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IACM-Informationen vom 13. März 2004

Deutschland: Verwaltungsgericht weist Klage gegen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ab

Das Kölner Verwaltungsgericht hat am 3. März die Klagen von 5 Patienten mit multipler Sklerose, Morbus Crohn und HIV abgewiesen, die eine Ausnahmeerlaubnis zur medizinischen Verwendung von Cannabis erhalten wollten, wie dies beispielsweise in Kanada möglich ist.

In Deutschland ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn für Ausnahmeregelungen für Betäubungsmittel zuständig. Anträge sollen nach dem deutschen Gesetz aber nur genehmigt werden, wenn dies "wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken" dient. Viele Kranke haben aber dennoch in den letzten Jahren solche Anträge gestellt, da das Bundesverfassungsgericht im Jahre 2000 darauf hingewiesen hatte, dass die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung auch im öffentlichen Interesse liege. Allerdings wurden sämtliche Anträge abgelehnt.

Fünf der Betroffenen haben daraufhin vor dem Verwaltungsgericht in Köln gegen diese Ablehnung geklagt und nun verloren. Das Gericht wies darauf hin, dass die Betroffenen Dronabinol (THC) verwenden könnten, um ihre Erkrankungen zu behandeln. Allerdings hatten die Krankenkassen eine Kostenübernahme für das Medikament bei diesen Patienten abgelehnt, während andere Kassen die Kosten durchaus erstatten.

Die Kläger hatten im Jahre 1999 eine Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht eingelegt. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Beschwerde aus formalen Gründen nicht zur Entscheidung angenommen, da der Rechtsweg nicht erschöpft sei. So seien Anträge beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte möglich. Ein Teil der Kläger wird nun mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster in Berufung gehen. Sie haben das Ziel, ihre Verfassungsbeschwerde erneut dem Bundesverfassungsgericht vorzulegen.

(Quellen: Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts Köln vom 9. März 2004, ACM)

Wissenschaft: Cannabinoidrezeptoren-Blocker Rimonabant wirksam gegen Übergewicht und Rauchen

Erste Ergebnisse zweier Phase-III-Studien mit Rimonabant (SR141716), einem Cannabinoidrezeptor-Antagonisten, wurden am 9. März beim 53. jährlichen wissenschaftlichen Kongress der Amerikanischen Gesellschaft für Kardiologie (Herz-Kreislauf-Wissenschaften) in New Orleans vorgestellt. Das Medikament half Übergewichtigen, ihr Gewicht zu reduzieren und Rauchern mit dem Rauchen aufzuhören. Das Medikament, das von Sanofi-Synthelabo hergestellt wird, könnte Ende 2005 erhältlich sein.

Rimonabant blockiert den Cannabinoid-1-Rezeptor. Dieser Rezeptor wird durch THC und Endocannabinoide aktiviert, was den Appetit fördert. Sowohl übermäßiges Essen als auch Rauchen überstimuliert das Cannabinoidsystem im Gehirn, was durch Rimonabant wieder reduziert wird.

In der Tabakstudie erhielten 700 Raucher entweder 5 Milligramm oder 20 mg Rimonabant oder ein Placebo. Etwa ein Viertel der Personen, die 20 mg Rimonabant erhalten hatten, hörten innerhalb von 10 Wochen mit dem Rauchen auf, etwa doppelt so viele wie in der Placebo-Gruppe. In der zweiten Studie mit mehr als 1.000 Übergewichtigen verloren 70 Prozent der Personen der 20-Milligramm-Gruppe innerhalb eines Jahres mehr als 5 Prozent ihres Körpergewichts und 44 Prozent verloren mehr als 10 Prozent.

