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IACM-Informationen vom 26. April 2003

USA: Kalifornische Stadt verklagt Bundesregegierung auf Erlaubnis von medizinischem Cannabis

Der Stadt und der Kreis Santa Cruz südlich von San Francisco beteiligt sich an einer Klage, die am 23. April von der Wo/Mens' Allianz for Medizinisches Marihuana (WAMM) und sieben Patienten eingereicht wurde. Sie werfen der Regierung darin vor, die Bürgerrechte der Kläger seien durch eine im letzten September durchgeführte Razzia auf einer medizinischen Cannabisfarm beschnitten worden. "Dies ist für uns eine Gelegenheit, um hinter den Menschen in unserer Gemeinde zu stehen, die es am meisten brauchen," erklärte die Bürgermeisterin vom Santa Cruz, Emily Reilly.

Die Klage gegen Generalstaatsanwalt John Ashcroft, gegen den Verwalter der amerikanischen Drogenbehörde DEA, John Brown, und gegen John Walters, Leiter des Drogenkontrollbüros des Weißen Hauses markiert die jüngste Auseinandersetzung zwischen der kalifornischen Regierung und der Bundesregierung. Die Kläger erklärten, sie hoffen, dass ihre Klage eine Flut ähnlicher Streitsachen initiieren werde.

1992 nahmen 77 Prozent der Wähler von Santa Cruz eine Gesetzesvorlage an, die das Verbot von medizinischem Marihuana beendet hat. Vier Jahre später nahmen die Wähler von Kalifornien die Proposition 215, die die Verwendung von Marihuana für medizinische Zwecke erlaubt, an. Und im Jahre 2000 nahm der Kreistag eine Verordnung an, nach der medizinisches Marihuana ohne Verschreibung angebaut und verwendet werden darf.

(Quellen: Reuters vom 22. April 2003, Associated Press vom 23. April 2003)

Wissenschaft: Cannabinoide schützen vor der Entwicklung einer Herzinsuffizienz in einer Tierstudie

Eine Herzinsuffizienz ist eine ernsthafte mögliche Folge eines Herzinfarktes oder einer anderen das Herz schädigenden Erkrankung. Sie tritt auf, wenn das Herz sein Fähigkeit verliert, ausreichend Blut durch den Organismus zu pumpen. Oft entwickelt sie sich langsam über Jahre, in denen das Herz langsam seine Pumpfähigkeit verliert.

Ratten entwickeln innerhalb von 12 Wochen nach einem Herzinfarkt eine Herzinsuffizienz. Wissenschaftler der Universität Würzburg fanden heraus, dass die tägliche Gabe des synthetischen Cannabinoids HU-210 nach dem Infarkt dem Abfall des Blutdrucks und der Fehlfunktion der Arterien (endotheliale Dysfunktion) vorbeugte. Allerdings erhöhte das Cannabinoid auch den Füllungsdruck der linken Herzkammer, was sich auf lange Sicht ungünstig auswirken kann.

HU-210 aktiviert wie THC CB1-Rezeptoren. CB1-Rezeptoren finden sich nicht nur im Gehirn, wo sie die charakteristischen psychischen Cannabiswirkungen verursachen, sondern auch im Herzen und vielen anderen Organen. Dr. Jens Wagner und seine Kollegen behandelten eine andere Gruppe von Ratten mit einem Blocker des CB1-Rezeptors, was die Pumpfähigkeit des Herzens nach einem Herzinfarkt reduzierte.

Die Forscher folgerten, dass dies zusammen mit anderen Ergebnissen zeige, dass Endocannabinoide, die vom eigenen Körper produziert werden, einen schützenden Einfluss nach einem Herzinfarkt ausüben. In einem Kommentar für das British Journal of Pharmacology heißt es: "Cannabinoide und Endocannabinoid-Systeme können daher nützliche Angriffspunkte für eine Therapie nach einem Herzinfarkt sein."

(Quellen: Wagner JA, et a. Br J Pharmacol 2003 Apr;138(7):1251-8; Hiley CR, Ford WR. Br J Pharmacol 2003 Apr;138(7):1183-4; Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 11. April 2003)

Wissenschaft: Immunregulation bei der multiplen Sklerose durch Cannabinoide

Cannabinoide könnten nicht nur hilfreich bei der Behandlung von Symptomen der multiplen Sklerose wie Schmerzen und Spastik sein, sondern auch einen positiven Effekt auf die der Krankheit zugrunde liegenden Prozesse haben. Drei Grundlagen-Studien und eine Studie am Menschen ergänzen die verfügbaren Daten.

Eine Gruppe von spanischen Wissenschaftlern induzierte eine immun-vermittelte Erkrankung, die als Modell für die menschliche multiple Sklerose dient. Die Behandlung mit verschiedenen synthetischen Cannabinoiden verbesserte signifikant die neurologischen Defizite. Cannabinoide reduzierten zudem verschiedene Entzündungszeichen, darunter die Infiltration bestimmter Immunzellen (CD4+ T-Zellen) in das Rückenmark.

