ACM-Mitteilungen vom 14. Juli 2018
- Liebe Leserin, lieber Leser,
- Termine
- Cannabis-Ausweis der ACM
- Presseschau: Cannabis-Hersteller Aphria fordert günstigere Preise (Die Welt)
- Presseschau: Zahl der Cannabis-Rezepte in Apotheken steigt weiter an (Deutsche Apotheker Zeitung)
- Presseschau: Schweiz will Cannabis-Regeln lockern (Ärzteblatt)
- Einige Pressemeldungen und Informationen der vergangenen Tage
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit den Sorten Klenk 18/1 und Stellio hat sich das Spektrum der verfügbaren Cannabissorten weiter vergrößert.
Die Tagesdosis schwankt bei meinen Patienten erheblich, zwischen 25 mg und 5 g. Bei einem Preis von 20 € pro Gramm entspricht dies monatlichen Kosten zwischen 15 € und 3000 €. Die meisten neuen Patienten benötigen zwischen 0,05 und 0,3 g täglich, entsprechend monatlichen Kosten von 30-180 €. Bei einem durchschnittlichen Dronabinol-Gehalt von 20 % in den Blüten entspricht dies 10-60 mg Dronabinol pro Tag.
Trotz der hohen Kosten für Cannabisblüten in Deutschland halten sich die Behandlungskosten daher im Vergleich zu anderen Medikamenten meistens in einem akzeptablen Rahmen. Diese Patienten verzichten auch häufig auf eine Antragstellung für eine Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse, sodass sie nicht in den Statistiken auftauchen. Vor allem für Patienten, die einen hohen Bedarf haben, stellt sich die Situation anders dar. Bei einem Tagesbedarf von über einem Gramm können viele Patienten die Kosten nicht mehr selbst stemmen. Diese streben daher eine Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse an, sodass sich häufig ein verzerrtes Bild von den realen Kosten ergibt.
Viel Spaß beim Lesen!
Franjo Grotenhermen
Termine
Praxis-Workshop für Ärzte am 28. Juli 2018
Dr. Franjo Grotenhermen führt in seiner Praxis am 28. Juli von 14 bis 18 Uhr einen Workshop für Ärztinnen und Ärzte zur praktischen Behandlung mit Cannabis und Cannabinoiden durch. Maximale Teilnehmerzahl: 8
Informationen und Anmeldung unter: praxis@dr-grotenhermen.de
Cannabis-Ausweis der ACM
Es besteht der zunehmende Wunsch von Patienten, sich durch einen Ausweis als Cannabis-Patient gegenüber Polizeibeamten zu erkennen zu geben. Es gibt mittlerweile einige Firmen, die Cannabisausweise anbieten. Entgegen der üblichen Praxis bei Opiatausweisen müssen dort Arzt und Patient eingetragen werden. Die Firmen sind offenbar an den Daten interessiert, denn ein guter Ausweis enthält nicht diese Daten.
Der einzige Ausweis, der ohne diese Daten auskommt, ist er der ACM, in den die Daten von Arzt und Patient manuell eingefügt werden. Nur dieser Ausweis ist datenschutzrechtlich unproblematisch. Wenn Sie einen solchen Cannabisausweis als Patient oder als Arzt für Ihre Patienten wünschen, schreiben Sie bitte an:
Bitte beachten Sie, dass alle diese Ausweise keinen offiziellen Charakter besitzen. Sie sind nicht wirksamer als das Mitführen des letzten Betäubungsmittelrezeptes. Der Ausweis sollte neben dem Medikament auch die Tagesdosis und eine kurze Dosierungsanleitung enthalten.
Presseschau: Cannabis-Hersteller Aphria fordert günstigere Preise (Die Welt)
Im Vergleich zu anderen Ländern, wie etwa Kanada und den Niederlanden, sind die Kosten für Medizinalcannabisblüten in Deutschland sehr hoch. Das bemerken vor allem internationale Unternehmen, die auch in Deutschland aktiv sind.
Cannabis-Hersteller Aphria fordert günstigere Preise
Niedrigere Preise für Cannabis würden dem Gesundheitssystem enorme Kosten sparen, sagt der Deutschlandchef des Herstellers von medizinischem Cannabis, Aphria. Er verrät, wie man illegalen Anbietern beikommen könnte.
