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IACM-Informationen vom 19. August 2006

Belgien/Spanien: Cannabisclubs in Spanien sind rechtmäßig, erste Gründung eines Clubs in Belgien

Jüngst wurden in Spanien eine Anzahl gemeinnütziger Cannabisclubs gegründet, deren Rechtmäßigkeit nun von Gerichten in Katalonien und dem Baskenland bestätigt wurde. In den Cannabisclubs haben sich Personen zusammen geschlossen, die gemeinsam Cannabis anbauen und diesen dann zum Selbstkostenpreis an die Vereinsmitglieder abgeben. Nur die Mitglieder haben Zugang zu den Anbauräumlichkeiten und zum Cannabis. In Spanien ist der Handel mit Cannabis verboten, der Besitz zum Eigenbedarf jedoch erlaubt. Ein Gericht in Bilbao, der größten Stadt des Baskenlandes, sprach vier Angeklagte eines Cannabisclubs mit 66 Mitgliedern vom Vorwurf des illegalen Anbaus von 150 kg Cannabis (frische ganze Pflanzen, die getrocknet 17,4 kg ergaben) frei. 39 der Mitglieder verwenden Cannabis zu medizinischen Zwecken.

ENCOD (European Coalition for Just and Effective Drug Policies), eine EURopäische Organisation für die Änderung der Drogengesetzgebung sieht in den spanischen Cannabisclubs ein Modell auch für andere Länder. Jüngst wurde nun auch in Belgien ein erster Zusammenschluss von Cannabisanbauern ins Leben gerufen. Auch in Belgien ist der Besitz von Cannabis zum Eigenbedarf erlaubt.

(Quellen: El Confidential.com vom 7. August 2006, www.encod.org)

Wissenschaft: Cannabiskonsum ist nicht mit Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert

Nach Forschungsergebnissen, die in der Zeitschrift American Journal of Cardiology veröffentlicht wurden, ist der Konsum von Cannabis nicht mit der Entwicklung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall assoziiert. Während der akute Cannabiskonsum mit einem verstärkten Appetit und Veränderungen des Blutdrucks assoziiert ist, fand eine Langzeitstudie (die CARDIA-Studie) mit 3617 Teilnehmern aus den Vereinigten Staaten keine Wirkung regelmäßigen Cannabiskonsums auf Blutdruck und Blutfette.

Teilnehmer, die in den vergangenen 15 Jahren an mehr als 1800 Tagen Cannabis konsumiert hatten, wiesen eine höhere tägliche Kalorienaufnahme, einen stärkeren Alkoholkonsum, einen etwas höheren Blutdruck und etwas höhere Triglycerid-Spiegel im Blut auf, jedoch kein höheres Gewicht und keine höhere Gesamtfett- und Blutzuckerspiegel als der Durchschnitt der anderen Teilnehmer auf. Eine nähere Analyse zeigte, dass Alkohol für den etwas höheren Blutdruck und die etwas höhere Triglycerid-Spiegel verantwortlich war. Die Forscher schlossen, das Cannabiskonsum "nicht unabhängig mit kardiovaskulären Risikofaktoren assoziiert war, [aber] es war mit anderen gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen assoziiert, wie eine höhere Kalorienaufnahme, Tabakrauchen und die Verwendung anderer illegaler Drogen."

Die CARDIA-Studie untersucht, wie sich Herzerkrankungen bei Erwachsenen entwickeln. Sie begann 1986 mit einer Gruppe von 5115 schwarzen und weißen Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Die Teilnehmer aus vier Städten der Vereinigten Staaten waren so ausgewählt worden, dass sie etwa die gleiche Zahl von Menschen in Untergruppen hinsichtlich Rasse, Geschlecht und Bildung aufwiesen. Diese gleichen Teilnehmer wurden gebeten, an Folgeuntersuchungen in den Jahren 1987 - 1988 (Jahr 2), 1990 - 1991 (Jahr 5), 1992 - 1993 (Jahr 7), 1995 - 1996 (Jahr 10) und 2000 - 2001 (Jahr 15) teilzunehmen.

(Quelle: Rodondi N, Pletcher MJ, Liu K, Hulley SB, Sidney S. Marijuana Use, Diet, Body Mass Index, and Cardiovascular Risk Factors (from the CARDIA Study). Am J Cardiol 2006;98(4):478-484.)

