IACM-Informationen vom 13. Oktober 2001
- Deutschland: THC Pharm erhält Erlaubnis zur Herstellung von Cannabisextrakt
- USA: DEA definiert alle Produkte, die THC enthalten als kontrollierte Substanzen der Anlage I
- Spanien: Gewählter Präsident der ICRS gegen medizinische Verwendung von Marihuana
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Deutschland: THC Pharm erhält Erlaubnis zur Herstellung von Cannabisextrakt
Die Frankfurter Firma THC Pharm hat von der Bundesopiumstelle die Erlaubnis erhalten, einen Cannabisextrakt herzustellen. Wie die Firma der Presse mitteilte, wird sie dazu Pflanzen aus Zentralasien verwenden, die nicht geklont sind und im Freien angebaut werden.
Da ein Cannabisextrakt noch nicht verschreibungsfähig ist, bedarf es allerdings noch einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, die frühestens Ende des Jahres 2002 möglich scheint. Bis dahin will man bei THC-Pharm ein Präparat entwickelt haben.
THC Pharm gewinnt Dronabinol heute aus Faserhanf, das seit Juli 2000 von Apotheken zur Herstellung von Medikamenten verwendet werden kann. Im November 2001 werden von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände eine Monographie für Dronabinol und Vorschriften zur Herstellung von Dronabinol-Kapseln und öligen Dronabinol-Tropfen veröffentlicht.
Weitere deutsche pharmazeutische Firmen, die sich seit diesem Jahr mit der Entwicklung von Cannabispräparaten befassen, sind Merck und Bionorica.
(Quellen: Pressemitteilung von THC Pharm vom 2. Oktober 2001, persönliche Mitteilungen)
USA: DEA definiert alle Produkte, die THC enthalten als kontrollierte Substanzen der Anlage I
In einem Dokument, das am 9. Oktober im Bundesregister veröffentlicht wurde, gab die US-amerikanische Drogenbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) eine interpretierende Regelung heraus, die feststellt, dass nach dem Betäubungsmittelgesetz (CSA, Controlled Substances Act) und DEA-Vorschriften jedes Produkte, das irgendeine Menge an Tetrahydocannabinolen (THC) enthalte, eine kontrollierte Substanz nach der Anlage I sei, auch wenn solch ein Produkt aus Teilen der Cannabispflanze gemacht sei, die von der CSA-Definition von "Marihuana" ausgenommen seien.
Diese Regelungen dienen dem Verbot von Hanfsamen und Hanfsamenöl, die geringe Mengen THC enthalten.
In einem anderen Dokument, das am 9. Oktober herausgegeben wurden, behandelt die DEA Übergangsregelungen. Es heißt dort: "Jede Person, die ein THC-haltiges Hanfprodukt besitzt, das nicht von der Kontrolle durch diese Übergangsregeln ausgenommen ist, hat bis zum 6. Februar 2002 Zeit, um sich dieses Produktes auf eine Art zu entledigen, wie sie in diesem Dokument beschrieben wurde.
(Quellen: FedNet via COMTEX vom 9: Oktober 2001, www.nara.gov/fedreg/)
Spanien: Gewählter Präsident der ICRS gegen medizinische Verwendung von Marihuana
Auf der Internet-Seite der spanischen Zeitschrift Muy Interessante spricht sich Dr. José Javier Fernández, Professor an den Universitäten von Barcelona und Madrid, gewählter Präsident der Internationalen Gesellschaft für Cannabinoidforschung (ICRS), gegen die medizinische Verwendung von Cannabis und für die Verwendung synthetischer Cannabinoide aus.
Marihuana würde oft geraucht und mit Tabak gemischt. Es gäbe viele Substanzen in Cannabis, etwa 60 verschiedene Cannabinoide, andere Moleküle und Substanzen, die für die Verfälschung der illegalen Droge verwendet würden. "Diese Mischung erscheint nicht als empfehlenswert für die medizinische Verwendung," schreibt Fernández. Einzelne Cannabinoide, wie der THC-Abkömmling Nabilon würden die "Formen der Behandlung optimieren, durch die Kontrolle der Dosis und Dauer, was mit Marihuana nicht möglich ist." Die therapeutische Modulation des endogenen Cannabinoidsystems sei mit synthetischen Cannabinoiden, wie JWH133, möglich. "Die Zukunft der Cannabinoide besteht in diesem Typ individueller Substanzen ..."
