilles-Sehnenentzündung
Nach Forschung an der Universität von Umeå (Schweden) ist die Zahl der CB1-Rezeptoren in der Achillessehne bei Patienten mit Achillessehnenentzündung erhöht. Dies könnte eine Reaktion auf die Entzündung und die Schmerzen bei dieser Erkrankung sein. (Quelle: Björklund E, et al. PLoS One 2011;6(9):e24731.)

Wissenschaft: Neuropathische Schmerzen
Nach tierexperimenteller Forschung an der Universidade Federal de Santa Catarina (Brasilien) waren Cannabinoide wirksam bei der Reduzierung neuropathischer Schmerzen durch eine Schädigung des Armplexus. Die Wissenschaftler beobachteten eine deutliche Zunahme der CB1- und CB2-Rezeptoren im Rückenmark der Tiere sowohl am fünftem als auch am 30. Tag nach der Operation (Schädigung). (Quelle: Paszcuk AF, et al. PLoS One. 2011;6(9):e24034.)

Wissenschaft: Epilepsie
Nach tierexperimenteller Forschung an der Shahid-Beheshti-Universität für medizinische Wissenschaften in Teheran (Iran) wurden die antiepileptischen Wirkungen von Cannabinoiden durch Kalziumkanäle vom L.-Typ vermittelt. Die gleichzeitige Gabe des CB1-Rezeptoragonisten WIN 55,212-2 und eines Kalziumkanal-Blockers (Verapamil) schwächten die antikonvulsiven Eigenschaften des Cannabinoids ab. (Quelle: Naderi N, et al. Neurochem Res, 18. September 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Nahrungsaufnahme
Nach Forschung an der Shahid Bahonar Universität von Kerman (Iran) mit Küken wirken CB2-Rezeptoragonisten auf das Gehirn und induzieren eine Nahrungsaufnahme. (Quelle: Emadi L, et al. J Comp Physiol A Neuroethol Sens Neural Behav Physiol, 7. September 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Panikattacken
Nach Forschung an der Universität von São Paulo (Brasilien) mit Mäusen reduzierte das natürliche Cannabinoid Cannabidiol (CBD) ängstliches Verhalten in Anwesenheit eines Stressors, was einen Panik lindernden Effekt nahelegt. (Quelle: Uribe-Mariño A, et al. Neuropsychopharmacology, 14. September 2011 [im Druck ])

Wissenschaft: Querschnittslähmung
Nach Forschung an der Universität von São Paulo (Brasilien) verbesserte CBD die motorische Erholung bei Ratten, deren Rückenmark verletzt worden war und verringerte die Ausdehnung der Verletzung, was "nahelegt, dass es nützlich bei der Behandlung von Läsionen des Rückenmarks sein könnte". (Quelle: Kwiatkoski M, et al. Neurotox Res, 14. September 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Sauerstoffmangel während der Geburt
Nach Forschung an der Universität des Baskenlandes in Vizcaya (Spanien) reduzierte das synthetische Cannabinoid WIN 55,212-2 den Tod von Nervenzellen bei Lämmern, die einen Sauerstoffmangel während der Geburt erlebten. (Quelle: Alonso-Alconada D, et al. Neurochem Res, 11. September 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Schizophrenie
Forscher an der Universität von Edinburgh (Großbritannien) untersuchten die Wirkungen des Cannabiskonsums auf das Volumen von zwei Hirnregionen (Thalamus, Amygdala-Hippocampus-Komplex) bei Personen mit einem hohen genetischen Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie. Zwei Jahre nach der ersten Messung war das Volumen des Thalamus bei 25 Cannabiskonsumenten geringer als das von 32 Nichtkonsumenten. Die Autoren folgerten, dass "diese Untersuchung wichtig beim Verständnis der Verbindung zwischen Cannabisexposition und der Entwicklung einer Schizophrenie sein könnte". (Quelle: Welch KA, et al. Br J Psychiatry, 8. September 2011 [im Druck])

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

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