ACM-Mitteilungen vom 04. Juli 2015
- Medizinische Anwendung von Cannabis (Bundesamt für Gesundheit der Schweiz)
- Presseschau: Israel setzt auf Cannabis für Kinder (Saarbrücker Zeitung)
- Presseschau: «Die Pharmaindustrie ist nicht an Cannabis interessiert» (Basler Zeitung)
- Presseschau: Schweizer Firmen setzen auf Cannabis (Tages Anzeiger)
- Presseschau: Cannabis als Arznei: Viel Hype, wenig Substanz (Spiegel Online)
- Presseschau: Wunderstoff CBD: Kommt jetzt Cannabis als Medikament für alle? (Focus)
- Presseschau: Österreichs Umgang mit Cannabis: Es ist kompliziert (Kurier)
Medizinische Anwendung von Cannabis (Bundesamt für Gesundheit der Schweiz)
Das Bundesamt für Gesundheit der Schweiz hat eine der beiden Übersichten in Auftrag gegeben, die kürzlich im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurden und berichtet in einer Pressemitteilung von den Ergebnissen.
„Eine vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) finanzierte Studie hat die medizinische Anwendung von Cannabis untersucht. Insbesondere bei chronischen oder bei durch Krebs verursachten Schmerzen zeigt Cannabis eine gute Wirkung. Dasselbe gilt für Krämpfe, die durch Multiple Sklerose ausgelöst werden. Die Resultate werden bei der künftigen Vergabe von Ausnahmebewilligungen berücksichtigt.
Der Konsum von Cannabis ist in der Schweiz verboten. Für eine beschränkte medizinische Anwendung kann das BAG jedoch Ausnahmebewilligungen erteilen. Um solche Ausnahmebewilligungen noch zielgerichteter ausstellen zu können, hat das BAG eine systematische Übersicht über die positiven wie auch negativen Auswirkungen des medizinischen Gebrauchs von Cannabis in Auftrag gegeben.
Für diese Metastudie wurden 79 klinische Studien mit insgesamt über 6000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern untersucht und statistisch analysiert. Die Studie kommt zum Schluss, dass die Einnahme von Cannabis mit einer Linderung von Symptomen einhergeht, aber eine Wirkung nicht für alle untersuchten Indikationen statistisch belegt werden kann. Gute Belege bestehen für die Wirksamkeit von Cannabis bei der Behandlung von chronischen oder durch Krebs verursachten Schmerzen sowie bei Muskelkrämpfen infolge Multipler Sklerose. Auch bei Übelkeit als Nebenwirkung einer Chemotherapie, bei Gewichtsverlust von Aidskranken, bei Schlafstörungen sowie dem Tourette-Syndrom zeigten sich positive Auswirkungen. Bei Angstsymptomen ist Cannabis am wenigsten wirksam. Als kurzfristig auftretende Nebenwirkungen wurden Symptome wie Mundtrockenheit, Müdigkeit, Übelkeit oder Schläfrigkeit festgestellt.
Die Studienergebnisse zeigen insgesamt ein vielversprechendes Heilmittelpotenzial von Cannabis. Das BAG wird sie bei der künftigen Vergabe von Ausnahmebewilligungen einfliessen lassen.“
Medizinische Anwendung von Cannabis
Presseschau: Israel setzt auf Cannabis für Kinder (Saarbrücker Zeitung)
Verschiedene Medien berichten von Zeit zu Zeit über die guten Möglichkeiten der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten in Israel.
„Ärzte in Tel Aviv verschreiben an Epilepsie erkranktem Jungen THC-Medikament – 20 000 Patienten erhalten Droge legal – Experte: „objektiver nutzen schwer messbar“.
Die Wirkung von medizinischem Cannabis ist umstritten. Ausgerechnet im kleinen Israel schwören Tausende Patienten darauf. Auch Kinder bekommen das Mittel verschrieben – teils mit erstaunlichem Erfolg.
Es begann, als Jali vier Monate alt war. Der Junge wand sich unter Krämpfen, die Muskeln zuckten. Die epileptischen Anfälle sollten jahrelang wiederkehren: Immer wieder schlug der Körper des Kleinen plötzlich aus, oft mehrmals am Tag. Um sich nicht zu verletzen, trug Jali einen Sturzhelm. Die Eltern lebten ständig in Sorge, die beiden Brüder fühlten sich vernachlässigt. „Die Krankheit hat unser ganzes Leben bestimmt“, sagt Mutter Jael Bracha.