Wissenschaft: THC hemmt primären Marker der Alzheimer-Erkrankung

Wissenschaftler des Scripps-Forschungsinstituts in La Jolla (Kalifornien) haben herausgefunden, dass THC die Bildung von Amyloid-Ablagerungen, den primären pathologischen Marker für die Alzheimer-Erkrankung, hemmt. Die Studie, die in Molecular Pharmaceutics veröffentlicht wird, sagt aus, dass THC im Vergleich zu mehreren zurzeit zugelassenen Medikamenten für die Behandlung der Erkrankung "ein deutlich stärkerer Hemmer der Bildung" von Amyloid-Ablagerungen ist.

Nach der neuen experimentellen Studie hemmt THC ein Protein, das als Beschleuniger der Bildung von Amyloid-Ablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Kranken wirkt. Auch wenn sich Experten nicht darüber einig sind, ob das Vorkommen von Beta-Amyloid-Ablagerungen in Bereichen, die besonders wichtig für das Gedächtnis und Denkfunktionen sind, ein Symptom oder die Ursache darstellt, bleibt es ein wichtiges Zeichen für die Erkrankung. Mit seinen starken hemmenden Eigenschaften, so heißt es in der Studie, könnte THC "eine verbesserte Therapie für die Alzheimer-Erkrankung bieten", die " sowohl die Symptome als auch das Fortschreiten der Erkrankung" behandeln würde.

(Quelle: Pressemitteilung des Scripps-Forschungsinstituts vom 9. August 2006, www.scripps.edu/news/press/080906.html)

Kurzmeldungen

Kanada: Aids-Konferenz
Zum ersten Mal gibt es bei einer internationalen Aids-Konferenz eine Ausstellung zur medizinischen Verwendung von Cannabis. Die Ausstellung bei der 16. internationalen Aids-Konferenz in Toronto wird durch das Informationszentrum für medizinisches Marihuana (MMIRC) und die kanadischen Aids-Gesellschaft unterstützt. "Es ist möglich, dass es das einzige Mal ist, bevor wir eine globale Veränderung der Politik hinsichtlich dieser Pflanze erleben," erklärte Hillary Black, Sprecherin des MMIRC. Die Aussteller profitierten von dem kanadischen medizinischen Cannabisprogramm, um Proben von getrocknetem Cannabis präsentieren zu können. (Quelle: Reuters vom 14. August 2006)

USA: Unterstützung für medizinischen Cannabis
Die amerikanische Gewerkschaft der Angestellten der Länder, der Kreise und der Städte, die größte Arbeitergewerkschaft im öffentlichen Dienst der Vereinigten Staaten, verabschiedete bei ihrer nationalen Tagung am 8. August in Chicago eine Resolution, die die medizinische Verwendung von Cannabis unterstützt. Diese Gewerkschaft ist nun die größte Organisation von Bürgern, die den Zugang zu therapeutischem Cannabis befürwortet. (Quelle: Drug War Chronicle vom 11. August 2006)

Argentinien: Medizinische Verwendung
Drei Abgeordnete des Unterhauses des Parlaments haben eine Gesetzesinitiative eingebracht, die die medizinische Verwendung von THC legalisieren würde. In dem Gesetzesvorschlag heißt es, es "solle in Erwägung gezogen werden, die Verwendung der chemischen Verbindung Tetrahydrocannabinol (THC), sei es natürlichen oder synthetischen Ursprungs, zu therapeutischen Zwecken oder für die Forschung" zuzulassen. Gesundheitsminister Dr. Ginés González García äußerte sich zustimmend. (Quelle: El Civismo vom 19. August 2006, www.elcivismo.com.ar/edicion/2006/agosto/19/7207masinfo02.htm)

Wissenschaft: Epilepsie
Nach einer tierexperimentellen Studie beeinflussen Endocannabinoide direkt bestimmte Nervenzellen im so genannten Hippocampus des Gehirns, um vor epileptischen Anfällen zu schützen. Die Forscher schlossen daraus, dass diese Beobachtung " einen viel versprechenden therapeutischen Angriffspunkt für die Behandlung von Störungen, die mit einer exzessiven erregenden neuronalen Aktivität verbunden sind, begründen könnte." (Quelle: Monory K, et al. Neuron 2006;51(4):455-66.)

Wissenschaft: Schwangerschaft
Nach einem Artikel, der in der Zeitschrift Addiction veröffentlicht wird, erhöht Cannabiskonsum während der Schwangerschaft das Risiko für das Kind, im Alter von 14 Jahren selbst Cannabis zu konsumieren. (Quelle: Day NL, et al. Addiction 2006;101(9):1313-22.)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

Vor zwei Jahren

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