IACM-Informationen vom 16. Juli 2011
USA: Justizministerium lehnt Umstufung von Cannabis ab
Die Drug Enforcement Administration (DEA), eine Behörde des Bundesjustizministeriums, entschied am 8. Juli, dass Cannabis (in den USA normalerweise als Marihuana bezeichnet) "keinen akzeptierten medizinischen Wert" besitzt und daher nach den Bundesgesetzen illegal bleiben sollte. Das Time Magazine stellte fest, dass diese Entscheidung gemacht wurde, obwohl es "staatliche Gesetze gibt, die medizinisches Marihuana erlauben und trotz Hunderter von Studien und Jahrhunderten medizinischer Praxis, die den Nutzen der Droge nachweisen".
Das Urteil war eine Antwort auf eine Petition aus dem Jahre 2002 von Unterstützern der medizinischen Verwendung von Cannabis, die die Regierung zur Umstufung von Cannabis, der gegenwärtig als Droge der Klasse I gelistet ist und damit wie Heroin illegal für alle Verwendungen ist, aufgefordert hatte, damit er medizinisch verwendet werden kann. Die DEA urteilte, dass Cannabis "gegenwärtig keine akzeptierte medizinische Verwendung zur Behandlung in den Vereinigten Staaten" hat, "ein hohes Missbrauchspotential" besitzt und "selbst unter medizinischer Kontrolle kein akzeptables Sicherheitsniveau für eine Verwendung" aufweist.
Obwohl das Urteil der DEA als ein Rückschlag für Unterstützer der medizinischen Cannabisverwendung erscheint, so ist es in einem wichtigen Sinn ein Fortschritt, wie das Time Magazine feststellte: "Die Regierung hat eine Antwort auf die Petition lange hinausgezögert, jetzt nachdem sie eine gegeben hat, besteht die Möglichkeit, dass Unterstützer diese vor Bundesgerichten anfechten. Jetzt kann dieser Prozess in Gang gesetzt werden." Und Unterstützer der medizinischen Verwendung von Cannabis haben bereits angekündigt, das zu machen.
Mehr unter:
- www.latimes.com/news/opinion/opinionla/la-ed-marijuana-20110713,0,3089477.story
- healthland.time.com/2011/07/11/u-s-rules-marijuana-has-no-medical-use-what-does-science-say/
Koalition für die Umstufung von Cannabis:
www.drugscience.org/about_coalition.html
Ablehnung der Petition durch die Drug Enforcement Administration
americansforsafeaccess.org/downloads/CRC_Petition_DEA_Answer.pdf
(Quellen: Time Magazine vom 11. Juli 2011, Los Angeles Times vom 13. Juli 2011)
Kurzmeldungen
Holland: Medizinische Verwendung von Cannabis
In holländischen Apotheken sind 4 Cannabissorten verfügbar. Nach einer Analyse der Verwendung von verschriebenem Cannabis im Zeitraum von 2003 bis 2010 wurde Cannabis mehr als 40.000 mal 6.000 verschiedenen Patienten verschrieben. Die Zahlen stiegen in den vergangenen Jahren stetig an, von 850 im Jahr 2006 auf mehr als 1.300 im Jahr 2010. Diese Zunahme fiel mit der Spezialisierung einiger holländischer Apotheken auf medizinischen Cannabis zusammen, was zu geringeren Preisen und einer besseren Information für die Patienten führte. Mehr unter: www.sfk.nl/publicaties/farmacie_in_cijfers/2011/2011-20.html. (Quelle: Pharmaceutisch Weekblad Nr. 20, 2011)
Wissenschaft: Toleranz
Nach Forschung am Nationalen Institut für seelische Gesundheit in Bethesda (USA) weisen regelmäßige Cannabiskonsumenten eine Reduzierung (Herabregulierung) von CB1-Rezeptoren in der Hirnrinde auf. Nach 4-wöchiger Abstinenz war wieder eine normale Zahl der Rezeptoren (normale Rezeptordichte) hergestellt. (Quelle: Hirvonen J, et al. Mol Psychiatry, 12. Juli 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Entzündung
Nach Zellexperimenten an der Universität von Nottingham (Großbritannien) spielen lokal produzierte Endocannabinoide, die CB1-Rezeptoren aktivieren, eine Rolle bei der Vermittlung einer Zunahme der Durchlässigkeit des Darms bei Entzündungen. Aber THC und Cannabidiol (CBD) könnten ein therapeutisches Potenzial zur Widerherstellung einer gestörten Durchlässigkeit bei Entzündungen besitzen. (Quelle: Alhamoruni A, et al. Br J Pharmacol, 11. Juli 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Arthritis