Heute ist Jali sieben Jahre alt – und symptomfrei. Das verdankt er einem Mittel, das vielerorts illegal und überall umstritten ist: Cannabis. Dreimal am Tag bekommt Jali Tropfen, die die Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) enthalten. Seit er das Mittel nehme, erzählt die Mutter, habe er keinen einzigen Anfall mehr gehabt.“
Israel setzt auf Cannabis für Kinder
Presseschau: «Die Pharmaindustrie ist nicht an Cannabis interessiert» (Basler Zeitung)
Die pharmazeutische Industrie ist nur wenig an der Erforschung des therapeutischen Potenzials natürlicher Cannabisprodukte interessiert. Das führt dazu, dass die wissenschaftliche Datenlage bei vielen potenziellen Indikationen schlecht ist.
„Neurologe Markus Weber arbeitet schon seit längerem mit medizinischem Cannabis. Im Interview spricht er über seine Hoffnungen und Frustrationen.
Wie viele Menschen werden in der Schweiz derzeit von Ärzten mit Cannabinoiden behandelt?
In unserem Zentrum sind es ca. 60 bis 70 mit verschiedensten neurologischen Indikationen. Die genauen Zahlen für die Schweiz hat das Bundesamt für Gesundheit, da es ja für jede Verschreibung eine Sonderbewilligung braucht.
Sie klingen ernüchtert.
Ich würde mir wünschen, dass Cannabinoide vom BAG gleich behandelt würden wie die Opiate, wie es in gewissen Ländern bereits der Fall ist. Dann könnte ich sie ohne Bewilligung verschreiben. Wir dürfen sie laut BAG nur im Rahmen von Heilversuchen verschreiben. Cannabis darf erst dann angewandt werden, wenn alle anderen Medikamente versagt haben. Mit dem Resultat, dass sich die Leute selber behandeln, was nicht gutzuheissen ist.“
«Die Pharmaindustrie ist nicht an Cannabis interessiert»
Presseschau: Schweizer Firmen setzen auf Cannabis (Tages Anzeiger)
In der Schweiz wächst wie in Deutschland zunehmend das Interesse an einer Ausweitung der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten, in der Ärzteschaft, der Politik und bei Firmen.
„Das neue magische Wort in der Hanfszene heisst Cannabidiol. Der Wirkstoff aus Cannabis macht nicht high, soll aber Krankheiten heilen.
Alles begann mit Charlotte Figi. Das kleine Mädchen aus dem US-Bundesstaat Colorado leidet an einer seltenen Form von Epilepsie, dem Dravet-Syndrom. Als Fünfjährige hatte Charlotte bis zu 300 Epilepsieanfälle pro Tag, ihr Zustand wurde immer schlimmer, und keines der vorhandenen Medikamente konnte ihr helfen. Die Ärzte überlegten bereits, das Mädchen in ein künstliches Koma zu versetzen, damit sich sein Körper und Gehirn erholen könnten. Da entschieden die Eltern, zu einem ungewöhnlichen Mittel zu greifen: Marihuana. Im Internet hatten sie gelesen, dass die Pflanze bei einem Bub mit Dravet-Syndrom wirkte, und nach langen Diskussionen wagten sie einen Versuch.
Die Mutter kaufte für 800 Dollar ein Säckchen Gras und stellte daraus mit Hilfe einer Freundin ein Öl her. Sie spritzte es ihrer Tochter unter die Zunge. Das hat das Leben von Charlotte verändert: Die Anfälle blieben aus. Heute ist das Mädchen zwar nicht geheilt, aber durch den Cannabis-Extrakt reduzierten sich die Anfälle von Hunderten pro Tag auf einen pro Woche. Die Krankheit kann so weit kontrolliert werden, dass das Mädchen wieder essen, sprechen und sogar Velo fahren kann.“
Schweizer Firmen setzen auf Cannabis
Presseschau: Cannabis als Arznei: Viel Hype, wenig Substanz (Spiegel Online)
Der Spiegel berichtete über die Übersichten zum therapeutischen Potenzial von Cannabisprodukten im Journal of the American Medical Association. Die Übersichten hatten gezeigt, dass nur für wenige Indikationen eine gute wissenschaftliche Datenlage vorliegt. Der Spiegel vergisst dabei, dass das erforschte Potenzial nicht mit dem realen Potenzial übereinstimmt, denn klinische Forschung ist sehr teuer und es sind nicht viele bereit, dieses Geld zu investieren. Es gibt also eine Diskrepanz zwischen den hunderttausendfachen Erfahrungen von Patienten und Ärzten und dem wissenschaftlichen Kenntnisstand.
