IACM-Informationen vom 30. Januar 2010
- Wissenschaft/USA: Forschung zum medizinischen Nutzen von Cannabis wird erschwert
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft/USA: Forschung zum medizinischen Nutzen von Cannabis wird erschwert
Nach einem Artikel in der New York Times erschwert die Bundesregierung Forschung zu medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von inhaliertem Cannabis. Die Universität von Mississippi besitzt die einzige von den Bundesbehörden genehmigte Cannabisplantage. Wenn Wissenschaftler Cannabis erforschen wollen, müssen sie einen Antrag beim nationalen Institut für den Drogenmissbrauch (NIDA) stellen, um den Mississippi-Cannabis verwenden zu dürfen, und Genehmigungen von einer Drogenbehörde (DEA, Drug Enforcement Administration) und der Arzneimittelbehörde (FDA, Food and Drug Administration) einholen. Aber die Bundesbehörden haben nach einem Urteil eines Verwaltungsrichters bei der DEA aus dem Jahr 2007 wiederholt Anträge zur Cannabisforschung nur schleppend bearbeitet oder sie abgelehnt.
"Als nationales Institut für den Drogenmissbrauch liegt unser Schwerpunkt auf den negativen Konsequenzen des Marihuanakonsums", erklärte Shirley Simson, eine Sprecherin des Instituts. "Wir fördern im Allgemeinen keine Forschung zu möglichen nützlichen medizinischen Wirkungen von Marihuana." Die Drogenbehörde DEA erklärte gegenüber der New York Times, dass es nur dem NIDA folge. "Die D.E.A. hat niemals einen Forschungsantrag für Marihuana und/oder THC abgelehnt, wenn NIDA die Protokolle in einem individuellen Fall genehmigt hat", schrieb ein Sprecher der Behörde.
Mehr unter:
www.nytimes.com/2010/01/19/health/policy/19marijuana.html
(Quelle: New York Times vom 18. Januar 2010)
Kurzmeldungen
Deutschland: Stand der Zulassungen
Am 25. Januar berichtete das Bundesgesundheitsministerium dem Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages über den Stand geplanter Vorhaben zur arzneimittelrechtlichen Zulassung von Dronabinol und Sativex in Deutschland. Es bestehe ein Zulassungsantrag der Firma Bionorica für ein Dronabinol-haltiges Arzneimittel. Die angestrebten Indikationen seien Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen bei Aids, Krebserkrankungen und Krebschemotherapie. Zudem heißt es in dem Bericht, dass im Falle eines erfolgreichen Abschlusses des Zulassungsverfahren für den Cannabisextrakt Sativex der britischen Firma GW Pharmaceuticals voraussichtlich rasch eine entsprechende Umstufung dieses Fertigarzneimittels im Betäubungsmittelgesetz erfolgen könne. Der vollständige Wortlaut findet sich in den ACM-Mitteilungen auf der IACM-Webseite. (Quelle: Bericht des Ministeriums für Gesundheit vom 25. Januar 2010)
USA: New Jersey
Gouverneur Jon Corzine hat das Gesetz unterzeichnet, das die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt. Damit ist New Jersey der 14. Staat der USA, der Patienten mit Erkrankungen wie Krebs, Aids, Glaukom und multiple Sklerose die Verwendung von Cannabis zur Linderung ihrer Schmerzen und anderer Symptome erlaubt. (Quelle: Associated Press vom 19. Januar 2010)
USA: Kalifornien
Der Stadtrat von Los Angeles hat am 26. Januar eine Maßnahme beschlossen, die zur Schließung von etwa 80 Prozent der etwa 1000 Abgabestellen für medizinischen Cannabis in der Stadt führen soll. Los Angeles hat mehr dieser Stellen als jede andere Stadt in den Staaten, die die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke erlauben. Die Maßnahme würde strenge Regeln für den Standort der Abgabestellen schaffen - sie würden im Wesentlichen auf Industriezonen beschränkt - und ihre Öffnungszeiten begrenzen. (Quelle: New York Times vom 26. Januar 2010)