Nach Forschung an der Virginia-Commonwealth-Universität in Richmond (USA) reduziert die Blockierung des Enzyms Fettsäureamidhydrolase (FAAH), die das Endocannabinoid Anandamid abbaut, die Entwicklung einer Arthritis und der damit verbundenen erhöhten Schmerzempfindlichkeit (Hyperalgesie) bei Mäusen. Die Blockierung führt zu einer Zunahme der Anandamid-Konzentration. (Quelle: Kinsey SG, et al. Pharmacol Biochem Behav, 29. Juni 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Chemotherapie
Das Chemotherapeutikum Paclitaxel verursacht häufig eine periphere Neuropathie. Wissenschaftler der Tempel-Universität in Philadelphia (USA) fanden heraus, dass CBD bei Mäusen vor dieser Nebenwirkung schützt. (Quelle: Ward SJ, et al. Anesth Analg, 7. Juli 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Aids
Mikroglia-Zellen sind eine Population von Immunzellen im Zentralnervensystem (ZNS), die nach einer HIV-Infektion eine Vielzahl entzündungsfördernder Substanzen sezernieren, darunter das Virus-spezifische Protein "Tat". Tat ist an der HIV-assoziierten Schädigung des ZNS beteiligt. Forscher der Virginia-Commonwealth-Universität in Richmond (USA) zeigten in einem Mausmodell, dass THC und ein synthetisches Cannabinoid die Wanderung von Mikroglia-ähnlichen Zellen zum HIV-Protein Tat hemmten. (Quelle: Fraga D, et al. J Neuroimmune Pharmacol, 7. Juli 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Opiatabhängikeit
Nach Forschung an der Virginia-Commonwealth-Universität (USA) schwächt die Blockierung von Enzymen, die Endocannabinoide abbauen, Entzugssymptome bei morphinabhängigen Mäusen ab. (Quelle: Ramesh D, et al. J Pharmacol Exp Ther, 5. Juli 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Magersucht
Nach Forschung an der Universität von Leuven (Belgien) wiesen 14 weibliche Patienten mit Anorexia nervosa (Magersucht) eine erhöhte CB1-Rezeptordichte in der Hirnrinde und einigen weiteren Hirnregionen auf. Die Forscher folgerten, dass "die globale CB1-R-Heraufregulierung bei AN-Patienten ein möglicher langzeitiger kompensatorischer Mechanismus auf ein unteraktiviertes Endocannabinoidsystem bei Zuständen mit vermindertem Appetit ist". Ähnliche Beobachtungen wurden bei 16 Patientinnen mit Bulimie gemacht. (Quelle: Gérard N, et al. Biol Psychiatry, 28. Juni 2011 [im Druck])
Wissenschaft: Altern
Nach Forschung an der Universität Bonn (Deutschland) mit Mäusen spielt der CB1-Rezeptor eine wichtige Rolle bei der Alterung des Gehirns. Mäuse ohne CB1-Rezeptoren zeigten ein beschleunigtes altersabhängiges Defizit beim Lernen, begleitet von einem Verlust wichtiger Nervenzellen im Hippocampus. Die Autoren schlagen vor, dass die Aktivität des CB1-Rezeptors vor der altersabhängigen Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit durch eine Reduzierung von Gehirnentzündungen und der Degeneration von Pyramidenzellen schützt. (Quelle: Albayram O, et al. Proc Natl Acad Sci U S A 2011;108(27):11256-61.)
Wissenschaft: Psychosen
Nach Forschung an der Universität von Maastricht (Niederlande) mit 6.478 Kindern, die bis ins Erwachsenenalter begleitet wurden, erhöhten Misshandlungen im Kindesalter und Cannabiskonsum im Alter von 19 Jahren synergistisch das Psychoserisiko. Die Psychosen induzierenden Wirkungen von Cannabis waren bei Personen, die einer frühen sexuellen oder körperlichen Misshandlung ausgesetzt waren, stärker. (Quelle: Konings M, et al. Psychol Med, 16. Juni 2011:1-11 [im Druck])
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
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Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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