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IACM-Informationen vom 28. Oktober 2006

Italien/Schweiz: Regierungen planen legale Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken

Die italienische Regierung hat beschlossen, dass zur Schmerzbehandlung künftig Cannabis eingesetzt werden darf. Darüber muss nun noch das Parlament abstimmen. Der Gesetzentwurf habe "nichts mit Joints zu tun", stellte Gesundheitsministerin Livia Turco klar. Die Reform kann erst in Kraft treten, wenn Abgeordnetenhaus und Senat zugestimmt haben. Die Opposition zeigte sich in der Frage gespalten. Die Rechtsnationalen warfen der Regierung vor, eine leichte Droge zu legalisieren.
Chiara Moroni von der Partei "Forza Italia" des Oppositionschefs Silvio Berlusconi unterstützte dagegen die Entscheidung des Kabinetts.

Auch der Gesetzgeber in der Schweiz hat einen ersten Schritt zur Möglichkeit einer legalen Verwendung von Cannabisprodukten zu medizinischen Zwecken getan. So hat die Gesundheitskommission des Parlaments (Nationalrat) mit deutlicher Mehrheit beschlossen, dem Parlament vorzuschlagen, das Betäubungsmittelgesetz entsprechend zu ändern. Dies erklärte der Mediziner Felix Gutzwiller, Präsident der FDP-Fraktion und Mitglied der Gesundheitskommission, am 24. Oktober im Schweizer Fernsehen. Er gehe daher davon aus, dass "sich auch im Nationalrat eine Mehrheit für die Legalisierung von Cannabis als Heilmittel finden wird".

Mehr unter:
tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2006/10/24/schweiz/58113
www.netzeitung.de/wissenschaft/447655.html

(Quellen: Schweizer Fernsehen vom 24. Oktober 2006, Netzzeitung vom 20. Oktober 2006)

Wissenschaft: THC reduziert Spastik bei Patienten mit Querschnittslähmung

Nach einer offenen klinischen Studie in REHAB Basel (Schweiz) war THC wirksam bei der Reduzierung der Spastik bei 25 Patienten mit einer Querschnittslähmung. In drei Studienphasen erhielten die Patienten orales THC, rektales THC-Hemisuccinat (THC-HS) und/oder ein Placebo, jeweils sechs Wochen lang. Ursprünglich war geplant, auf die erste offene Phase mit oralem THC eine zweite offene Phase mit rektalem THC-HS folgen zu lassen, und anschließend eine dreifach kreuz- und placebokontrollierte dritte Phase mit oralem THC und rektalem THC-HS durchzuführen. Wegen logistischer Probleme mit dem Import von THC-HS musste die zweite Phase nach dem Einschluss von sieben Patienten abgebrochen werden. Die dritte Phase wurde zu einer Parallelstudie mit oralem THC und Placebo umgewandelt.

Die Phase 1 wurde von 15 Patienten abgeschlossen, mit einer mittleren Reduzierung des mittleren Spastik-Summen-Wertes von 16,7 bei Beginn der Studie auf 8,9 am Tag 43. Die mittleren maximalen Tagesdosen betrugen 31 mg orales THC. Die Reduzierung der Spastik mit rektalem THC-HS (Phase 2) war ähnlich der mit oralem THC. Allerdings waren die Dosen höher mit mittleren maximalen Dosen von 43 mg THC-HS. Es war möglich, sieben Teilnehmer, die orales THC in der Phase 1 und ein Placebo in der Phase 3 erhalten hatten, zu vergleichen. Daraus ergab sich eine signifikante Verbesserung durch das Cannabinoid.

Die wichtigsten Gründe für einen Abbruch waren eine Zunahme der Schmerzen und psychische Nebenwirkungen. Die Autoren schlossen, dass "THC ein wirksames und sicheres Medikament bei der Behandlung der Spastik darstellt. Es waren mindestens 15-20 mg pro Tag erforderlich, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen."

