IACM-Informationen vom 05. Juli 2003
- USA: Überschuss bei medizinischem Marihuana-Programm von Oregon
- Wissenschaft: Cannabis verursacht keine andauernden Hirnschäden
- USA: Vaporizer-Studie wird finanziell unterstützt
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
USA: Überschuss bei medizinischem Marihuana-Programm von Oregon
Oregons medizinisches Marihuana-Programm erwirtschaftet einen Überschuss, der durch Redzierung der Gebühren für Personen mit geringem Gehalt abgebaut werden soll.
Der Staat hat seit 1999 5.500 medizinische Marihuana-Karten an Schwerkranke für jeweils 150 Dollar ausgestellt. Mary Leverette, die Leiterin des Programms erklärte, die Popularität des Programms habe in den vergangenen zwei Jahren einen Überschuss von 300.000 Dollar erbracht. Personen mit geringem Einkommen können nun eine Karte für 50 Dollar bekommen. Alle anderen werden für neue Anträge weiterhin 150 Dollar zahlen müssen. Die jährliche Erneuerungsgebühr wird allerdings auch für sie von 150 Dollar auf 100 Dollar reduziert.
Die anderen acht Staaten mit medizinischen Marihuanagesetzen sind Kalifornien, Washington, Alaska, Hawaii, Maine, Nevada, Maryland und Colorado. Einige Staaten erheben nur geringe Gebühren, wie die 25 Dollar in Hawaii. In Kalifornien gibt es keine Gebühr.
(Quelle: Associated Press vom 25. Juni 2003)
Wissenschaft: Cannabis verursacht keine andauernden Hirnschäden
Die Verwendung von Cannabis verursacht keine andauernden Hirnschäden. Dies erklärten Forscher der Universität von Kalifornien in San Diego (UCSD), die die verfügbaren Daten zum Thema analysiert hatten, am 25. Juni. "Diese Befunde waren eine Art Überraschung. Man hätte erwartet, mehr Beeinträchtigungen höherer mentaler Funktionen zu sehen", erklärte Dr. Igor Grant, Psychiatrie-Professor an der UCSD und Leiter der Studie. Andere Drogen, inklusive Alkohol, können Hirnschäden verursachen.
Sein Team analysierte Daten von 15 früher veröffentlichten, kontrollierten Studien zum Einfluss langzeitigen Cannabiskonsums auf neurokognitive Fähigkeiten von Erwachsenen. Die Ergebnisse, die in der Juli-Ausgabe des Journal of the International Neuropsychological Society veröffentlicht werden, zeigen, dass Marihuana nur eine geringe schädliche Langzeitwirkung auf Lernfähigkeit und Gedächtnis hat. Es gab überhaupt keinen Effekt auf andere Leistungen, inklusive Reaktionszeit, Aufmerksamkeit, Sprachfertigkeit, logische Argumentation, Wahrnehmungsfähigkeit und motorische Geschicklichkeit.
Die Forscher erklärten, dass die Probleme, die beim Lernen und Vergessen beobachtet wurden, nahe legen, dass langzeitiger Marihuanakonsum zu selektiven Gedächtnisdefekten führt, dass der Einfluss aber von geringer Größe sei. Frühere Übersichten waren zu ähnlichen Ergebnissen gelangt.
(Quellen: Reuters vom 27. Juni 2003, dpa vom 29. Juni 2003)
USA: Vaporizer-Studie wird finanziell unterstützt
Das Kalifornische Zentrum für medizinische Cannabisforschung hat der finanziellen Unterstützung einer Vaporizer-Studie durch Dr. Donald Abrams von der Universität von Kalifornien zugestimmt. Um die Studie durchführen zu können, wird noch die Genehmigung der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA (Federal Drugs Administration) benötigt.
Die Phase-I-Studie soll mit 137.000 US-Dollar unterstützt werden. Sie soll die subjektiven Wirkungen, Cannabinoidspiegel im Blut und Kohlenmonoxid in der ausgeatmeten Luft von Personen unter sechs verschiedenen Bedingungen untersuchen, nämlich Rauchen von 400 Milligramm Cannabis als Zigarette mit einem Gehalt von 1,7 %, 3,5 % oder 7 % THC, und Inhalation von 400 Milligramm Cannabis mit einem Gehalt von 1,7 %, 3,5 % oder 7 % THC mit dem Volcano-Vaporizer.
