IACM-Informationen vom 25. Dezember 2004
- Kanada: GW Pharmaceuticals wird eine Genehmigung für Sativex durch kanadische Behörden erhalten
- USA: Drogenbehörde lehnt Antrag der Universität von Massachusetts auf Cannabisanbau ab
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Kanada: GW Pharmaceuticals wird eine Genehmigung für Sativex durch kanadische Behörden erhalten
Der Cannabisextrakt Sativex der britischen Firma GW Pharmaceuticals erhielt vom kanadischen Gesundheitsministerium (Health Canada) eine Qualifizierungsmitteilung für eine arzneimittelrechtliche Zulassung. Sativex soll in Kanada zunächst die Zulassung für die Linderung neuropathischer Schmerzen bei Multiple Sklerose erhalten.
Diese Neuigkeiten kommen wenige Wochen, nachdem die britischen Behörden erklärt hatten, dass sie mehr Beweise für den Nutzen des Medikamentes benötigen. In Großbritannien hatte die Firma einen Zulassungsantrag für eine andere Indikation gestellt, für die Behandlung der Spastik bei Patienten mit Multiple Sklerose.
Sativex ist ein Ganzpflanzen-Cannabisextrakt, der die Cannabinoide THC und CBD als seine wichtigsten Bestandteile enthält. Das Medikament wird als Spray in den Mund verabreicht. es wird in Kanada exklusiv durch die Firma Bayer vermarktet. Das kanadische Gesundheitsministerium hat bestätigt, dass Sativex die Voraussetzungen erfüllt, um für eine Zulassung in Frage zu kommen. Von GW verlangt das Ministerium, dass die Firma innerhalb von 30 Tagen antwortet und die Bedingungen akzeptiert. Wenn die Antwort akzeptabel ist, wird die Behörde die Erlaubnis zur Vermarktung erteilen.
Analysten erklärten, dass das kanadische System für die Arzneimittelzulassung so gestaltet sei, dass der Rest des Verfahrens nicht mehr als eine Formsache sei. GW erklärte, es erwarte die vollständige Zulassung Anfang 2005.
(Quellen: Reuters vom 21. Dezember 2004, Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 21. Dezember 2004)
USA: Drogenbehörde lehnt Antrag der Universität von Massachusetts auf Cannabisanbau ab
Ein Antrag für den Anbau von Cannabis an der Universität von Massachusetts für die Verwendung in klinischen Studien wurde von der amerikanischen Drogenbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) abgelehnt. Die Entscheidung wurde der Universität am 10. Dezember zugefaxt.
Eine Sprecherin der DEA erklärte, die Behörde würde ihre Entscheidung, die der Universität eine 30-tägige Frist zum Widerspruch gibt, nicht weiter kommentieren. In ihrer Entscheidung erklärte die Drogenbehörde, dass die einzige von der Regierung lizenzierte Marihuana-Farm, die von der Universität von Mississippi betrieben wird, genug Cannabis für die Forschung anbaue. In der Entscheidung heißt es, dass seit dem Jahr 2000 18 medizinische Studien, die die Droge verwenden, genehmigt worden seien. Aber Dr. Lyle E. Craker, der Professor für Pflanzenbiologie an der Universität von Massachusetts, der die Lizenz vor drei Jahren beantragt hatte, erklärte, dass das Regierungsmarihuana von geringer Stärke sei, und dass es schwer sei, eine Nutzungsgenehmigung zu erhalten.
"Wir wollten eine von der Regierung unabhängige Quelle mit bekannter Stärke haben, so dass Ärzte klinische Studien durchführen können," erklärte er. Forscher würden weiterhin eine Genehmigung der DEA benötigen, um mit der Droge zu arbeiten.