Der Deutschlandchef des kanadischen Herstellers von medizinischem Cannabis, Aphria, fordert niedrigere Preise für medizinisches Cannabis: „Schon heute ist medizinisches Cannabis in Deutschland viel zu teuer“, sagte Hendrik Knopp WELT AM SONNTAG.
Für sein Unternehmen sei der Endkundenpreis zwar eigentlich unerheblich, „bezahlt werden wir ja, ob von der Kasse oder vom Patienten selbst“. Aber: „Wir wollen ja vermeiden, dass Patienten, deren Krankenkassen die Kosten einer Cannabistherapie nicht übernehmen, in den Schwarzmarkt abwandern müssen.“
Mit einer Preissenkung ließen sich zudem enorme Kosten für das Gesundheitssystem sparen, sagte Knopp. Die durchschnittliche Verschreibungsmenge für einen Patienten in der Cannabis-Therapie liege bei 30 Gramm pro Monat. „Das geht dann ja schon richtig ins Geld.“
Gericht verzögert Lizenzen
Aphria war im Vertrauen auf die hierzulande beschlossene Legalisierung von Cannabis für den medizinischen Gebrauch 2017 mit dem Start-up Nuuvera nach Deutschland expandiert. In der ersten Bewerbungsrunde für eine deutsche Lizenz war das Unternehmen hierzulande nach Angaben von Knopp unter die letzten zehn gekommen.
Zwischenzeitlich hatte ein deutsches Gericht die Ausschreibung für Lizenzen auf Eis gelegt. Nun baue er darauf, „dass wir bei der nächsten Ausschreibung, die ja im Sommer beginnen soll, dann tatsächlich zum Zuge kommen“.
Auf die Frage, ob Cannabis mittelfristig auch für den Konsumentenmarkt freigegeben werden soll, sagte der Aphria-Manager: „Zumindest muss man drüber nachdenken, wie man den Markt besser kontrollieren kann.“ Es gebe ein Rauschbedürfnis in der Gesellschaft, das müsse man akzeptieren.
„Bislang müssen Cannabis-Kunden den Schwarzmarkt anzapfen, wo sie oft Ware bekommen, die mit chemischen Substanzen gestreckt ist, die abhängig machen sollen, oder aber viel mehr THC enthält, als es verträglich ist“, so Knopp. Diesen illegalen Anbietern würde man das Wasser abgraben, wenn es auch eine Möglichkeit gäbe, Cannabis legal und kontrolliert zu erwerben.
Presseschau: Zahl der Cannabis-Rezepte in Apotheken steigt weiter an (Deutsche Apotheker Zeitung)
Wie erwartet, steigt die Zahl der Patienten, die Cannabis-Medikamente legal einnehmen weiter an. Da die Kosten von den Krankenkassen häufig nicht übernommen werden, zahlen viele Patienten diese Präparate aus der eigenen Tasche.
Zahl der Cannabis-Rezepte in Apotheken steigt weiter an
Seitdem es gesetzlich möglich ist, Medizinalhanf auf Kosten der Krankenkassen zu verschreiben, ist die Zahl der Cannabis-Rezepte sprunghaft angestiegen. So haben Apotheken innerhalb von zwölf Monaten nach der Gesetzesänderung rund 71.000 Cannabis-Einheiten auf Kosten der Krankenkassen abgegeben. Dem wachsenden Bedarf steht eine angespannte Liefersituation gegenüber.
Deutsche Apotheken geben immer mehr Cannabis-Zubereitungen zulasten der gesetzlichen Krankenkassen ab. Dies geht aus aktuellen Zahlen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) hervor. Demnach haben Pharmazeuten im Zeitraum von März 2017 bis März 2018 Patienten mit 70.553 Cannabis-haltigen Zubereitungen oder unverarbeiteten Cannabisblüten versorgt und 43.516 Rezepte beliefert. Dabei berücksichtigt das DAPI ausschließlich Verordnungen zulasten der gesetzlichen Krankenkassen und keine Privatrezepte.
Steigerung um Faktor 50 in einem Jahr
Die Statistik zeigt zudem, dass der Bedarf an medizinischem Cannabis sprunghaft angestiegen ist seit dem 10. März 2017, seitdem es gesetzlich möglich ist, Cannabisblüten auf Rezept zu verordnen. So zählte das DAPI im ersten Quartal nach der Gesetzesänderung lediglich 564 Abgabeeinheiten, während die Menge im ersten Quartal 2018 fast um den Faktor 50, auf 26.329 Einheiten, gestiegen ist.