USA: Kalifornien
Der oberste Gerichtshof von Kalifornien hat am 21. Januar Beschränkungen zum medizinischen Cannabis, wie sie vom staatlichen Gesetzgeber verabschiedet wurden, für ungültig erklärt und befunden, dass Personen mit einer Verschreibung für Cannabis so viel anbauen und besitzen dürfen, wie sie für den Eigenbedarf benötigen. Der Gerichtshof urteilte, dass der Gesetzgeber zu Unrecht das von den Wählern angenommene Gesetz, das den Besitz von Cannabis für "schwer kranke Kalifornier" mit einer ärztlichen Verschreibung entkriminalisiert hat, verändert hat, indem es die Menge auf acht Unzen (227 Gramm) getrockneten Cannabis und sechs reife oder 12 unreife Pflanzen begrenzt hat. Das kalifornische Gesetz aus dem Jahre 1996 legt keine Grenze für den Besitz von Cannabis durch Patienten fest, sondern stellt nur fest, dass er für den Eigenbedarf ist. (Quelle: Reuters vom 21. Januar 2010)
Dänemark: Coffee-Shops in Kopenhagen?
Der Stadtrat von Kopenhagen plant die Einrichtung von Geschäften, die Cannabis verkaufen, als ein Weg, diesen Markt der Kontrolle krimineller Banden zu entziehen. Allerdings ist es nicht wahrscheinlich, dass dieser Plan vom Parlament, wo dieses Thema entschieden werden muss, unterstützt wird. (Quelle: Copenhagen Post vom 15. Januar 2010)
Wissenschaft: Fettleibigkeit
Nach Forschung am Scripps-Forschungsinstitut in La Jolla (USA) ist eine bestimmte Mutation des Enzyms (FAAH, Fettsäureamidhydrolase), das Anandamid abbaut, mit erhöhten Spiegeln dieses Endocannabinoids und verwandten Substanzen assoziiert. Fettleibige Personen haben ein erhöhtes Risiko für diese Mutation. (Quelle: Sipe JC, et al. PLoS One 2010;5(1):e8792.)
Wissenschaft: Immunsystem
Italienische Forscher zeigten, dass Anandamid die Freisetzung von Zytokinen wie Interleukin-2 und Tumor-Nekose-Faktor-Alpha aus T-Lymphozyten unterdrückt. Diese Wirkung war durch den CB2-Rezeptor vermittelt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass dies von Wichtigkeit für "die rationale Entwicklung neuer immunotherapeutischer Ansätze auf Endocannabinoidbasis" sein könnte. (Quelle: Cencioni MT, et al. PLoS One. 2010;5(1):e8688.)
Wissenschaft: Geschmack
Nach Forschung an der Kyushu-Universität (Japan) verstärkt die Gabe der Endocannabinoide Anandamid und 2-AG in einer konzentrationsabhängigen Art und Weise den Geschmack für Süßes, ohne andere Geschmäcker (salzig, bitter, etc.) zu beeinflussen. Diese Wirkung war durch den CB1-Rezeptor vermittelt, und es wird vermutet, dass sie für die Nahrungsaufnahme von Bedeutung ist. (Quelle: Yoshida R, et al. Proc Natl Acad Sci U S A 2010;107(2):935-9.)
Wissenschaft: Arteriosklerose
Chinesische Wissenschaftler zeigten, dass die Gabe des synthetischen Cannabinoids WIN-55,212-2 die Entwicklung der Arteriosklerose bei Mäusen reduzierte. Diese Wirkung war durch den CB2-Rezeptor vermittelt. (Quelle: Zhao Y, et al. J Cardiovasc Pharmacol, 9. Januar 2010 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Wissenschaft: Neues synthetisches Cannabinoid in klinischer Phase-I-Studie getestet
- Welt: Synthetische Cannabinoide finden ihren Weg auf den illegalen Drogenmarkt
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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