IACM-Informationen vom 08. Dezember 2001
- Frankreich: Studie von INSERM zu gesundheitlichen Effekten von Cannabis
- Wissenschaft/USA: Genehmigung für Studien an der Universität von Kalifornien durch die DEA
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Frankreich: Studie von INSERM zu gesundheitlichen Effekten von Cannabis
Am 22. November hat das französische Nationale Gesundheits- und Forschungsinstitut (Inserm, Institut national de la santé et de la recherche médicale) eine 58-seitige Literaturübersicht mit dem Titel "Cannabis - welche Wirkungen auf Verhalten und Gesundheit?" vorgelegt.
Der Bericht war von einer Arbeitsgruppe der Regierung zum Kampf gegen Drogen und Drogenabhängigkeit angefordert worden. Die wichtigsten Themen des Berichtes sind Faktoren, die den Konsum beeinflussen, akute und chronische Effekte, sowie Gruppen von besonderem Interesse (Schwangere, Personen mit psychischen Störungen). Er befasste sich nicht mit der medizinischen Verwendung.
Der Bericht stellte fest, dass
- etwa 10 Prozent, von denen, die jemals Cannabis konsumierten, ein Risiko für eine Abhängigkeit aufweisen, verglichen mit 30 Prozent beim Tabak,
- gewohnheitsmäßiger Konsum das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen kann, da Cannabisrauch mehr Karzinogene enthält als Tabakrauch,
- die Wirkungen von Cannabis auf die Nerven funktionell und reversibel sind und keine langzeitigen Schäden verursachen.
Gesundheitsminister Bernard Kouchner, der den Bericht vorstellte, bestätigte, im Jahre 2002 fünf Studien lancieren zu wollen, die den medizinischen Wert von Cannabis untersuchen sollen, darunter bei multipler Sklerose und Schmerzen.
(Quellen: Inserm. Cannabis - quels effects sur le comportement et la santé ? Paris: Les éditions Inserm, 2001; Le Quotidien de Médecine vom 23. November 2001; Libération vom 23. November 2001)
Wissenschaft/USA: Genehmigung für Studien an der Universität von Kalifornien durch die DEA
Die Universität von Kalifornien in San Diego hat von der Bundesregierung die endgültige Genehmigung für eine Studie zum medizinischen Nutzen von Marihuana erhalten. Die Forscher wollen die Wirkungen von Cannabis auf Patienten mit multipler Sklerose und Aids-Patienten mit Neuropathien (Nervenschmerzen) untersuchen.
Die Studien sind die ersten des Zentrums für medizinische Cannabisforschung an der Universität, ein Programm, das 1999 vom staatlichen Gesetzgeber ins Leben gerufen worden war. Die Direktoren des Projekts sind Dr. Jody Corey-Bloom für die MS-Studie und Dr. Ronald Ellis für die Neuropathiestudie.
Die DEA (Drug Enforcement Administration), Drogenkontrollbehörde der Bundesregierung, erteilte am 28. November die endgültige Genehmigung.
(Quellen: AP vom 29. November 2001, ASCRIBE NEWS via COMTEX vom 30. November 2001)
Kurzmeldungen
Italien: Freispruch mit 700 Gramm
Zum ersten Mal hat ein Gericht die medizinische Verwendung von Cannabis als legal akzeptiert. Ein Richter des Gerichts von Rom ließ eine Anklage gegen einen 44-jährigen Mann fallen, der wegen der Einfuhr von 700 Gramm Haschisch angeklagt worden war. Die Tat wurde nicht als Straftat angesehen, da der Angeklagte das Cannabis zur Kontrolle seiner Epilepsie und zur Vermeidung der Verwendung hoher Barbiturat-Dosen verwendete. (Quelle: La Repubblica vom 23. November 2001)
USA: Hyperaktivität bei Kindern
Ein amerikanischer Richter hat der Mutter eines hyperaktiven Kindes erlaubt, ihm weiterhin Cannabis zu geben. Der Richter lehnte den Antrag des Sozialamtes ab, das Kind aus der Wohnung der Mutter in Kalifornien zu entfernen. Die Mutter versuchte es mit Cannabis aufgrund einer Empfehlung eines Kinderarztes. Sie berichtete, dass sich das Verhalten ihres Sohnes deutlich verbessert und er Freundschaften mit anderen Kindern entwickelt habe. (Quelle: WENN via COMTEX vom 6. Dezember 2001)
Wissenschaft: Dexanabinol bei Hirnverletzung
Die israelische Firma Pharmos erklärte am 29. November, dass jüngst zweijährige Studien zur Untersuchung der Wirkung von Dexanabinol bei schwerer Hirnverletzung in sechs EURopäischen Zentren begonnen haben. Dexanabinol ist ein nicht-psychotroper THC-Abkömmling. (Quelle: Reuters vom 29. November 2001)
Wissenschaft: Augeninnendruck
Cannabinoidrezeptoren (CB1) wurden im trabekulären Netzwerk und im Ziliarfortsatz des menschlichen Auges gefunden. Das Endocannabinoid Anandamid wurde im trabekulären Netzwerk nachgewiesen. Die Autoren nehmen an, dass die augeninnendrucksenkenden Wirkungen der Cannabinoide aus der Aktivierung von CB1-Rezeptoren im trabekulären Netzwerk resultieren, was den wässrigen Abfluss vergrößert. (Quelle: Stamer WD, et al. EUR J Pharmacol 2001 Nov 23;431(3):277-286)
Wissenschaft: Hirntemperatur
THC in Dosen von 0,1 mg/kg und 10 mg/kg erhöhte signifikant die Gehirntemperatur von Ratten und veränderte nicht signifikant die Kerntemperatur. (Quelle: Perron RR, et al. Neuroreport 2001 Dec 4;12(17):3791-4)
Wissenschaft: Appetit
Die Gabe von Anandamid in den ventromedialen Hypothalamus (eine Gehirnregion) regte den Appetit von Ratten über einen CB1-Rezeptor-abhängigen Mechanismus an. (Quelle: Jamshidi N, Taylor DA. Br J Pharmacol 2001 Nov;134(6):1151-4)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Wissenschaft: Die meisten Schmerzpatienten profitieren in einer britischen Studie von Cannabis
- USA: Oberster Gerichtshof will über die medizinische Verwendung von Marihuana entscheiden
- Wissenschaft: Cannabinoide könnten hilfreich bei manchen Formen von Durchfall sein
Vor zwei Jahren
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