(Quellen: Pressemitteilung von Sanofi-Synthelabo vom 9. März 2004, UPI International vom 9. März 2004)

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Neuropathische Schmerzen
Eine offene Studie mit acht Patienten, die an starken neuropathischen Schmerzen litten, die nicht auf andere Therapien ansprachen, wurde in Frankreich durchgeführt. Die Patienten litten an Querschnittslähmung, Schmerzen nach Schlaganfall und Verletzungen peripherer Nerven. Sie erhielten vier Monate lang täglich bis zu 25 mg THC. Begonnen wurde mit einer Dosis von 2 x 2,5 mg, die jede Woche um 5 mg gesteigert wurde. Die mittlere erreichte Dosis betrug 16,6 mg (Spanne: 7,5 – 25 mg). Bei sieben Patienten trat keine relevante Abnahme der Schmerzintensität ein. Bei einem Patienten nahm der spontane Schmerz um 60 Prozent ab. Nach 4 Wochen gab es eine Tendenz zu einer Reduzierung der Anzahl schmerzhafter Attacken von durchschnittlich 9,8 pro Tag zu Beginn auf täglich 3,2. Dieser Effekt verschwand jedoch nach zwei Monaten. (Quelle: Attal N, et al. EUR J Pain 2004;8:173–177)

USA: Oregon
Ein Arzt, der etwa 40 Prozent aller medizinischen Marihuana-Karten in Oregon unterzeichnet hatte, wurde am 4. März von seiner ärztlichen Tätigkeit suspendiert. Er hatte zwei Praxen in Portland und reiste oft zu Massentreffen in Hotelkonferenzräumen mit Patienten, die die Karte haben wollten. Leveque erklärte, er habe Tausende von Karten unterzeichnet, weil andere Ärzte sich weigern würden, den Patienten die Medizin zu geben, die sie benötigen. Das medizinische Marihuana-Gesetz von Oregon, das 1998 verabschiedet wurde, erlaubt seinen Bürgern mit einer ärztlichen Empfehlung, Cannabis anzubauen und für medizinische Zwecke zu verwenden. Etwa 1.200 Ärzte haben diese Empfehlungen für mehr als 7.000 Patienten ausgestellt. (Quelle: Associated Press vom 5. März 2004)

USA: Konferenz zur Cannabistherapie
Patients Out of Time wird zusammen mit der Schwesternschule der Universität von Virginia und anderen Institutionen die Dritte Nationale Klinische Konferenz zu Cannabis-Therapeutika vom 20. bis 22. Mai 2004 in Charlottesville, Virginia, organisieren. (Quelle: www.medicalcannabis.com)

Wissenschaft: THC-Pulver
Holländische Wissenschaftler der Universität von Groningen haben eine trockene Pulverzubereitung mit THC entwickelt, die sich leicht in Wasser löst. THC wurde in eine Matrix aus Inulin, einem Fruktose-Zucker, eingebaut. Lösungsexperimente zeigten, dass sich THC und Inulin mit der gleichen Geschwindigkeit auflöst. Auf dieser Basis entwickelten sie Tabletten, die sich zur sublingualen Anwendung eignen würden. (Quelle: Van Drooge DJ, et al. EUR J Pharm Sci 2004;21(4):511-8)

Wissenschaft: THC und Morphium
Die Wirkungen einer Kombination aus THC und Morphium sowie von THC und Cannabidiol (CBD) wurden in einem Rattenmodell für entzündliche Schmerzen untersucht. Die Kombination aus THC und Morphium verstärkte, verglichen beiden Medikamenten allein, die Schmerzreduzierung und die Nebenwirkungen. CBD zeigte keinen Effekt. (Quelle: Finn DP, et al. EUR J Neurosci 2004;19(3):678-86)

Schweiz: Ständerat unterstützt Entkriminalisierung
Der Ständerat unterstützt zum zweiten Mal die Revision des Betäubungsmittelgesetzes. Er hatte im Jahr 2001 den Konsum von Cannabis entkriminalisieren und die Strafverfolgungspflicht bei Anbau und Handel einschränken wollen. Der Nationalrat hatte dies jedoch im September 2003 kurz vor den Wahlen abgelehnt. Der Ständerat beschloss am 2. März mit 28 zu 12 Stimmen erneut die Revision des Betäubungsmittelgesetzes, so dass der Nationalrat erneut darüber abstimmen muss. (Quelle: Neue Zürcher Zeitung vom 2. März 2004)

Blick in die Vergangenheit

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