Eine US-amerikanische Gruppe untersuchte in dem gleichen Tiermodell der MS die Wirkung des synthetischen Cannabinoids WIN55,212 auf Immunparameter. Sie fanden eine Abnahme der Interferon-Gamma-Produktion und eine Hemmung mehrerer entzündungsfördernder Zytokine (TNF-alpha, Interleukine-1-beta und Interleukin-6).

Allerdings fand sich in einer klinischen Studie holländischer Wissenschaftler mit 16 MS-Patienten, die einige Wochen lang niedrige Dosen eines Cannabisextraktes erhalten hatten, ein leichter Anstieg von TNF-alpha. Daher ist es zu früh, die Wirkung von Cannabis oder einzelnen Cannabinoiden auf den zugrunde liegenden Immunprozess bei der MS vorherzusagen.

Eine andere unveröffentlichte experimentelle Studie fand, dass die natürlichen Cannabinoide THC, CBD und CBN dabei helfen könnten, die Aktivität eines überaktiven Immunsystems bei neurodegenerativen Erkrankungen zu reduzieren. Dr. Cecilia Hillard von der medizinischen Fakultät in Wisconsin (USA) untersuchte Mikrogliazellen, Immunzellen im Gehirn, von Ratten. Die Cannabinoide hemmten die Wucherung der Mikrogliazellen im Labor. "Wenn sie überaktiv sind, können sie ein Bündel unangenehmer Sachen machen, die zum Tod von Zellen, wie etwa Nervenzellen, führen," erklärte Hillard. Cannabinoide würden vermutlich diesen überaktiven Prozess abbremsen.

(Quellen: Arevalo-Martin A, et al. J Neurosci 2003 Apr 1;23(7):2511-6; Croxford JL, Miller SD. J Clin Invest 2003 Apr;111(8):1231-40; Killestein J, et al. J Neuroimmunol 2003 Apr;137(1-2):140-3; Reuters vom 14. April 2003)

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Großbritannien: Studie zur Parkinson-Krankheit
Eine 12-wöchige Studie mit 24 Patienten, die an der Parkinson-Krankheit leiden, wird am Derriford-Krankenhaus in Plymouth (Großbritannien) durchgeführt. Die Teilnehmer erhalten einen kapsulierten Cannabisextrakt, der vom Institut für onkologische und immunologische Forschung in Berlin zur Verfügung gestellt wird. Die Studie untersucht die Wirkungen auf die Dyskinesie, eine Nebenwirkung der langzeitigen Behandlung der Parkinson-Krankheit mit L-Dopa. Die L-Dopa-induzierte Dyskinesie ist durch unwillkürliche Spasmen von Armen und Beinen gekennzeichnet, gegen die es keine wirksame Behandlung gibt. Eine Studie aus dem Jahre 1998 mit dem THC-Abkömmling Nabilon, das sieben Patienten erhalten hatten, zeigte eine Reduzierung dieser Spasmen. (Quellen: BBC News vom 17. April 2003, Sieradzan KA, et al. Mov Disord 1998;13(Suppl 2):29)

USA: DEA akzeptiert Umstufungs-Petition
Am 3. April akzeptierte die Drogenbehörde DEA einen Antrag einer Umstufungs-Petition, die auf die Anerkennung einer akzeptierten medizinischen Verwendung von Cannabis in den Vereinigten Staaten zielt. Die Petition wurde am 11. Oktober 2002 von der Koalition zur Umstufung von Cannabis (CRC) gestellt. Weitere Informationen unter: www.drugscience.org (Pressemitteilung der CRC vom 15. April 2003)

Kanada: Medizinisches Cannabis und Steuern
Eine medizinische Marihuana-Raucherin aus Ontario erklärte, dass sie ihr Cannabis als medizinische Ausgabe in der Steuererklärung deklariere. "Es ist kein Problem," erklärte Alison Myrden in einem Interview. Die Ärzte "schreiben einfach eine Notiz, in der steht, dass sie Cannabis als Medizin verschreiben. Wir kopieren das und schicken das mit unserer Steuerklärung ein." (Quelle: Halifax Herald vom 20. April 2003)

USA: Das Weiße Haus liefert weitere Argumente für eine Legalisierung
Das Büro für Nationale Drogenkontrolle des Weißen Hauses liefert ungewollt weitere Argumente für die Legalisierung von Cannabis. In einer neuen Anti-Drogen-Werbung zeigt das Büro, wie der illegale Anbau von Drogen die Umwelt schädigt, beispielsweise indem Marihuana-Anbauer ursprüngliche Vegetation verbrennen und so natürliche Naturstandorte zerstören. Diese Schäden würden allerdings nicht entstehen, wenn der umweltfreundliche Cannabis legal angebaut werden könnte. (Quelle: PRNewswire vom 18 April 2003)

Welt: Die UNO liefert weitere Argumente für eine Legalisierung
Beim UNO-Drogengipfel vom 8. bis 17. April in Wien, bei dem 140 Nationen vertreten waren, drückten die Vertreter ihre Sorge über die "Bedrohungen, die durch die bestehenden Verbindungen zwischen illegalem Drogenhandel und Terrorismus und anderen kriminellen Aktivitäten bestehen." Diese Verbindungen bestünden allerdings nicht, wenn diese Drogen legal wären. (Quelle: Associated Press vom 17. April 2003)


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