IACM-Informationen vom 28. Februar 2009
- Wissenschaft: Nabilon wirksam bei der Behandlung von Albträumen bei Patienten mit einer posttraumatischen Stressstörung
- Wissenschaft: Die nützlichen Wirkungen von Sativex bei MS-Patienten mit Spastik halten langzeitig an
- Wissenschaft: Cannabis und THC wirksam bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen in einem Fallbericht
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Wissenschaft: Nabilon wirksam bei der Behandlung von Albträumen bei Patienten mit einer posttraumatischen Stressstörung
Nach einem Artikel eines Psychiaters des Gesundheitszentrums für die kanadische Armee in Ottawa (Kanada) war das synthetische Cannabinoid Nabilon wirksam bei der Behandlung von Symptomen einer posttraumatischen Stressstörung (PTSS). Nabilon verursacht ähnliche Wirkungen wie das natürliche Cannabinoid Dronabinol (THC). Es wurden Krankenakten von 47 Patienten mit PTSS, die trotz konventioneller Antidepressiva und Sedativa (Beruhigungsmittel) weiterhin an Albträumen litten, nach Beginn einer zusätzlichen Therapie mit Nabilon analysiert. Die Patienten waren zwischen 2004 und 2006 an eine psychiatrische Spezialklinik überwiesen worden.
Die Mehrzahl der Patienten (72 Prozent), die Nabilon erhalten hatte, erlebte ein Ende der Albträume oder eine signifikante Reduzierung ihrer Intensität. Einige Patienten stellten zudem eine subjektive Verbesserung der Schlafdauer, der Schlafqualität und die Reduzierung von Flashbacks während des Tages und von nächtlichem Schwitzen fest. Es handelt sich um den ersten klinischen Bericht zur Verwendung von Cannabinoiden bei der Behandlung posttraumatischer Stressstörungen.
(Quelle: Fraser GA. The use of a synthetic cannabinoid in the management of treatment-resistant nightmares in posttraumatic stress disorder (PTSD). CNS Neurosci Ther 2009;15(1):84-8.)
Wissenschaft: Die nützlichen Wirkungen von Sativex bei MS-Patienten mit Spastik halten langzeitig an
Nach einer Pressemitteilung des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals verursachte sein Cannabisextrakt Sativex eine langzeitige Reduzierung der Spastik bei Patienten mit multipler Sklerose. Eine Entzug-Studie beurteilte die Symptome von 36 Patienten, die im Durchschnitt 3,6 Jahre lang Sativex verschrieben bekommen hatten. Die Teilnehmer erhielten auf eine doppelblinde Art und Weise nach dem Zufallsprinzip vier Wochen lang entweder Sativex oder ein Plazebo. Während dieser Zeit durften die Patienten ihre Dosis nicht verändern.
Der primäre Wirksamkeitsendpunkt der Studie - die Zeit bis zum Behandlungsversagen - fiel signifikant zu Gunsten von Sativex aus. Der Unterschied zwischen Sativex und Plazebo war zudem für den allgemeinen Eindruck des Patienten von der Veränderung und für den allgemeinen Eindruck des Betreuers von der Veränderung der funktionellen Fähigkeiten signifikant. Dies bedeutet, dass der Betreuer feststellte, dass sich die Spastik des Patienten verschlechterte, wenn sie kein Sativex mehr einnahmen. Auf diese Weise ergab sich eine unabhängige Bestätigung des primären Endpunktes.
Mehr unter: www.gwpharm.com/
(Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 24. Februar 2009)
Wissenschaft: Cannabis und THC wirksam bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen in einem Fallbericht
Nach einem Fallbericht von Wissenschaftlern des Montefiore-Kopfschmerzzentrums des Albert-Einstein-Kollegs für Medizin in New York (USA) waren sowohl gerauchter Cannabis als auch orales Dronabinol (THC) wirksam bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen. Ein 19-jähriger Universitätsstudent hatte ein zyklisches Muster von Attacken entwickelt, die vorhersehbar alle 1 bis 2 Monate auftraten und etwa zwei Wochen andauerten. Während dieser zweiwöchigen Cluster-Perioden erlebte er jeden zweiten Tag eine Attacke. Jede Kopfschmerzattacke dauerte unbehandelt drei bis vier Stunden. Es war eine Vielzahl von Medikamenten ausprobiert worden, um diesem Zustand vorzubeugen oder ihn zu behandeln, keiner hatte jedoch zu einer relevanten Verbesserung geführt.