Dr. Franjo Grotenhermen vom nova Institut in Köln, Vorsitzender der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, argumentierte: "Aus klinischen Studien mit einzelnen Cannabinoiden und Ganzpflanzenzubereitungen haben wir keine wissenschaftlichen Argumente, die das eine oder das anderen (einzelne Cannabinoide oder ganzes Cannabis) von der therapeutischen Verwendung ausschließen. Die meisten Argumente, die gegen die medizinische Verwendung von illegalem Cannabis angeführt werden, sind Argumente gegen das Cannabisverbot, da es kein Problem ist, Cannabis zu standardisieren, auf Verfälschung zu verzichten und gesunde Wege der Einnahme zu verwenden. JWH133 ist ein CB2-Rezeptor-Agonist und es empfiehlt sich, einen CB2-Agonisten einem CB1-Agonisten vorzuziehen, wenn der erste wirksam ist. Allerdings, wird es schwierig sein, therapeutische Wirkungen, die über den CB1-Rezeptor des Gehirns vermittelt werden, zu erzielen, ohne psychische Effekte zu verursachen. Der Versuch, die gewünschten von den unerwünschten Wirkungen zu trennen, ist bei den Opiaten und anderen Medikamenten, die auf das zentrale Nervensystem wirken, gescheitert."
(Quelle: www.muyinteresante.es/canales/muy_act/set_pyc.htm)
Kurzmeldungen
USA: DEA beschlagnahmt Patientenakten
Vertreter der Drogenbehörde DEA haben am 28. September Akten beschlagnahmt, die legale und medizinische Daten von mehr als 5.000 Patienten, die Marihuana verwenden, enthalten Die Beamten machten eine Razzia in Wohnung und Praxis von Dr. Mollie Fry, einer Ärztin, und ihrem Ehemann, Dale Schafer, einem Rechtsanwalt. Fry und Schafer betreiben das Kalifornische Medizinische Forschungszentrum in Cool, Kalifornien, eine Klinik, die sich auf medizinisches Marihuana spezialisiert hat. DEA-Sprecher Richard Meyer erklärte, der Durchsuchungsbefehl für die Akten sei von einem Bundesmagistrat unterzeichnet worden, er wolle jedoch keinen Kommentar zum Ziel der Drogenfahnder abgeben. (Quelle: Tahoe Daily Tribune vom 3. Oktober 2001)
Deutschland: Zertifizierung des IACM-Kongresses
Der Kongress zu Cannabis und Cannabinoiden der IACM vom 26.-27. Oktober in Berlin wird offiziell als ärztliche Fortbildungsveranstaltung durch die entsprechenden Institutionen zertifiziert.
Wissenschaft: Einstellung von Patienten
Ein Fragebogen wurde verwendet, um die Vorstellungen von Patienten über Cannabinoide und die Beziehung zwischen diesen Vorstellungen und der Bereitschaft, Cannabinoide als Schmerzmittel zu verwenden, zu untersuchen. 52 % der Patienten zweifelten, ob sie Cannabinoide einnehmen würden. Diese Abneigung war stark mit spezifischen Sorgen über Nebenwirkungen, Abhängigkeit, Toleranz und Kontrollverlust assoziiert. (Quelle: Gill A, Williams AC. Clin J Pain 2001 Sep;17(3):245-8)
Wissenschaft: Alkohol und Cannabis
In einer Studie mit Freiwilligen erhöhte Äthanol die THC-Konzentration im Blut und verstärkte die subjektiven Wirkungen nach dem Rauchen von Marihuana. Die Daten legen nahe, das Äthanol die Absorption von THC erhöhen kann. (Quelle: Lukas SE, Orozco S. Drug Alcohol Depend 2001 Oct 1;64(2):143-9)
Wissenschaft: Hanfsamenöl
Medizinische Forscher der Universität von Kuopio, Finnland, untersuchten die Wirkungen von Hanfsamenöl auf körperliche Parameter in einer Doppelblind-Studie mit 14 Probanden, die entweder 30 ml Hanfsamenöl oder Leinsamenöl über einen Zeitraum von vier Wochen einnahmen. Hanfsamenöl resultierte in statistisch höheren GLA-Spiegeln (Gamma-Linolensäure) in den Triglyzeriden und in der Cholesterinestern. Beide Öle führten zu einer statistisch signifikanten Zunahme der Blutspiegel von Linolsäure and Alpha-Linolensäure. Erhöhte GLA-Serumspiegel könnten die nützlichen Effekte bei einigen chronischen Erkrankungen wie Allergien und rheumatoider Arthritis erklären helfen, erklärte Dr. Jace Callaway, einer der Hauptuntersucher. (Quelle: Pressemitteilung der Universität Kuopio vom 17. September 2001).
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
- Europa: Regierungen lockern Ihre Linie zu Cannabis
- Wissenschaft/Spanien: Antitumor-Effekt von THC kann nicht am Menschen untersucht werden
Vor zwei Jahren
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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