(Quelle: Information durch Rick Doblin, MAPS, vom 24. Juni 2003)
Kurzmeldungen
Deutschland: THC Pharm
THC Pharm kündigte ihre Absicht an, klinische Studien zur Erlangung der pharmazeutischen Zulassung ihres Dronabinol beginnen zu wollen. 1998 begann die kleine Frankfurter Firma mit der Herstellung von Dronabinol (THC) aus Faserhanf durch Isomerisierung von Cannabidiol (CBD). Sie verkauft die Substanz an Apotheken in Deutschland und einige andere EURopäische Länder, so dass Apotheker daraus Dronabinol-Kapseln oder –Lösungen herstellen können. In einer Pressemitteilung berichtet die Firma von Verhandlungen mit möglichen Partnern und ihrer Absicht, mit der ersten Studie in diesem Jahr beginnen zu wollen. (Quelle: Pressemitteilung von THC Pharm vom 30. Juni 2003)
USA: Amerikanische Gesellschaft für Pflegeberufe
Bei ihrem jährlichen Treffen vom 24. – 27. Juni in Washington nahm die Amerikanische Gesellschaft für Pflegeberufe eine Resolution an, nach der Patienten "unter angemessener ärztlicher Überwachung Zugang zu therapeutischem Marihuana/Cannabis" haben, und dass Strafen für Patienten und Verschreiber von Cannabis aufgehoben werden sollten. (Quelle: Pressemitteilung von Patients out of Time vom 1. Juli 2003)
Wissenschaft: Nervenschutz und Untertemperatur
Einige der Nerven schützenden Wirkungen der Cannabinoide könnten durch eine herabgesetzte Körpertemperatur verursacht sein. Israelische Wissenschaftler fanden, dass die Körpertemperatur von Ratten, denen ein synthetisches Cannabinoid injiziert worden war, von etwa 37 auf 32 Grad Celsius sank. Ein Gehirninfarkt war durch die Unterbrechung einer Gehirnarterie verursacht worden. Die Infarktgröße war kleiner bei den Ratten, die das Cannabinoid erhalten hatten, aber dieser Effekt ließ sich vollständig durch Erwärmen der Tiere aufheben. (Quelle: Leker RR, et al. Stroke. 2003 Jun 26 [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck].)
Wissenschaft: CB2-Rezeptoren und neuropathische Schmerzen
Es ist bekannt, dass der Gehirn-Cannabinoidrezeptor (CB1) in die Schmerzmodulation involviert ist, und dass der periphere CB2-Rezeptor ebenfalls an der Schmerzmodulation beteiligt ist. Nun fanden Wissenschaftler, dass der CB2-Rezeptor auch in die zentrale Schmerzverarbeitung involviert sein könnte. Bei Tieren mit peripherer Nervenverletzung war die Zahl der CB2-Rezeptoren in einigen Regionen des Rückenmarks erhöht. (Quelle: Zhang J, et al. EUR J Neurosci. 2003 Jun;17(12):2750-4.)
Wissenschaft: Entdeckung von THC-Konsum durch Urintests
Die Ausscheidung von THC-COOH im Urin wurde nach der oralen Aufnahme verschiedener THC-Mengen untersucht. Sieben Personen erhielten fünf Tage lang jeweils 0, 0,39, 0,47, 7,5 oder 15 mg THC am Tag, und die Konzentrationen des Stoffwechselproduktes wurde in den folgenden Tagen gemessen. Die beiden niedrigen Dosen führten nur selten (< 0,2 %) zu positiven Befunden in den Immunassays mit einem Cutoff von 50 Mikrogramm pro Liter, während die hohen Dosen, die typisch für eine Behandlung mit Dronabinol (Marinol) sind, mittlere Entdeckungsraten von 23 – 46 % aufwiesen. Die Analyse mittels Gaschromatograhpie zeigte maximale Konzentrationen von THC-COOH von 5,4 – 38,2 Mikrogramm/l für die beiden niedrigen Dosen und 19,0 – 436 Mikrogramm/l für die beiden hohen Dosen. (Quelle: Gustafson RA, et al. Clin Chem. 2003 Jul;49(7):1114-1124.)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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