(Quelle: New York Times vom 14. Dezember 2004)
Kurzmeldungen
USA: Ältere Amerikaner unterstützen medizinische Verwendung
Nach einer Umfrage im Auftrag der größten Interessensgruppe für Senioren, AARP, unterstützen 72 Prozent der älteren Amerikaner die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke. 1706 Amerikaner waren gefragt worden, ob sie mit der Aussage übereinstimmen: "Erwachsene sollten legal Marihuana für medizinische Zwecke verwenden dürfen, wenn ein Arzt es empfohlen hat." AARP hat 35 Millionen Mitglieder. "Die Verwendung von medizinischem Marihuana passt zu vielen älteren Amerikanern, die von Cannabis profitieren können," erklärte Ed Dwyer, ein Herausgeber des AARP-Magazins. (Quelle: Associated Press vom 17. Dezember 2004)
USA: Hawaii
Die Zahl der Menschen in Hawaii, die sich für die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke registriert haben, nimmt weiter zu. Sie hat nahezu die Zahl von 2000 erreicht, seit der staatliche Gesetzgeber das Programm vor vier Jahren eingerichtet hat. Nach Keith Kamita von der staatlichen Drogenbehörde hat die Zahl der Patienten, die sich registriert haben, jedes Jahr stetig zugenommen. (Quelle: Honolulu Advertiser vom 20. Dezember 2004)
Europa: Drogenstrategie der EU
Mit einem knappen Abstimmungsergebnis von 285 Stimmen dafür, 273 dagegen und 23 Enthaltungen hat das EURopaparlament am 15. Dezember eine Empfehlung an den EURoparat zur EURopäischen Strategie zur Drogenbekämpfung angenommen. Die Mitglieder des EURopaparlaments nahmen eine Strategie an, die sich deutlich von der US-Strategie unterscheidet. Sie besagt, dass sie "ein größeres Augenmerk auf die Schadensreduzierung, Information, Prävention, Sorgfalt und Aufmerksamkeit darauf legen will, das Leben und die Gesundheit von Menschen mit Problemen, die durch die Verwendung illegaler Substanzen verursacht werden, zu schützen, und Maßnahmen beschreiben will, die sie vor der Ausgrenzung schützen sollen, anstatt repressive Strategien zu verfolgen, die dazu tendieren und auch oft dazu geführt haben, die Menschenrechte zu verletzen." (Quellen: Presseerklärung vom 15. Dezember 2004, Text der Resolution)
USA: Montana
Bürger von Montana, die Cannabis zur Behandlung schwerer Erkrankungen verwenden wollen, können sich ab sofort beim Gesundheitsministerium registrieren lassen. Dies erklärten Behördenvertreter am 21. Dezember. Das Ministerium hat bereits mehr als 30 Anfragen auf Zusendung von Antragsformularen erhalten. (Quelle: Ravalli Republic vom 22. Dezember 2004)
Wissenschaft: Fortsetzung der antiretroviralen Therapie
US-Forscher haben die Wirkungen des Cannabiskonsums auf die Fortsetzung der antiretroviralen Therapie (ART) bei HIV-positiven Patienten untersucht. 252 Patienten nahmen an der Befragung teil, 175 (69 Prozent) erhielten ART und 168 (67 Prozent) lieferten Informationen zur Fortsetzung der ART und der Cannabisverwendung. Es gab keine Beziehung zwischen der Fortsetzung der ART und dem Cannabiskonsum. Allerdings war unter den HIV-Positiven, die an Übelkeit litten, die Wahrscheinlichkeit, mit der ART-Therapie weiter zu machen, dreimal so hoch, wenn sie Cannabis konsumierten, als wenn sie es nicht verwendeten. (Quelle: De Jong BC, et al. J Acquir Immune Defic Syndr 2005;38(1):43-46.)
USA: Wisconsin
Eine Frau, die in Wisconsin wegen Cannabisbesitz verhaftet worden war, wurde freigesprochen, weil sie ein Rezept eines kalifornischen Arztes besaß. Die medizinische Verwendung von Cannabis ist in Wisconsin illegal. Allerdings besagt das Gesetz, dass man eine kontrollierte Substanz besitzen darf, wenn man ein gültiges Rezept besitzt. Die Patientin leidet an chronischen Schmerzen und erhielt eine Registrierungskarte für medizinisches Cannabis, als sie in Kalifornien lebte. Sie wurde verhaftet, nachdem sie nach Wisconsin umgezogen war. (Quelle: Americans for Save Access vom 17. Dezember 2004)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- IACM: Dr. Raphael Mechoulam als neuer Vorsitzender gewählt
- Großbritannien: Regierung will Freizeitkonsum von Cannabis liberalisieren
- IACM: Neues bei der 2. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin (I)
- Belgien: Belgien könnte Holland folgen, indem es Cannabis für Patienten verfügbar macht
- USA: Ein Bundesgericht überstimmte in einem medizinischen Cannabis-Fall nicht ein staatliches kalifornisches Gericht
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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