Der Patient hatte festgestellt, dass die Verwendung von Cannabis zu Beginn dieser Kopfschmerzen innerhalb von fünf Minuten nach der Inhalation konsistent zu einer vollständigen Linderung jeder Attacke führte. Im Krankenhaus wurde Cannabis durch THC ersetzt, was ebenfalls eine dramatische Linderung bewirkte. Die Forscher stellten fest, dass die "nützliche Wirkung mit der hohen Konzentration von Cannabinoidrezeptoren im Hypothalamus, der bei Studien mit bildgebenden Verfahren bei Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen als ein Ort der Fehlfunktion identifiziert wurde, in Beziehung stehen könnte".
(Quelle: Robbins MS, Tarshish S, Solomon S, Grosberg BM. Cluster Attacks Responsive to Recreational Cannabis and Dronabinol. Headache, 11. Februar 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Kurzmeldungen
USA: Obama und Razzien
Bemerkungen, die der Generalstaatsanwalt der USA bei einer kürzlichen Pressekonferenz machte, bestätigen, dass die neue Bundesregierung Razzien bei medizinischen Cannabis-Verteilungsstellen beenden wird und eine Politik etablieren will, die den Patienten beim Zugang zu Cannabis hilft. Am 25. Februar erklärte Generalstaatsanwalt Erik Holder, dass die Administration das Versprechen während des Präsidentschaftswahlkampfes, diese Razzien zu beenden, aufrechterhält. (Quelle: Times-Standard vom 27. Februar 2009)
Wissenschaft: Blasenentleerung
Eine tierexperimentelle Studie der Universität München (Deutschland) zeigte, dass die Aktivierung des CB2-Rezeptors das Intervall zwischen den Blasenentleerungen (Miktionen) vergrößerte und den Tonus der Blase reduzierte. Dies könnte die therapeutischen Wirkungen von THC und Cannabis bei Multiple-Sklerose-Patienten, die eine erhöhte Frequenz der Blasenentleerungen auf Grund eines erhöhten Muskeltonus der Blase aufweisen, erklären. (Quelle: Gratzke C, et al. J Urol, 21. Februar 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft: Zahnverlust
Nach einer Studie an der Universität von Aarhus (Dänemark) war die Verwendung von Cannabis nicht mit einem Verlust der Haftung der Zähne verbunden. Dies geht aus Daten einer Screeninguntersuchung bei chilenischen Studenten hervor. Gewohnheitsmäßige Konsumenten wiesen kein erhöhtes Risiko für Erkrankungen der Wurzelhaut und für einen Verlust von Zähnen auf. Da THC zu Mundtrockenheit führt, war ein Zahnverlust als mögliche Nebenwirkung vorgeschlagen worden, jedoch handelt es sich hier um die erste Studie, die das Thema untersucht. (Quelle: López R and Baelum V. J Clin Periodontol 2009;36(3):185-9.)
Wissenschaft: Narkose
In einer Studie mit 30 regelmäßigen Cannabiskonsumenten und 30 Nichtkonsumenten wurde der Bedarf an Propofol für die Induktion einer Vollnarkose untersucht. Die Cannabisgruppe benötigte eine signifikant höhere Dosis dieses Medikaments. (Quelle: Flisberg P, et al. EUR J Anaesthesiol 2009;26(3):192-195.)
Wissenschaft: Colitis ulcerosa
Wissenschaftler der Universität von Erlangen-Nürnberg (Deutschland) untersuchten Wirkungen des Endocannabinoids Anandamid bei einer experimentellen Kolitis, die bei Mäusen durch eine Chemikalie induziert worden war. Die Gabe von Anandamid reduzierte signifikant die Entzündung. (Quelle: Engel MA, et al. J Physiol Pharmacol 2008;59(4):673-89.)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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