„Viele Patienten setzen große Hoffnungen auf medizinisches Cannabis. Forscher haben nun Dutzende Studien zur Hanf-Behandlung analysiert - und viele Wissenslücken gefunden.
Krebs, Multiple Sklerose, Tourettesyndrom - Cannabis kommt oft bei Krankheiten zum Einsatz, die so schwer sind, dass jede Hilfe zählt. Umso größer sind die Hoffnungen, die viele in die Droge setzen. Immer mehr Menschen nutzen sie weltweit als Medizin. Tatsächlich wissen Ärzte jedoch wenig über den Nutzen des Medikaments, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Für seine Analyse durchforstete ein internationales Forscherteam um Penny Whiting vom University Hospital in Bristol 28 Datenbanken auf der Suche nach Studien, die sich mit der Wirkung von Cannabis als Medikament auseinandergesetzt hatten. Dabei stießen sie auf 79 Untersuchungen mit knapp 6500 Teilnehmern; die älteste stammte aus dem Jahr 1975, die aktuellste aus diesem Jahr.“
Cannabis als Arznei: Viel Hype, wenig Substanz
Presseschau: Wunderstoff CBD: Kommt jetzt Cannabis als Medikament für alle? (Focus)
Der Focus berichtete über das therapeutische Potenzial des nicht psychotropen Cannabinoids Cannabidiol (CBD).
„70 Jahre lang war Haschisch als berauschende Droge geächtet. Heute denken viele Mediziner anders und schätzen die therapeutische Wirkung der Hanfpflanze. Henrik Sprengel berichtet auf dem DLD Summer über die Vorteile von Cannabis als Medizinprodukt.
- Cannabis wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend.
- Das Cannabinoid CBD ist nicht psychoaktiv.
- Das macht Medikamente auf Cannabisbasis zum vielversprechenden Forschungsansatz.
Seit Jahrhunderten setzen viele Kulturen aus aller Welt auf Medikamente auf Cannabisbasis. Doch in Deutschland dürfen derzeit nur 370 Patienten mit Ausnahmegenehmigung Cannabis legal erwerben und konsumieren.
Noch immer ist Cannabis als Rauschdroge in Verruf. Die Hürden für Kranke, legal an den Stoff zu kommen, sind hoch. Das wird sich vermutlich bald ändern: Mediziner setzen zunehmend auf die therapeutische Wirkung der Hanfpflanze – vor allem auf den Wirkstoff Cannabidiol (CBD). Er ist neben dem bekannten Tetrahydrocannabinol (THC) der Hanf-Wirkstoff, der am effektivsten gegen Erkrankungen wirkt.“
Wunderstoff CBD: Kommt jetzt Cannabis als Medikament für alle?
Presseschau: Österreichs Umgang mit Cannabis: Es ist kompliziert (Kurier)
Auch in Österreich wird zurzeit über den rechtlichen Status von Cannabis diskutiert. Regelmäßig berichten verschiedene Medien.
„Von Alaska bis Hamburg stehen die Zeichen auf Legalisierung. In Österreich ist eine klare Linie nicht absehbar.
Jeder Krieg hat ein Ende. Auch dieser: Der von Richard Nixon im Jahr 1971 deklarierte "War on Drugs" gilt als gescheitert. Sukzessive wird die Drogenpolitik in den Vereinigten Staaten liberaler – vor allem bei Cannabis. Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet laut Umfragen das Ende der Prohibition. Sogar die renommierte Tageszeitung New York Times empfahl einen regulierten Markt. Ein Paradigmenwechsel, dem immer mehr folgen.
In einigen US-Bundesstaaten, wie etwa Colorado oder Washington, ist kiffen – man spricht von "rekreativem Verbrauch" – legal. Alaska und Oregon sollen Anfang 2016 mit einem regulierten Markt folgen. In anderen Bundesstaaten wurde Cannabis für den medizinischen Gebrauch freigegeben.
Was vor einigen Jahren noch absurd schien, ist heute Realität: Das legale Business mit Dope boomt und lässt neue Geschäftsmodelle entstehen. Smarte Manager treffen einander bei "International Cannabis Business"-Konferenzen. Peter Thiel, Facebook-Mitbegründer, investiert mittlerweile ins Hanfgeschäft. Erste Produkte sind auf dem Markt – etwa "Marley Natural": "Cannabis der Extraklasse", benannt nach dem Reggaesänger Bob Marley. Von ihm stammt der Satz "Gras ist das Heilmittel der Nation".“
Veranstaltungen 2020
Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.
IACM-Konferenz 2022
Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.
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