Eine mögliche Erklärung für die Zunahme an Rezepten ist, dass die Krankenkassen inzwischen mehr Therapien genehmigen als noch vor einem Jahr. So beträgt derzeit die Genehmigungsquote etwa 60 Prozent. Offenbar besteht sowohl auf Seiten der verschreibenden Ärzte und der Kostenträger mehr Erfahrung im Genehmigungsprozess.
Medizinalhanf bleibt voraussichtlich knapp
Möglicherweise könnten es noch mehr Cannabis-Verordnungen sein, wenn die Liefersituation dies ermöglichen würde. Denn seitdem das Gesetz in Kraft getreten ist, ist die Versorgungssituation angespannt. Möglicherweise hat der Gesetzgeber den Bedarf unterschätzt, da vor dem 10. März 2017 nur etwa 1000 Patienten in Deutschland Cannabis mit Ausnahmegenehmigung des BfArM erhielten.
Derzeit wird der Bedarf durch Importe aus den Niederlanden und aus Kanada gedeckt. Auch wenn das BfArM, das Anbau und Einfuhr von Medizinalhanf regelt, die Importmengen schrittweise erhöht, sind die Kapazitäten erschöpft. Die Prüfung weiterer Einfuhrländer, wie etwa Israel und Australien, verzögert sich.
Deutscher Anbau erst ab 2020
Um die Versorgungssituation zu verbessern, sollte ab dem kommenden Jahr Medizinalhanf auch in Deutschland angebaut werden können. Doch die Ernte wird sich um ein weiteres Jahr verzögern, weil das BfArM das zugehörige Ausschreibungsverfahren für den Anbau stoppen musste. Die Behörde hatte eine Produktionsmenge von 6,6 Tonnen für vier Jahre geplant.
Ob diese Planung ausreicht, ist fraglich. Denn nach Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) haben seit dem 7. September 2017 bereits sechs Importunternehmen beim BfArM beantragt, die Einfuhrmengen um insgesamt 21,3 Tonnen zu erhöhen.
Presseschau: Schweiz will Cannabis-Regeln lockern (Ärzteblatt)
In der Schweiz wird über einen leichteren Zugang zu Medikamenten auf Cannabisbasis nachgedacht.
Schweiz will Cannabis-Regeln lockern
Die Schweizer Regierung will den Cannabiskonsum aus medizinischen Gründen erleichtern. Sie beschloss gestern, die bislang nötigen Ausnahmebewilligungen vom Betäubungsmittelgesetz für Patienten, die mit Cannabis Schmerzen lindern, abzuschaffen. Dazu werde nun eine Gesetzesänderung vorbereitet. Geprüft werde auch, ob Krankenkassen die Kosten übernehmen.
Zudem könnte auch der Freizeitkonsum von Cannabis einfacher werden. Mehrere Städte und Kantone sollen im Rahmen von wissenschaftlichen Studien testen dürfen, ob es Sinn macht, den Cannabiskonsum gänzlich zu erlauben und damit den Schwarzmarkt trocken zu legen.
Bislang dürfen Cannabisblüten nur verkauft werden, wenn der Anteil der psychoaktiven Substanz THC unter einem Prozent liegt. Nach offiziellen Schätzungen rauchen etwa 200.000 Menschen regelmäßig Cannabis in der Schweiz. Dort verfolgt man eine liberalere Drogenpolitik als in den Nachbarländern. In Deutschland ist der Cannabis-Konsum – mit Ausnahme von medizinischen Anwendungen in strengen Grenzen – verboten.
Einige Pressemeldungen und Informationen der vergangenen Tage
Cannabis-Patient fühlt sich schikaniert (tz.de)
Schweiz will Cannabis-Regeln lockern (Spiegel Online)
Cannabis-Aktien in Deutschland - Noch mal davon gekommen? (Wallstreet.online)
Cannabis-Verordnung auch in der PKV mit Hürden (Ärzte Zeitung)
Mann baut für seine Mutter Cannabis an – Freiheitsstrafe auf Bewährung (Kreisbote)
Aphria: Medizinisches Cannabis in Deutschland zu teuer (FinanzNachrichten.de)
Libanon: Hanfpflanze als Basis für die Sanierung (Luzerner Zeitung)
Staat will lupenreines “Cannabis made in Austria” herstellen (Salzburg24, Österreich)
Bundesrat will Verkaufsverbot von Cannabis als Medizin aufheben (Watson, Schweiz)
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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