Die Kurzfassung ist erhältlich unter:
www.cannabis-med.org/studies/study.php

(Quelle: Hagenbach U, Luz S, Ghafoor N, Berger JM, Grotenhermen F, Brenneisen R, Mäder M. The treatment of spasticity with Delta(9)-tetrahydrocannabinol in persons with spinal cord injury. Spinal Cord, 17. Oktober 2006; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Holland: Multiple-Sklerose-Patient darf Cannabis zum Eigenbedarf anbauen

In einem wegweisenden Urteil hat ein niederländisches Berufungsgericht entschieden, dass ein an Multipler Sklerose leidender Mann für den Eigenbedarf Cannabis anbauen darf, um seine Schmerzen zu lindern. Das Gericht in Leeuwarden im Norden des Landes befand am 17. Oktober, dass das Interesse des 51-jährigen Patienten schwerer wiege als das öffentliche Interesse am geltenden Anbauverbot für Cannabis.

"Das bedeutet, dass auch andere Patienten rechtmäßig ihren eigenen Cannabis anbauen dürfen", sagte Wim Anker, der Anwalt des Patienten, der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Ein Gericht hatte Wim Moorlag und seine Frau Klasiena Hooijer im Jahr 2004 zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie illegal Cannabis angebaut hatten. Das Paar hatte dabei alle 15 Wochen etwa 300 Gramm geerntet. Moorlag argumentierte, dass er den Cannabis nicht in einem Coffee-Shop kaufen könne, weil es dort möglicherweise Pilze und Bakterien enthalte, die für ihn als MS-Patienten gefährlich sein könnten.

Mehr unter:
derstandard.at/?url=/?id=2627586

(Quelle: Der Standard vom 17. Oktober 2006)

Wissenschaft/Spanien: Eine Pilotstudie mit Sativex ergab positive Wirkungen bei 65 Prozent der Patienten mit chronischen Erkrankungen

Am 20. Oktober stellte der Gesundheitsrat von Katalonien die Ergebnisse einer Studie zur medizinischen Verwendung des Cannabisextraktes Sativex bei Patienten mit verschiedenen chronischen Erkrankungen, wie multiple Sklerose, neuropathische Schmerzen sowie Appetitlosigkeit und Abmagerung, vor. Danach erlebten 65 Prozent der 123 Teilnehmer eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und einen Rückgang der Schmerzen. Die übrigen 35 Prozent brachen die Therapie wegen Nebenwirkungen, darunter vor allem Schwindel, Mundtrockenheit und Müdigkeit, ab.

Es handelte sich um eine Pilotstudie, die im Januar 2006 in sechs Krankenhäusern in der Region von Barcelona begonnen worden war. Nach der Presseerklärung des Gesundheitsrates zeige die Studie, dass Cannabis für "Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen unterschiedlicher Ursachen, die auf die üblichen Medikamente schlecht ansprechen und mit einer Abnahme der Lebensqualität einhergehen" eine Alternative darstellen könne.

Mehr unter:
www.cadenaser.com/articulo/sociedad/65/pacientes/tratados/cannabis/mejoran/csrcsrpor/20061020csrcsrsoc_2/Tes/

(Quelle: Cadenser.com vom 20. Oktober 2006)

Wissenschaft: Nach einer klinischen Studie durch die Mayo-Klinik reduziert THC Magenkrämpfe nach dem Essen

Nach einer Studie, die bei dem 71. jährlichen wissenschaftlichen Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Gastroenterologie vorgestellt wurde, kann THC den Dickdarm entspannen und Magenkrämpfe nach dem Essen reduzieren. Die Studie verglich die Wirkungen von Dronabinol (THC) und einem Placebo auf die Bewegungen und Wahrnehmung des Dickdarms bei gesunden Erwachsenen.

Ärzte der Mayo-Klinik in Rochester (USA) führten eine doppelblinde Parallelgruppenstudie mit 52 Freiwilligen durch, die zufällig einem Placebo oder einer Einzeldosis Dronabinol zugeordnet wurden. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass THC den Dickdarm entspannt und die Kontraktionen und Krämpfe nach dem Essen reduziert. Zudem waren die Wirkungen bei Frauen am ausgeprägtesten. "Das Potenzial von Cannabinoiden zur Modulierung der motorischen Funktion des Dickdarms bei Erkrankungen verdient weitere Aufmerksamkeit", erklärte Studienleiter Dr. Tuba Esfandyari.

Mehr unter:
www.acg.gi.org/media/releases/ACG%2006%20Cannabinoids%20and%20Stomach%20Pain.pdf

(Quelle: Pressemitteilung der Amerikanischen Gesellschaft für Gastroenterologie vom 23. Oktober 2006)

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