IACM-Informationen vom 08. Januar 2000
- Spanien: Freispruch wegen medizinischer Verwendung von Haschisch
- Australien: Richter akzeptierte Cannabis als Schmerzmedikament
- Kurzmeldungen
- Blick in die Vergangenheit
Spanien: Freispruch wegen medizinischer Verwendung von Haschisch
In Spanien hat ein Gericht erstmals Cannabis als Heilmittel anerkannt. Ein Österreicher, der im Juli 1999 auf dem Flughafen von Barcelona mit fast zwei Kilogramm Haschisch festgenommen worden war, wurde von Richterin Araceli Aiguaviva in Barcelona freigesprochen.
Der 54-Jährige Roland H. habe mit der Droge die Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung lindern wollen, entschied die Richterin. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass der an Magenkrebs leidende Mann mit dem Haschisch habe Drogenhandel betreiben wollen.
"Die wissenschaftliche Literatur enthält viele Belege dafür, dass Haschisch bei Krebskranken eine heilsame Wirkung entfalten kann", betonte die Richterin in der Urteilsbegründung. "Dies gilt unter anderem bei der Bekämpfung von Nebenwirkungen der Chemotherapie, wie Erbrechen, Schwindel und Übelkeit."
Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre Haft gefordert. Die spanischen Gerichte behandeln Angeklagte, die sich im Besitz von mehr als einem Kilogramm Cannabis befunden hatten, normalerweise als Drogenschmuggler. Der Österreicher wurde nach dem Aufsehen erregenden Urteil sofort aus der Untersuchungshaft entlassen.
(Quelle: dpa vom 31. Dezember 1999)
Australien: Richter akzeptierte Cannabis als Schmerzmedikament
Ein Untersuchungsrichter aus Alice Springs hat einem Bauunternehmer eine Haftstrafe erspart, nachdem er den Besitz und den Anbau von Cannabis als medizinisch begründet akzeptiert hatte. Der 54-jährige Nicholas Gallitch wurde am 4. Januar von Herrn Warren Donald zu 28 Tagen Hausarrest und Drogentests verurteilt.
Herr Donald akzeptierte, dass das Rauchen von Marihuana günstige Effekte haben kann und Gallitch die Droge zur Schmerzlinderung rauchte. "Es ist ein Gesetzesverstoß, zu dem Sie wegen ihrer Schmerzen getrieben wurden," erklärte er während des Urteilsspruchs.
Bei einer Gerichtsverhandlung im November bescheinigte ein Arzt, dass Gallitch eine Anzahl anderer rezeptierfähiger Medikamente gegen seine Rückenschmerzen, die von seinen Jahren als Arbeiter stammten, ausprobiert habe. Diese hätten jedoch nicht geholfen oder allergische Reaktionen ausgelöst. Forschung über die medizinischen Wirkungen von Marihuana böte ebenfalls Hinweise.
Nach dem Urteil erklärte Gallitch, er werde beim Rauchen von Marihuana vorsichtiger sein. Er verwende es nur, um nachts gut zu schlafen.
Im letzten Februar hatte das höchste Gericht von Queensland ebenfalls akzeptiert, dass Cannabis zur Schmerzlinderung verwendet werden könne, nachdem er den Fall eines Mannes aus Makay angehört hatte, der 150 Marihuanapflanzen angebaut hatte, die er zur eigenen Verwendung zur Linderung von Rückenschmerzen verwende.
(Quelle: Sydney Morning Herald vom 5. Januar 2000)
Kurzmeldungen
Schweiz:
Ein Beratungsgremium der Regierung erklärte am 5. Januar, es favorisiere die Entkriminalisierung des Drogenkonsums, und bezeichnete dies als "pragmatischen Ansatz". Die Eidgenössische Kommission für Jugendfragen argumentierte, das gültige Gesetz kriminalisiere vor allem Jugendliche und einfache Konsumenten, und nicht die Dealer weicher und harter Drogen. Die Kommission erklärte, sie unterstütze das holländische Modell. Der Bundesrat führt zur Zeit Konsultationen zur Revision des Betäubungsmittelgesetzes durch. Es wird später in der zweiten Jahreshälfte mit Empfehlungen an die eidgenössischen Räte gerechnet. Auch die politischen Parteien haben sich an den Konsultationen beteiligt. Zwei der Vier-Parteien-Koalition unterstützen die Entkriminalisierung, eine favorisiert die Entkriminalisierung von Cannabis allein, während die andere keine Gesetzesänderung will.
(Quellen: AP vom 5. Januar 2000, Basler Zeitung vom 6. Januar 2000)
USA:
Darrell E. Putman, ehemaliger Angehöriger der Green Berets und konservativer Republikaner, der sich zu einem Verfechter der medizinischen Anwendung von Marihuana wandelte, starb am 29.Dezember an einem Non-Hodgkin-Lymphom. In den letzten Monaten seines Lebens wurde Herr Putman zum Unterstützer der Legalisierung von Marihuana für medizinische Zwecke. Er rauchte die Droge, um seinen Appetit wiederzuerlangen und um in Vorbereitung auf die Krebsbehandlung zuzunehmen.
(Quelle: Baltimore Sun vom 30. Dezember 1999)
Blick in die Vergangenheit
Vor einem Jahr
Vor zwei Jahren
- USA: Richter ordnet die Schließung des Cannabis Cultivators Klub in San Francisco an
- Kanada: Eröffnung von medizinischen Marihuana-Klubs
- Großbritannien: Anhörung vor einem Ausschuss des Oberhauses zu Cannabis
- USA: Senat verabschiedet eine Resolution, nach der zukünftig keine Forschung zur medizinischen Verwendung von Marihuana mehr gefördert werden soll
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Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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